Bilanz für Köln und Düsseldorf Unwirkliche Stille in den Karnevalshochburgen

Köln/Düsseldorf · An Weiberfastnacht beginnt normalerweise der Straßenkarneval. In diesem Jahr wird nicht gefeiert. Eine erste Bilanz aus Köln und Düsseldorf zeigt: Die meisten halten sich an die Feierverbote.

 Eine kostümierte Frau am Donnerstag in der Kölner Altstadt.

Eine kostümierte Frau am Donnerstag in der Kölner Altstadt.

Foto: AP/Martin Meissner

Die traditionellen Karnevalshochburgen sind am Donnerstag unwirklich still geblieben. In der Kölner Altstadt, wo sonst an Weiberfastnacht Hunderttausende feiern, war kaum jemand zu sehen. „Es waren keine Jecken unterwegs, es waren keine Kostümierten unterwegs“, sagte der Kölner Karnevalsprinz Sven I. „Ein sehr ungewohntes Bild für Weiberfastnacht.“

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) appellierte an alle Jecken, dieses Jahr zu Hause zu bleiben. „Als Fastelovendsjeck blutet mir heute das Herz. Aber: Für die Verwaltung ist heute ein normaler Arbeitstag, für Köln ein Tag wie jeder andere“, schrieb Reker bei Twitter. Auch der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) bat: „Bitte bleiben Sie in den nächsten Tagen - wie schon am 11.11. - vernünftig.“

Die Appelle fielen offenbar auf fruchtbaren Boden: Die Städte blieben leer wie an einem Sonntagmorgen - und das trotz strahlenden Sonnenscheins. Die Polizei meldete am Mittag weitestgehende Ruhe. Man habe im Zusammenhang mit Karneval „null“ zu berichten, sagte ein Sprecher der Polizei Köln. Ein Polizeisprecher in Düsseldorf erklärte, es sei einfach nichts los: „Es ist tote Buxe.“

Eine Zwischenbilanz der Stadt Köln zeigte am Nachmittag, dass es nur vereinzelte Verstöße gegen die Corona-Regeln gab. Gegen 11 Uhr trafen Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf dem Alter Markt eine Gruppe von rund 30 Leuten an. Ein Reporter filmte in der Altstadt zwei Karnevalisten beim Singen und konnte keine Drehgenehmigung vorweisen. Er bekam eine mündliche Verwarnung und musste den Dreh abbrechen. Um 11.11 Uhr umringten Fotografen eine Konfetti-streuende Karnevalistin, ohne Mindestabstände einzuhalten. Es gab nach Angaben der Stadt bisher eine einstellige Zahl von Ansammlungen in der Südstadt und in Lindenthal, die aufgelöst wurden. Auch gab es bisher nur vereinzelte Meldungen über Privatpartys, eine davon wurde in Ehrenfeld aufgelöst. In sechs Fällen kam es zu Prostitution in einer Kölner Privatwohnung.

 In Düsselorf sprengten zwei Möhne eine Live-Schalte mit dem WDR und schnitten Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) die Krawatte ab. Die Aktion war offenbar mit dem Sender abgesprochen - Keller wusste von nichts. In der Kölner Lanxess-Arena lief am Donnerstag den ganzen Tag über eine Karnevalsshow, die im Internet [https://www.magenta-musik-360.de/magenta-tv/karneval-nitallein]übertragen wurde. Ziel der Veranstalter war es, Spenden für notleidende Karnevalskünstler, Bühnenarbeiter und Techniker zu sammeln. Sie stehen durch die abgesagte Saison vielfach am Rande des Ruins.

(hsr/dpa)
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