Zugvögel über NRW Diese Fakten über Kraniche kannten Sie bestimmt noch nicht

Düsseldorf · Seit einigen Tagen ziehen die Kraniche in ihr Winterquartier. Am Himmel über Nordrhein-Westfalen ist das als schönes Naturschauspiel zu bewundern. Was macht die Faszination der Vögel aus? Wir klären das jetzt.

 Kraniche fliegen im Sonnenaufgang (Symbolbild).

Kraniche fliegen im Sonnenaufgang (Symbolbild).

Foto: ZB/Patrick Pleul

Der Ruf des Kranichs könnte kaum besser sein. Er gilt als schön, elegant, als Bote des Glücks und des Frühlings. Taucht er hier dieser Tage am Himmel auf, zieht er mit Tausenden Artgenossen in der unverkennbaren V-Formation und lauten Trompeten gen Süden.

Das war vor einigen Jahren noch anders. „Dem Kranich ging es lange nicht gut“, sagt Birgit Königs vom Nabu NRW in Düsseldorf. „Durch den Schutz sind die Bestände wieder gewachsen. Deshalb kann man jetzt sehr verlässlich am Himmel verfolgen, wenn es Winter beziehungsweise wieder Frühling wird.“ Auch die Sprecherin der Naturschützer bemerkt die Faszination für die Tiere. „Die Kraniche sind absolute Sympathieträger.“

  • Kraniche gelten in vielen Kulturen der Welt als Glücksboten, als achtsam und schön.
  • Im antiken Ägypten galt der Kranich als Sonnenvogel. In den Hieroglyphen taucht der Kranich ebenfalls auf – als Schriftsymbol.
  • Im antiken Griechenland waren die Kraniche zum Beispiel dem Gott Apollon zugeordnet. Er galt als Symbol der Wachsamkeit und Klugheit.
  • Das Image des Kranichs im alten Rom war ebenfalls hervorragend. Die Römer sahen in ihm das Symbol für kluges Handeln, Beharrlichkeit und Sorgfalt.
  • Im Kaiserreich China glaubte man, dass die Seelen der Verstorbenen auf dem Rücken des Kranichs in den Himmel getragen werden.
  • In der keltischen Mythologie ist der Kranich ebenfalls ein Symbol des Glücks und ein Bote des Frühlings.
  • Besonders in Japan wird der Vogel verehrt. Da ist er Symbol des Glücks und der Langlebigkeit. Ein Mythos sagt, wer 1000 Origami-Kraniche gefaltet hat, dem erfüllen die Götter einen Wunsch. Diese Papier-Kraniche werden zu besonderen Anlässen überreicht.
  • Sadako Sasaki war Opfer der Atombombe von Hiroshima und erkrankte wegen der Strahlung an Leukämie. Gegen die Krankheit kämpfte sie mit dem Falten der Origami-Kraniche. Seitdem gilt der Kranich auch als Symbol der Friedensbewegung und des Widerstands gegen Atomwaffen.
  • In der Literatur kommt der Kranich ebenfalls in Märchen, Fabeln und Gedichten mit positiven Eigenschaften daher. Zum Beispiel in Bertholt Brechts Gedicht „Die Liebenden“ – da ist der Vogel ein Sinnbild für die Liebe.
  • Taucht der Kranich auf einem Wappen auf, steht er für Vorsicht und Wachsamkeit.

Dass der Kranich im Regelfall mit guten Eigenschaften belegt ist, erklärt sich die Sprecherin des Nabu durch seine Zuverlässigkeit in der Zugzeit. „Früher waren die Winter für die Menschen ja wesentlich härter. Das bedeutete, wenn der Kranich zurückkommt, sind die harten Zeiten vorbei“, sagt Königs. „In unseren Regionen sind die Tiere Frühlingsboten und sorgen für Freude – vor allen Dingen beim Rückzug im Frühjahr.“ Auch ihr Aussehen und ihre Eleganz in der Bewegung könnten ihrer Meinung nach Gründe sein, dass die Tiere vor allem im asiatischen Raum verehrt werden.

  • Die Kraniche, die in den vergangenen Tagen am Himmel über Rhein und Ruhr zu sehen waren, kommen in der Regel aus Skandinavien und Osteuropa aus ihren Brutrevieren nach Deutschland, wenn es da kälter und die Nahrung knapp wird. Im Norden und an der Ostsee bleiben sie dann für eine Zwischenstation, bis auch hier das Nahrungsangebot schrumpft und die Kraniche nach Frankreich, Portugal, Nordafrika – vor allem aber nach Spanien weiterziehen und hier den Winter verbringen.
  • Kraniche ernähren sich sowohl pflanzlich als auch tierisch. Zu ihren Speisen gehören zum Beispiel Körner von Mais, Gerste, Weizen und Hafer, Sonnenblumenkerne, Beeren, Gemüse, Eicheln und Sprossen sowie Insekten, Würmer, Frösche aber auch kleine Fische, Reptilien und Kleinsäuger wie Mäuse.
  • Wenn Kraniche einen Partner gefunden haben, bleiben sie in der Regel ihr Leben lang zusammen.
  • Die Kraniche umwerben sich mit dem Kranichtanz – einem Balzritual – vor allem im Frühling.
  • Wenn die Küken Probleme beim Schlüpfen haben, leisten die Eltern „aktive Geburtshilfe“ und knabbern an der Schale, ohne den Nachwuchs zu verletzen.
  • Kraniche können um die 15 Jahre in freier Natur alt werden.
  • Durchschnittlich legen sie im Jahr rund 8000 Kilometer Zugstrecke zurück.
  • Sie legen also während ihrem Leben rund 120.000 Kilometer Zugstrecke zurück – das sind gut drei Erdumrundungen.
  • Die 3000 Kilometer von Norddeutschland nach Spanien schaffen die Tiere innerhalb einer Woche – abhängig vom Wetter.
  • Nicht alle Kraniche ziehen zum Brüten nach Skandinavien oder Osteuropa. In Deutschland gibt es schätzungsweise 8000 Brutpaare. Davon nur zwei bis drei in NRW.
  • Die meisten Kraniche ziehen noch in ihre Winterquartiere. Schätzungsweise sind 50.000 bereits durch. 150.000 warten noch in Norddeutschland auf einen Kälteeinbruch.
  • Die allermeisten der Kraniche, die aus Deutschland in ihr Winterquartier ziehen, überwintern in der spanischen Extremadura, nämlich schätzungsweise 130.000.
 Ein Papier-Kranich sitzt auf Steinen (Symbolbild).

Ein Papier-Kranich sitzt auf Steinen (Symbolbild).

Foto: Shutterstock/Kris Tan
Kraniche ziehen über Leichlingen-Witzhelden. Das Foto kommt von unserer Leserin Diana Goralski.

Kraniche ziehen über Leichlingen-Witzhelden. Das Foto kommt von unserer Leserin Diana Goralski.

Foto: Diana Goralski

Nicht alle Kraniche ziehen zur gleichen Zeit: Damit die Population flexibel ist, ziehen einige bei den ersten Anzeichen von Herbst nach Süden, viele zwischen Oktober und November, einige auch erst, wenn es so kalt ist, dass es wirklich keine Nahrung mehr für sie gibt. Und natürlich kommen sie kommendes Jahr wieder zuverlässig zurück und bringen den Frühling mit.

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