Kommentar zur Wölfin am Niederrhein Abschuss nur als allerletzte Lösung

Meinung | Düsseldorf · Das NRW-Umweltministerium hat sich mit seiner Aussage zur Zukunft der Niederrhein-Wölfin Zeit erkauft. Eine endgültige Entscheidung darf es nicht sein.

Wenn das Tier mit der Bezeichnung GW954f auch bei verbessertem Herdenschutz noch Schafe reißt, wird man als Ultima Ratio an einer Tötung nicht vorbeikommen. Das mag aus Sicht einer am Niederrhein großen Wolfslobby grausam erscheinen, ist aber nur folgerichtig: Der Niederrhein ist seit Jahrzehnten ein Schafsland, Schafe schützen unsere Deiche. Vom Wolf sind derlei Heldentaten nicht bekannt.

Ohne Zweifel ist es eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes, dass der Wolf auch hier wieder heimisch ist. Wo die Wölfe keine Probleme machen, muss man sie nicht bejagen. Wenn aber, wie am Niederrhein, immer wieder auch Nutztiere gerissen werden, dann ist eine Abwägung nötig. Es ist nämlich auch eine Form von Naturschutz, wenn Schafe vor einem wild gewordenen Wolf geschützt werden. Eigentlich, so betonen Wolfsexperten immer wieder, reiche dem Wolf das im Wald lebende Wild als Nahrungsquelle völlig aus. Die Schafe sind aber leichtere Beute. Sie sind durch den Zaun eingepfercht: Ist der Wolf einmal eingedrungen, kann er sich am gedeckten Tisch bedienen.

Mit der neuen Entscheidung auf Basis von Expertenurteilen setzt NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser dem Tier eine Gnadenfrist: Friss geschützte Schafe nicht – oder stirb. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass der Streit weiter eskaliert. Auch eine Wölfin wird nicht ewig allein jagen wollen. Was passiert, wenn Gloria von Wesel irgendwann auf einen Isegrim von Irgendwo, auf einen männlichen Wolf, trifft? Bis dahin sollte das Land die Regeln für Hobby- und Berufsschäfer so transparent gestaltet haben, dass der Wolf auch bei Nutztierhaltern Akzeptanz findet.

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