Schützenfest in Neuss Komitee irritiert: Polizei filmte den Wackelzug

Neuss · Die Debatte um das Sicherheitskonzept für das Schützenfest wird im Oktober fortgesetzt. Offenbar sammelte die Polizei dafür Material.

Notausgang-Schilder am Eingang zum Marktplatz, ein Fluchtcarree als Sammelstelle auf der Festwiese und ein Außengastronomie-Verbot auf dem Markt während der Umzüge: Das Sicherheitskonzept hat das Bild des Neusser Schützenfestes schon erkennbar verändert. Jetzt werden Stimmen laut, die sich sogar einen Verzicht auf den Einsatz von Pferden wünschen, berichtet Schützenpräsident Thomas Nickel.

Er hofft zwar nicht, dass es so weit kommt — "Das wäre das Ende des Schützenfestes in der Form, wie wir es kennen." — aber im Komitee richtet man sich darauf ein, dass in puncto Sicherheit weitere Auflagen formuliert werden.

Im Vorfeld des Schützenfestes hatten das Komitee des Bürgerschützen-Vereins und die beteiligten Behörden unisono die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit betont, doch diese Fassade hat Risse bekommen.

"Ich finde es nicht gut, wenn man nicht gesagt bekommt, dass man gefilmt wird", schimpfte Nickel über die Polizei, die während des Wackelzuges am Dienstagabend am Hamtorplatz und an der Michaelstraße von erhöhter Warte aus Video-Aufzeichnungen zur Beweissicherung machte. Polizeisprecher Hans-Willi Arnold verteidigt diese Überwachung als gängige Praxis. Schon vor der Katastrophe der Duisburger Love-Parade und der sich daraus entwickelnden Debatte über Sicherheit und Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen sei bei solchen Anlässen fotografiert und gefilmt worden, berichtet Arnold.

"Das gehört zur Einsatzbewältigung." Im Vorjahr sei sogar ein Hubschrauber eingesetzt worden, um die Entwicklung der Besucherströme zu beobachten, sagt Arnold. Schlussfolgerung daraus war damals, dass in diesem Jahr auf dem Festwiesengelände nicht mehr als 20 Autos geparkt werden durften.

Erst Anfang Juli hatten Polizei und Ordnungsbehörden das Komitee darüber informiert, welche Besonderheiten des Festes im vergangenen Jahr aufgefallen waren und welche Konsequenzen deshalb angezeigt seien. Damit lag ein Papier mit 257 Seiten auf dem Tisch, in dem sogar geraten wurde, die in Frack und Zylinder auftretenden Komiteemitglieder mit einer gelben Warnweste zu kennzeichnen. Das wurde zwar zurückgewiesen, gleichwohl kosteten die zusätzlichen Bestimmungen die Schützen nach Nickels Angaben mehr als 20 000 Euro. "Wenn es der Sicherheit dient, haben wir uns dem nie widersetzt", betont Nickel, der zum Beispiel ehemalige Ablaufoffiziere für den Ordnerdienst reaktivieren musste. Auch in der Zukunft sei das Komitee gesprächsbereit, betont er. Aber die Schützen sind spürbar irritiert, dass es den beteiligten Behörden in der Sicherheitsdebatte offenbar schwer fällt, das Wort "genug" zu formulieren. "Wir wollen uns unser Schützenfest nicht durch Überregulierung kaputtmachen lassen", hatte Nickel noch in seiner Ansprache vor der Parade auf dem Markt gesagt.

Die Polizei hat zugesagt, früher als im vergangenen Jahr die Debatte über das Sicherheitskonzept führen zu wollen. Polizeisprecher Arnold denkt an einen Termin im Oktober.

(NGZ)
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