Prozess in Köln „Noch ein Brand wäre nice“ – Kölner Feuerwehrmann vor Gericht
Köln · Er fiel als besonders motiviert auf und war immer vor allen anderen beim Löschzug. Doch nun musste sich ein Kölner Feuerwehrmann wegen Brandstiftung vor Gericht verantworten. Ein Kamerad hatte schon früh einen Verdacht.
Ende Mai dieses Jahres standen immer wieder Autos und Transporter im Stadtteil Köln-Porz in Flammen. In einer Nacht musste die örtliche Löschgruppe gleich dreimal ausrücken. Die Brandserie versetzte die Anwohner in große Unruhe. Zwei Fahrzeuge brannten vollständig aus, die anderen wurden schwer beschädigt. Der Schaden beläuft sich wohl auf eine sechsstellige Summe. Bei allen Löscheinsätzen war ein junger Feuerwehrmann dabei, 20 Jahre alt, Schlosserlehrling, hochmotiviert und auf dem Weg, zur Berufsfeuerwehr zu wechseln.
Vier Monate später steht der junge Feuerwehrmann nun wegen Brandstiftung vor dem Kölner Amtsgericht – er soll sieben Autos und ein Wohnmobil in Brand gesetzt haben. Gleich zu Beginn des Prozesses legt Marc G. (Name geändert) ein Geständnis ab: „Ich bin für drei Brände verantwortlich, mit den anderen habe ich nichts zu tun“, sagt er. Als er mitbekommen habe, dass immer wieder Autos brannten, habe er sich gedacht: „Wenn der das hinkriegt, kann ich das auch mal probieren.“ Einen anderen Grund nennt der Angeklagte nicht. Auf Nachfragen der Staatsanwältin, wie sich das denn angefühlt habe, antwortet er: „Es war schon ein beklemmendes Gefühl. Ich habe schon überlegt, wie es den Leuten geht, denen das Auto gehört.“
Als die Brandserie in jenen Wochen nicht aufhörte, verstärkte die Polizei ihre Präsenz im Stadtteil. Zivilfahndern fiel Marc G. auf, als er nachts als Unbeteiligter einen Rettungswageneinsatz beobachtete. „Er schien eine Affinität zu Blaulicht zu haben“, sagt ein Polizist im Zeugenstand. Er erkannte G. eine Nacht später wieder, als der in schweren Feuerwehrstiefeln durch die Straßen ging und in einem Innenhof verschwand. Minuten später brannte auch dort ein Auto, G. wurde festgenommen. Noch während der Festnahme piepte sein Alarmgerät, und seine Kollegen rückten zu dem Brand aus, den er gelegt hatte. Bei einer Hausdurchsuchung stellten die Beamten Brandbeschleuniger sicher, den er auch bei der Festnahme in der Hosentasche hatte.
Einer seiner Feuerwehrkollegen war schon Anfang Mai aufmerksam geworden, weil Marc G. einen Feldbrand selbst bei der Leitstelle gemeldet hatte und den Kameraden dann den versteckten Ort exakt beschreiben konnte bei der Anfahrt mit dem Löschzug. Einmal schrieb G. in die Chatgruppe der Löschgruppe: „Let’s go! Noch ein Brand wäre nice.“ Vor Gericht sagt er, dass sei ein Spaß gewesen, weil nichts los gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte die Feuer gelegt hat, um sie dann löschen zu können. Nach Aussagen seiner Kameraden war er auch in seiner Freizeit häufig im Gerätehaus, wo man sich traf. „Egal, welche Termine wir hatten, er war immer dabei“, sagt einer von ihnen. Wenn G. zu Hause bei seinem Vater war, wenn ein Feueralarm einging, sahen seine Kameraden ihn immer zum Treffpunkt am Gerätehaus rennen. „Er war manchmal etwas übermotiviert.“
Nach Ende der Beweisaufnahme gibt G. schließlich zu, für alle acht Taten verantwortlich zu sein. Der Amtsrichter verurteilt ihn zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren, die er zur Bewährung aussetzt. Als Feuerwehrmann wird Marc G. wohl nie wieder arbeiten können. „Die Feuerwehr war meine zweite Familie“, sagt er. „Aber es wird nie wieder so sein wie früher.“



