Zahlen zu Krankenhäusern in NRW Mehr Pfleger in NRW - doch der Pflegenotstand bleibt Realität

Düsseldorf · Etwas weniger Patienten, etwas mehr Pfleger - das ist die Bilanz der Krankenhäuser in NRW für das Jahr 2017. Doch Experten sehen darin noch keine Entlastung für den Pflegenotstand. Die Arbeitsbelastung sei nach wie vor zu hoch.

 Ein Pfleger schiebt einen Rollstuhl über einen Krankenhausflur (Symbol).

Ein Pfleger schiebt einen Rollstuhl über einen Krankenhausflur (Symbol).

Foto: picture alliance / dpa/Peter Steffen

An den Unikliniken in Düsseldorf und Essen wird derzeit der Streik zwischen Krankenhausleitung und Personalvertretung geschlichtet: Es geht um mehr Personal - die Angestellten wünschen sich deutlich mehr Entlastung.

Am Montag hat das statistische Landesamt in NRW Zahlen zur Patienten- und Personalentwicklung in den Krankenhäusern für das Jahr 2017 veröffentlicht. Das überraschende Ergebnis: Es gibt etwas weniger Patienten, und etwas mehr Pflegepersonal. In absoluten Zahlen zeigt sich allerdings, dass die Entwicklung noch nicht systemverändernd wirkt. Die Zahl der vollstationären Patienten sank um etwa 21.000 von etwa 4.638.800 auf 4.617.800, also um etwa 0,5 Prozent.

Gleichzeitig arbeiteten 42.200 Ärzte an Kliniken in NRW, ein Anstieg um etwa 1000 im Vergleich zu 2016. Bei den Pflegern stieg der Anteil um nur 0,6 Prozent auf 102.700. Das sind nur knapp 600 Pfleger mehr als 2016.

„Steigerungsraten im Bereich von Nachkommastellen - wie 0,6 Prozent Steigerung beim Pflegepersonal - reichen bei weitem nicht aus“, kommentiert NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Zahlen auf Anfrage unserer Redaktion. „Das ist noch keine Trendwende“, sagt auch Mirko Miliniewitsch, Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW. „Die Menschen werden davon noch nicht viel spüren.“

Gleichzeitig bleiben Patienten im Langzeitvergleich nicht mehr so lange im Krankenhaus. Im Jahr 2000 dauerte ein Krankenhausaufenthalt im Schnitt zehn Tage. 2017 waren es 7,2 Tage, damit liegt der Wert auf einem ähnlichen Niveau wie schon in den vergangenen Jahren.

Das bedeute, dass die Krankenhäuser zum einen effizienter arbeiten. Zum anderen verdichtet sich damit auch die Arbeitsbelastung für das Personal, analysiert der Experte. „Es werden mehr Patienten in kurzer Zeit behandelt“, sagt Miliniewitsch.

Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Josef Neumann übt vor allem daran Kritik. „Es ist ein Erfolg, dass die Zahl der Pflegekräfte nicht gesunken ist. Aber sie reicht immer noch nicht aus, um der Arbeitsverdichtung vor allem beim Pflegepersonal entgegen zu wirken“, sagt er.

Er erklärt die gesunkene Zahl der Patienten in den Kliniken damit, dass vor allem kleinere Operationen mittlerweile ambulant gemacht würden. Das sei erstmal keine dramatische Entwicklung.

Anders beurteilt er die Entwicklung beim Personal. Dafür dass mehr Ärzte in den Kliniken angestellt werden, sieht er zwei Gründe. Zum einen hätten sich Arbeitschutzgesetze verändert, sodass Krankenhäuser mehr Ärzte für den Bereitschaftsdienst benötigen. Zum anderen würden Kliniken mehr Ärzte einstellen, weil sie dadurch höhere Umsätze erwarten. „Mehr Ärzte, mehr Untersuchungen, mehr Umsatz“, sagt Neumann. Das gehe dann oft zulasten des Pflegepersonals. Die Zahl der Pfleger steige gleichzeitig nicht so stark, damit werde die Arbeitsbelastung für jeden Einzelnen größer. Allerdings unterscheiden sich die Zahlen auf regionaler Ebene: Während in Düsseldorf, Köln, Bonn, Neuss, Krefeld, Mönchengladbach und Essen der Anteil des Pflegepersonals teilweise deutlich stieg, sank er in Duisburg, Oberhausen, im Kreis Kleve und im Oberbergischen Kreis teils deutlich.

Eine umfassende Lösung wird jedoch dauern: Der Arbeitsmarkt für medizinisches Fachpersonal sei fast leer gefegt, sagt der Sprecher der Krankenhausgesellschaft. Bundesweit fehlen etwa 11.000 Krankenpfleger. Daher gilt es laut Krankenhausgesellschaft, an vielen unterschiedlichen Punkten gleichzeitig anzusetzen. Man müsse etwa mit Teilzeit-Kräften sprechen, ob sie ihre Arbeitszeit aufstocken wollen. Sicherlich müsse man auch an der Gehaltsschraube drehen, sagt Miliniewitsch. Die Grünen in NRW fordern, dass der Bund Geld für 25.000 zusätzliche Pflegestellen in Krankenhäusern und Altenpflege-Einrichtungen bereitstellt. Auch die Zahl der Auszubildenden in nordrhein-westfälischen Krankenhäusern müsse erhöht werden.

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