Kostenpflichtige Tests für Ungeimpfte Dann doch lieber zur Impfung? – „Nö“

Köln · Wer ungeimpft ist, muss seit Montag für einen Schnelltest bezahlen. Die Preise variieren. Wie reagieren die Menschen? Und führt die neue Regelung dazu, dass sie sich doch noch für eine Impfung entscheiden? Wir haben Testzentren in Köln und Düsseldorf besucht.

 Die Werbeaufkleber eines Corona-Testlabors werden von einer Mitarbeiterin entfernt.

Die Werbeaufkleber eines Corona-Testlabors werden von einer Mitarbeiterin entfernt.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Draußen vor einem kleinen Testzentrum im Kölner Norden baumelt noch das Schild „Kostenlose Bürgertests!“. Dass die Corona-Schnelltests seit Montag selbst bezahlt werden, hat sich aber bei fast allen Kunden herumgesprochen. „Es ist ja nur überall unterschiedlich“, sagt ein Mann, der einen aktuellen Test für den Besuch einer Beerdigung braucht. 15 Euro muss er für den Test bezahlen. „Ich werde mich künftig nur noch für Arbeitsprojekte testen lassen“, sagt der 47-Jährige. Café- und Restaurantbesuche oder Kulturveranstaltungen würden dann halt ausfallen. Bisher hat er die Impfung abgelehnt, weil er „dem Impfstoff nicht traut“, wie er sagt. Ob er nun nicht doch über eine Impfung nachdenken will? „Nö“, sagt er. „Ich lasse mich aber testen, wann immer es notwendig wird, ich will schließlich niemanden anstecken.“

Am Montag sind einige Änderungen für Ungeimpfte in Kraft getreten. Das Leben wird für sie komplizierter. Sie müssen nicht nur ihre Schnelltests selbst bezahlen. Auch eine behördlich angeordnete Quarantäne kann finanzielle Auswirkungen haben: Nordrhein-Westfalen zahlt für Verdienstausfälle bei Quarantäne in der Regel keine Entschädigungen mehr an Ungeimpfte. „Wichtig ist, dass die Regelung nur für Quarantänemaßnahmen gilt, die ab dem 11. Oktober ausgesprochen wurden“, teilte das Gesundheitsministerium mit. „Das bedeutet, für Quarantänen, die davor liegen, findet die Regelung noch keine Anwendung.“ Die Änderungen werden damit begründet, dass bereits ein Großteil der Bevölkerung gegen Corona geimpft ist und flächendeckend Impfangebote gemacht werden. Die Regelung gilt bundesweit.

In der Flora-Apotheke in Köln hofft die stellvertretende Chefin Margot Pelzer, dass die kostenpflichtigen Tests nun doch noch einige zur Impfung bewegen. „Sonst kommen wir nicht durch die Pandemie“, sagt sie. Hier kostet ein Test jetzt 16 Euro. Es gab keine Preisvorgaben von Bund oder Land. Viele Kunden waren heute noch nicht zum Testen da. „Es gab Zeiten, da haben wir 100 Tests am Tag durchgeführt“, sagt Pelzer. „Das wird jetzt natürlich nachlassen.“

Für 14,90 Euro kann man sich bei „Medicare“ auf der Neusser Straße testen lassen. „14 Leute waren heute schon da, zwölf von ihnen waren Kinder“, sagt Sarra Baklouti, die die Tests registriert und durchführt. Für Kinder unter zwölf Jahren bleiben die Tests gratis. Ebenso für Erwachsene, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. „Nach den Herbstferien können die Kinder sich aber ja wieder in den Schulen testen lassen.“ Auch Sarra Baklouti ist davon überzeugt, dass das Geschäft mit den Tests jetzt deutlich abnehmen wird.

In Düsseldorf ist an den Testzentren in der Innenstadt und in Bilk auch wenig los. Ein Mann stürmt wütend davon, weil er nicht einsieht, als Geimpfter für den Test bezahlen zu müssen. Ein 33-Jähriger braucht den Test für einen Friseurtermin. „Das ist traurig“, sagt er. „Man zahlt für den Termin jetzt doppelt.“ Er sagt, er sei noch nicht geimpft, weil seine Ehefrau gerade stillt und sich daher bisher nicht hat impfen lassen. Aus Solidarität verzichte er deshalb auch auf eine Impfung. „Ich bin aber auch leicht skeptisch“, sagt er.

Bisher zahlen Arbeitgeber im Quarantänefall den Lohn fort und können sich den Betrag dann von den kommunalen Landschaftsverbänden in NRW erstatten lassen. Laut NRW-Gesundheitsministerium wurden bisher rund 120 Millionen Euro für Entschädigung des Verdienstausfalls in Zusammenhang mit einer behördlich angeordneten Quarantäne ausgegeben. „Wer sich also die Freiheit herausnimmt, sich nicht impfen zu lassen, obwohl medizinisch nichts dagegen spricht, steht für die Folgen seiner Entscheidung selbst ein – nicht der Arbeitgeber, nicht die Solidargemeinschaft“, hatte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) kürzlich zur Frage der Lohn-Entschädigungen erklärt.

Wie bei den Schnelltests gibt es auch bei der Entschädigung für Verdienstausfälle bei Quarantäne Ausnahmefälle, in denen der Staat weiterhin zahlt. Wer sich wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen nicht impfen lassen könne, erhalte weiter Unterstützung, hatte Laumann erklärt. Einen Entschädigungsanspruch hätten weiterhin auch Genesene und Geimpfte, die wegen so genannter Impfdurchbrüche oder Neuerkrankungen in Quarantäne müssten.

(mit dpa)
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