Prozess in Köln Todkranke Welpen verkauft – mutmaßliche Hundehändler vor Gericht

Köln · Eine Frau und ein Mann sollen schwer erkrankte Hundewelpen aus Rumänien über das Internet angeboten und verkauft haben. Die Hunde starben nach wenigen Tagen. Nun stehen die mutmaßlichen Händler in Köln vor Gericht.

 Bei Kontrollen entdeckt die Polizei immer wieder Hundewelpen, die in Deutschland verkauft werden sollen. (Archivbild)

Bei Kontrollen entdeckt die Polizei immer wieder Hundewelpen, die in Deutschland verkauft werden sollen. (Archivbild)

Foto: dpa/-

Als die Hundewelpen im Herbst vergangenen Jahres in Köln und im Umland an ihre Besitzer übergeben wurden, waren sie schon so krank und schwach, dass sie nur noch wenige Tage lebten. „Gib sie den Leuten direkt in den Arm“, war die Anweisung an die Frau, die die Welpen verkaufen sollte. So sollten die Käufer erst einmal nicht erkennen, dass der Hund sich kaum auf den Beinen halten konnte.

Tierschützer warnen immer wieder davor, junge Hunde über Online-Portale zu kaufen, weil der illegale Welpenhandel boomt und die Tiere unter katastrophalen Bedingungen in Osteuropa gezüchtet werden. Die Händler werden selten geschnappt. Vor dem Landgericht Köln müssen sich nun aber eine Frau und ein Mann verantworten, beide 33 Jahre alt, die zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres 20 in Rumänien gezüchteten Welpen verkauft haben sollen. „Die Hunde wurden viel zu früh von ihren Müttern getrennt, um sie schnell und gewinnbringend verkaufen zu können“, sagt der Staatsanwalt.

 Der Angeklagte (l.) mit seinem Verteidiger Ulrich Sommer am Mittwoch im Kölner Landgericht.

Der Angeklagte (l.) mit seinem Verteidiger Ulrich Sommer am Mittwoch im Kölner Landgericht.

Foto: RPO/Claudia Hauser

Beagles, Golden Retriever, Border Collies, Malteser und Labradore – über die Verkaufsplattform Ebay waren die Welpen angeboten worden, zwischen 900 und 1050 Euro sollen die Angeklagten verlangt haben. Die Hunde wurden mit falschen Papieren verkauft, eine gesondert verfolgte Mittäterin soll sie dann auf der Straße in Bocklemünd und Köln-Meschenich an die Besitzer übergeben haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Angeklagten gewerblichen Betrug in Tateinheit mit Tierquälerei und Verstoß gegen das Tiergesundheitsgesetz vor. Insgesamt soll ein Schaden von 20.800 Euro entstanden sein.

Laut schluchzend wirft die Angeklagte Ileana G. ihren Kindern im Gerichtssaal Luftküsse zu. Seit Anfang Juli ist sie in Untersuchungshaft. Sagen möchte sie am ersten Prozesstag nichts zu den Vorwürfen. Der mitangeklagte Nikola Z. lässt über seinen Anwalt mitteilen, dass er sämtliche Vorwürfe abstreitet. Einer der Welpen starb schon in der ersten Nacht bei seinem neuen Besitzer, alle anderen nach wenigen Tagen. Sie waren erst vier bis sechs Wochen alt, nicht geimpft, hatten Würmer und die hochansteckende Viruserkrankung Parvovirose.

Nach dem Kauf tauchen viele Händler ab, eine Strafverfolgung ist selten möglich. Auch im Kölner Fall versuchten die Käufer nach dem Tod der Hunde vergeblich, die Verkäufer zu erreichen. Sämtliche Angaben auf dem Kaufvertrag waren falsch. „Leider lässt die große Nachfrage nach Hundewelpen und insbesondere die nach sogenannten Trendrassen den illegalen Handel florieren“, sagt die Tierschutzbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Gerlinde von Dehn. „Schätzungen zufolge werden pro Monat 50.000 Welpen zwischen den Ländern der EU gehandelt. Für die Tiere bedeutet das oft großes Leid.“

Gerade vor Feiertagen wie Weihnachten finden sich im Internet vermehrt junge Tiere, die zum Verkauf angeboten werden. „Wer Hunde via Online-Kleinanzeige kauft, unterstützt ein tierschutzwidriges System“, sagt von Dehn. Sie ruft dazu auf, keine Tiere zu verschenken: „Haustiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Tier anzuschaffen, sollte sich losgelöst von Anlässen wie Weihnachten oder Geburtstagen fragen, ob sie oder er die Bedürfnisse des ersehnten Tieres kennt und auch die Zeit hat, diese zu erfüllen – und zwar ein ganzes Tierleben lang.“

Für den Prozess sind elf weitere Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird Anfang Februar erwartet.

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