Landgericht befragt Kölner Erzbischof Woelki „Ich habe eigentlich nie eine Personalakte in der Hand“

Köln · Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki beantwortet in einer Auseinandersetzung mit dem Axel-Springer-Verlag Fragen vor dem Kölner Landgericht. Er bestreitet, bei der Beförderung eines umstrittenen Düsseldorfer Pfarrers dessen Personalakte gekannt zu haben.

Werdegang und Lebenslauf: Das ist Rainer Maria Kardinal Woelki
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Das ist Rainer Maria Kardinal Woelki

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Foto: dpa/Robert Michael

Über Lautsprecher wird am Dienstag im Kölner Landgericht ausgerufen: „Herr Kardinal Woelki, bitte auf Saal 142!“ Der Kölner Kardinal wird in einem presserechtlichen Verfahren aber nicht als Zeuge vernommen, er ist eine der Parteien. Rainer Maria Woelki wehrt sich vor einer Zivilkammer gegen einen Online-Bericht der „Bild“-Zeitung, in dem über die Beförderung des Düsseldorfer Pfarrers Michael D. berichtet worden war. Laut Woelki hat die Zeitung fälschlicherweise behauptet, dass er bei der Beförderung des Pfarrers zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf im Jahr 2017 dessen Personalakte gekannt und von einer Warnung der Polizei gewusst haben soll.

„Ich kenne die Personalakte nicht persönlich und habe die Personalakte auch nicht in der Hand gehalten“, sagt Woelki. Er habe sie bis heute nicht gesehen. In dem Polizeibericht, der der Akte beilag, geht es um einen Vorfall aus dem Jahr 2001, als der Düsseldorfer Priester mit einem 16-jährigen obdachlosen Prostituierten sexuellen Kontakt am Kölner Hauptbahnhof hatte – was er selbst eingeräumt hat. „Ich habe damals gefragt: Liegt etwas vor?“, sagt Woelki. Die Frage sei im Gespräch mit den damaligen Leitern der Personalabteilung im Erzbistum gefallen. „Ich habe dann die Aussage erhalten, dass in der Personalakte nur Gerüchte gegen den Priester vorliegen“, sagt der 66-Jährige. Den sexuellen Kontakt des Priesters zu dem Minderjährigen bezeichnet er in der Befragung als „Begebenheit am Bahnhof“. „Das gehörte in meinen Augen zu den Gerüchten damals.“

Der Richter will wissen: „Ist es grundsätzlich so, dass sie Personalakten nicht selbst in die Hand nehmen?“ Und Woelki antwortet: „Genau. Ich habe eigentlich nie eine Personalakte in der Hand, sie werden nur vorgetragen.“ Zu den „Gerüchten“ in der Akte gehörte, dass der Priester mit Messdienern in die Sauna gegangen sein soll. Er soll Leute durchgekitzelt und in Rom laut Woelki eine Schürze mit der Darstellung des David von Michelangelo erworben haben. Der damalige Düsseldorfer Stadtdechant habe sich mit dem Wunsch an ihn gewandt, Priester D. zu befördern. „Weiß nicht, ob wir das machen sollen“, habe er selbst damals gesagt: „Es gibt doch diese Gerüchte.“ Aber die Leiter der Personalabteilung hätten ihm versichert, die Gerüchte seien substanzlos. Der Vorfall mit dem Prostituierten habe lange zurückgelegen, und der Priester habe laut Personalabteilung gute Arbeit geleistet, wie Woelki sagt.

Kardinal Rainer Maria Woelki am Dienstag im Kölner Justizgebäude.

Kardinal Rainer Maria Woelki am Dienstag im Kölner Justizgebäude.

Foto: dpa/Marius Becker

Das Landgericht hatte Anfang März entschieden, den Erzbischof zu befragen, nachdem eine frühere Sekretärin ausgesagt hatte, sie habe Woelki schon um das Jahr 2010 in seiner Zeit als Kölner Weihbischof über die Saunabesuche des Priesters mit Messdienern oder den bei einer Rom-Reise erfolgten Kauf von Unterhosen mit Penis-Darstellungen informiert. Woelki sagt, an das Gespräch mit der Frau könne er sich nicht erinnern. Der Kardinal schloss seine Aussagen mit dem Satz: „Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe.“ Eine Entscheidung in dem Verfahren wird am 26. April verkündet.

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