Gericht bestätigt Ausreisesperre Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci muss weiter in der Türkei bleiben

Istanbul · Der Kölner Journalist und Sozialarbeiter Adil Demirci muss weiter in der Türkei bleiben. Ein Istanbuler Gericht lehnte am Dienstag einen Antrag auf Aufhebung der Ausreisesperre ab, wie Demirci nach der Verhandlung sagte.

Der Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci (Archivfoto).

Der Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci (Archivfoto).

Foto: dpa/Christine-Felice Röhrs

Zwar ordnete der Richter die Freilassung der vier noch inhaftierten Mitangeklagten an, ließ jedoch die Auflagen für Demirci und die anderen Beschuldigten in Kraft. Die nächste Anhörung wurde für den 15. Oktober angesetzt.

„Der nächste Termin ist in sechs Monaten. Das ist sehr enttäuschend für mich. Ich hatte damit gerechnet, dass das Ausreiseverbot aufgehoben wird“, sagte Demirci. Wegen der Ausreisesperre kann er weiter seine krebskranke Mutter nicht sehen, die in Deutschland in Behandlung ist. Befremdet zeigte er sich auch, dass ihm nun zusätzlich vorgeworfen wird, Kurier in Syrien und im Nordirak gewesen zu sein.

Die Kölner SPD-Politikerin Anke Brunn, die zusammen mit dem SPD-Abgeordneten Rolf Mützenich als Beobachterin den Prozess verfolgte, kritisierte das Vorgehen der Justiz als "ärgerlich" und „unzulässig“. „Man hat leider den Eindruck, dass man versucht, weil die bisherigen Vorhaltungen zu dünn sind, andere Vorwürfe nachzuschieben“, sagte Brunn. „Das ist ganz bitter. Ich wollte ihn eigentlich morgen mit nach Köln nehmen.“

Der freie Mitarbeiter der linken Nachrichtenagentur Etha war im April 2018 bei einer Urlaubsreise mit seiner Mutter in Istanbul festgenommen worden. Bei der zweiten Anhörung Mitte Februar wurde der 33-Jährige zwar aus der U-Haft entlassen, doch durfte er Istanbul nicht verlassen. Demirci und seinen 22 Mitangeklagten wird Mitgliedschaft in der linksextremen MLKP vorgeworfen, die in der Türkei als Terrororganisation verboten ist.

Konkret wird ihnen zur Last gelegt, an Beerdigungen von Mitgliedern der MLKP und der kurdischen YPG teilgenommen zu haben, die bei Polizeirazzien in Istanbul und im Kampf gegen die IS-Miliz in Syrien getötet worden waren. Zusätzlich wurde nun bei Demirci der Vorwurf in die Gerichtsakten aufgenommen, als Kurier in Syrien und dem Nordirak tätig gewesen zu sein. Details oder Belege dafür wurden aber nicht genannt.

(mba/AFP)
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