Prozess in Köln Paar verkaufte todkranke Welpen – lange Haftstrafen

Köln · Ein Paar hat gewerbsmäßig schwer kranke Welpen aus Rumänien über das Internet verkauft, die Hunde starben innerhalb weniger Tage bei ihren neuen Besitzern. Nun wurde in dem Kölner Fall ein Urteil verkündet. Beide Angeklagte müssen in Haft.

 Die Hunde, unter anderem ein Beagle wie dieser, wurden über die Verkaufsplattform Ebay angeboten. (Symbolbild)

Die Hunde, unter anderem ein Beagle wie dieser, wurden über die Verkaufsplattform Ebay angeboten. (Symbolbild)

Foto: Thanawath Seangsuriyapone/GettyImages

Als der Prozess Mitte Dezember vergangenen Jahres begann, flossen bei der Angeklagten Ileana G. viele Tränen und sie warf ihren Kindern im Gerichtssaal Luftküsse zu. Die 33-Jährige und ihr mitangeklagter Mann haben gemeinsam fünf Kinder, der älteste Sohn ist erst 13 Jahre alt. Es geht also um viel – aber sollten die beiden noch auf eine Bewährungsstrafe gehofft haben, so zerschlägt sich diese Hoffnung am Dienstag. Wegen gemeinschaftlichen Betrugs in 19 Fällen verurteilt die Vorsitzende Richterin der 16. Großen Strafkammer Ileana G. und Nikola Z. zu je drei Jahren Haft.

Nach Überzeugung des Gerichts haben Ileana G. und Nikola Z. im Sommer 2020 in Rumänien erstmals Hundewelpen gekauft, um sie über die Verkaufsplattform Ebay in Deutschland gewinnbringend weiterzuverkaufen. Bald sollten wöchentlich bis zu zehn Welpen aus Rumänien geliefert werden. Das Paar hielt die Hunde im Keller ihres Wohnhauses bei Aachen. Die Junghunde waren ihren Müttern viel zu jung weggenommen worden, sie waren schwach und hatten Würmer. Im September 2020 infizierten sich die Welpen im Kellerverschlag mit dem Parvovirus, einer hochansteckenden Erkrankung, die fast immer tödlich endet. Bald waren sämtliche Tiere schwer krank, einige starben, noch bevor sie weiterverkauft werden konnten.

 Der Angeklagte (l.) mit seinem Verteidiger Ulrich Sommer im Kölner Landgericht. (Archiv)

Der Angeklagte (l.) mit seinem Verteidiger Ulrich Sommer im Kölner Landgericht. (Archiv)

Foto: RPO/Claudia Hauser

Eine gesondert verfolgte Mittäterin, die sich um die Hunde kümmern sollte, verscharrte die toten Welpen auf dem Feld oder entsorgte sie im Hausmüll. Ileana G. ließ den überlebenden Hunden der Rassen Beagle, Golden Retriever, Labrador, Malteser und Border Collie Schmerzmittel und Antibiotika geben, die aber nicht für Hunde, sondern für Kinder waren. Im Urteil ist von einer „Vielzahl von Welpen“ die Rede, die schon vor dem Weiterverkauf im Keller elendig starben.

Ein Freund des 13-jährigen Sohnes half Ileana G. auf deren Bitte, die Verkaufsanzeigen auf Ebay zu schalten. Man bediente sich bei schon bestehenden Anzeigen, deren Bilder und Texte einfach kopiert wurden. Klingelten die Interessenten an, gab Ileana G. sich am Telefon viel Mühe im Verkaufsgespräch, das oft eine ganze Stunde dauerte. Sie garantierte für die Gesundheit der Hunde, schickte Videos der Welpen. Dazu holte sie jeweils einen oder zwei aus dem Keller, um sie auf der Wiese oder in der Wohnung zu filmen. Das Paar verlangte zwischen 900 und 1050 Euro pro Hund – was weit unter dem üblichen Preis liegt.

Die Mittäterin wurde losgeschickt, um die Welpen auf offener Straße an die neuen Besitzer zu übergeben. Die Schwäche der Hunde erklärte die damit, dass sie gerade noch spazieren gewesen sei. Fragen nach der Mutter des jeweiligen Welpen wurden mit unterschiedlichen Lügengeschichten abgewehrt. Mal hieß es, die Hündin werde als Therapiehund eingesetzt und sei mit Ileana G. in einer Behinderteneinrichtung „arbeiten“. Mal wurde den Käufern gesagt, die Hündin seit mit Ileana G. bei deren schwer kranker Mutter. In allen Fällen unterzeichneten die Käufer einen Kaufvertrag und bezahlten bar. Alle Welpen starben. Viele schon in den ersten Tagen, spätestens aber nach einer Woche. Mehr als 1000 Euro Tierarztkosten hatten die neuen Besitzer bis dahin noch bezahlt. In einem Fall schafften sich die Käufer nach kurzer Zeit erneut einen Collie-Welpen von anderen Verkäufern an, der sich dann ebenfalls mit dem Parvovirus infizierte und eingeschläfert werden musste. Das Virus kann bis zu einem Jahr auf Oberflächen überleben.

Die Vorsitzende Richter nennt strafschärfend unter anderem die hohe kriminelle Energie des Paares. Die beiden hatten die Hunde mit gefälschten Papieren verkauft, unter diversen Alias-Namen agiert und waren dann abgetaucht, wenn die geschockten Hundebesitzer ihr Geld zurückwollten. Den Gesamtschaden beziffert das Gericht auf rund 20.000 Euro.

Tierschützer warnen immer wieder davor, junge Hunde über Online-Portale zu kaufen, weil der illegale Welpenhandel boomt und die Tiere unter katastrophalen Bedingungen in Osteuropa gezüchtet werden. Die Händler werden selten geschnappt. Nach Schätzungen der Landestierschutzbeauftragten werden jeden Monat bis zu 50.000 Welpen zwischen den Ländern der EU gehandelt.

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