Justiz kommt nicht voran Nur wenige Verurteilte nach der Silvesternacht von Köln

Köln · 32 Verfahren endeten mit Verurteilungen. Meist ging es dabei um Raub, Diebstahl und Hehlerei. Nur drei Sexualstraftäter konnten von der Kölner Justiz überführt werden. Dabei waren mehr als 1200 Strafanzeigen eingegangen.

 Die Situation am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht 2015/16.

Die Situation am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht 2015/16.

Foto: dpa/Markus Boehm

Bei der strafrechtlichen Aufarbeitung der Kölner Silvesternacht ist es bei der Verurteilung von drei Sexualstraftätern geblieben. Zwei Männer erhielten bereits vor rund zweieinhalb Jahren Bewährungsstrafen wegen sexueller Nötigung, der dritte Angeklagte bekam damals unter anderem wegen Beleidigung auf sexueller Basis eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Das geht aus aktuellen Zahlen des Amtsgerichts Köln hervor.

Nach Einschätzung des Gerichts fällt das Ergebnis insgesamt ernüchternd aus. Die tumultartige Situation der Silvesternacht habe zu einer schwierigen Beweislage geführt, sagte ein Sprecher. So sei es kaum möglich gewesen, einzelnen Tätern konkrete Handlungen zuzuordnen. Die drei Sexualstraftäter konnten demnach nur überführt werden, weil sie Selfies von sich und den Opfern gemacht hatten.

Von den insgesamt 43 Verfahren wurden dem Bericht zufolge sechs bis auf Weiteres eingestellt, weil sich der Aufenthaltsort der mutmaßlichen Täter nicht feststellen ließ. 37 Verfahren gingen zu Ende – fünf wurden teilweise gegen Auflagen eingestellt, 32 endeten mit Verurteilungen. Meist ging es dabei um Raub, Diebstahl und Hehlerei.

An Silvester 2015/16 hatten überwiegend ausländische Männer rund um den Kölner Hauptbahnhof Hunderte Frauen umzingelt, bestohlen, sexuell bedrängt und vergewaltigt. Mehr als 1200 Strafanzeigen gingen bei der Polizei ein, mehr als 600 Frauen zeigten Sexualdelikte an. Insgesamt hatten sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft 1310 Opfer gemeldet. Die Justiz ermittelte gegen 290 Personen, darunter mehrheitlich Männer aus Algerien, Marokko, dem Irak und Syrien. Mehr als 100 seien Asylbewerber gewesen, mehr als 50 hielten sich illegal in Deutschland auf. Unter den Beschuldigten seien aber auch Deutsche und EU-Ausländer gewesen. Die Kölner Polizei hatte nach den Übergriffen in einer Pressemitteilung geschrieben: „Wir werden alles dafür tun, diese schrecklichen Übergriffe aufzuklären.“

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