Durchsuchung auch in Kranenburg Polizei beschlagnahmt in Grenzregion tonnenweise illegale Böller

Update | Osnabrück/Enschede/Kranenburg · In einer Bunkeranlage an der deutsch-niederländischen Grenze entdecken Ermittler ein Lager mit Dutzenden Tonnen Feuerwerk. Zwei Verdächtige werden festgenommen. Auch in Kranenburg gab es eine Durchsuchung.

Illegale Böller: Durchsuchungen in der Grenzregion - zwei Festnahmen
7 Bilder

Polizei beschlagnahmt in Grenzregion tonnenweise illegale Böller

7 Bilder
Foto: dpa/Friso Gentsch

Diese Nachricht machte am Dienstag Schlagzeilen: Wenige Tage vor Silvester haben deutsche und niederländische Polizisten tonnenweise illegale, hoch gefährliche Feuerwerkskörper in der Grenzregion sichergestellt. Die größte Menge der rund 250 Tonnen Pyrotechnik lagerte in einem Bunkerkomplex bei Ochtrup und etwa 20 Kilometer von der niederländischen Stadt Enschede entfernt. Zwei Tatverdächtige, die mit den illegalen Böllern gehandelt haben sollen, wurden in den Niederlanden festgenommen. Sie galten als Kopf einer Gruppe von Beschuldigten, sagte ein Polizeisprecher. Es gebe noch weitere Verdächtige.

Die Verdächtigen sollen das Feuerwerk in Webshops vor allem in den Niederlanden zum Verkauf angeboten haben. Die Ware konnte dann in Läden in der Grenzregion abgeholt werden. Die niederländische und die deutsche Polizei hatten deshalb ab dem frühen Dienstagmorgen mit zahlreichen Einsatzkräften an gleich mehreren Orten Durchsuchungen durchgeführt. Neben dem Bunkerkomplex bei Ochtrup auch bei weiteren Verkaufsstellen und Geschäftsadressen von Firmen der Verdächtigen in Den Haag, Enschede und Haaksbergen sowie in Bad Bentheim, Ahaus, Papenburg – und in Kranenburg. Auch in der Grenzgemeinde im Kreis Kleve war man auf der Suche nach illegalem Feuerwerk. Das hat man nach Informationen unserer Redaktion allerdings nicht gefunden.

Bei den Durchsuchungen werden am Niederrhein Erinnerungen wach, es ist nicht die erste Polizeiaktion dieser Art. Bereits im Oktober konnten elf Verdächtige in den Niederlanden festgenommen werden. Rund 350 Tonnen illegale Pyrotechnik wurde damals bei Durchsuchungen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und den Niederlanden beschlagnahmt. Der Marktwert lag bei rund 25 Millionen Euro, auch hohe Bargeldbeträge wurden gefunden und beschlagnahmt. In drei Orten am Niederrhein wurden die Beamten damals fündig: In Kevelaer-Twisteden fanden die Ermittler Sprengkörper in fünf Bunkern. 20 Tonnen wurden hier sichergestellt. In Hamminkeln hatten die Täter das Sprengmaterial hinter Stroh in einer Scheune versteckt. Auch hier handelte es sich um rund 20 Tonnen. In Kranenburg soll sich laut Polizei der Firmensitz des Netzwerks befunden haben. In dem Wohnhaus dort sollen alle Fäden zusammengelaufen und der Handel koordiniert worden sein. Dafür hatten die Täter sogar eine GmbH angemeldet. Diese Pyrotechnik soll von China über mehrere Länder in die Niederlande transportiert worden sein.

Am Dienstag nun der erneute Einsatz. „Viel von dem gefundenen Feuerwerk ist für niederländische Verbraucher verboten, weil es zu gefährlich ist“, sagte Jack Sijm, Feuerwerksexperte der niederländischen Polizei. Es sei Feuerwerk der schwersten Kategorie gefunden worden wie „Shells“, das weder in Deutschland noch in den Niederlanden erlaubt sei. „Shells“ seien „lebensgefährlich“, sagte der Experte. Die Polizei will nun so viel Feuerwerk wie möglich, das bereits verkauft worden war, wieder bei den Käufern zurückholen. Die beschlagnahmte Pyrotechnik soll sachgerecht vernichtet werden. Der Marktwert der nun sichergestellten Böller belaufe sich auf mehr als 15 Millionen Euro.

Um den Handel mit illegalen Feuerwerkskörpern zu bekämpfen, hatte sich die niederländische Polizei nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren verstärkt um eine internationale Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden bemüht - etwa wurde eine Taskforce speziell für verbotene Feuerwerkskörper eingerichtet.

Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) hatte die vorangegangenen grenzüberschreitenden Durchsuchungen der Ermittlungsbehörden zum Anlass genommen, um auf die Gefahr illegaler Pyrotechnik hinzuweisen. „Illegales Feuerwerk ist kein Spaß, sondern eine lebensgefährliche Bedrohung für Leib und Leben“, hatte der VPI-Vorsitzende Thomas Schreiber gesagt. Da Hersteller und Händler von Feuerwerk zuletzt einen Trend zum Abrennen illegaler Pyrotechnik feststellten, wollte der Verband eine verbandseigene Experten-Gruppe einrichten, hieß es Mitte November.

 In verschiedenen Orten gab es Durchsuchungen wegen illegaler Feuerwerkskörper.

In verschiedenen Orten gab es Durchsuchungen wegen illegaler Feuerwerkskörper.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Nachdem der Verkauf von Feuerwerk in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland pandemiebedingt verboten war, stellen sich die Kliniken in der Bundesrepublik unterdessen wieder auf ein normales Silvester ein - sprich: eine hohe Belastung der Kliniken wegen Verletzungen. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Krankenhäuser und ihre Notaufnahmen in der kommenden Silvesternacht wieder so stark wie in den Jahren vor der Pandemie mit Feuerwerksverletzungen belastet werden“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß.

(toc/kag/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort