Schwere Unfälle in NRW Tod auf den Gleisen – Polizei und Bahn warnen vor gefährlichen Selfie-Orten

Köln · Vor allem junge Menschen unterschätzen aus Unwissenheit, Leichtsinn oder Übermut die Gefahren an Gleisanlagen oder Orten, wo Züge abgestellt werden. Bundespolizei und Deutsche Bahn warnen auch davor, Gleise als Fotomotiv für soziale Netzwerke zu nutzen.

 Ein Schild signalisiert, dass das Betreten der Gleisanlagen verboten ist.

Ein Schild signalisiert, dass das Betreten der Gleisanlagen verboten ist.

Foto: picture-alliance/ dpa

Die Meldungen sind übertitelt mit „Person im Gleisbereich“, „Nächtlicher Spaziergang über die Gleise“ oder „Zugunglück – Kinder betroffen“ und oft berichtet die Bundespolizei darin von tödlichen Unfällen. Anfang Februar erfasste ein Güterzug bei Recklinghausen zwei Kinder. Ein Zehnjähriger starb, sein Freund kam mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus. In Köln musste die Polizei am Karnevalswochenende zwölf Mal Gleise sperren, um Leute aus dem Gleisbereich in Sicherheit zu bringen. Anfang dieser Woche konnte ein Lokführer einer Regionalbahn ebenfalls in Köln gerade noch Schlimmeres verhindern: Er sah einen Mann auf den Gleisen und leitete eine Notbremsung ein. Es dauerte, bis ein Bahn-Mitarbeiter den Mann überzeugt hatte, die Gleise zu verlassen.

„Auch wenn es nicht zu schweren Unfällen kommt, hat eine solche Aktion immer große Auswirkungen“, sagt Kathrin Stoff von der Bundespolizei in Köln. Durch den lebensgefährlichen Spaziergang kam es zu insgesamt 1645 Minuten Verspätungen von 67 Zügen. „Oft spielt Unwissenheit über die Gefahren eine ganz große Rolle“, sagt Stoff. Ein Zug, der sich mit Tempo 160 nähert, benötigt für eine Strecke von 100 Metern nur 2,25 Sekunden. Selbst bei Windstille hört man ihn zu spät.

Um auf die Lebensgefahr aufmerksam zu machen, gibt es immer wieder Informationskampagnen von Bundespolizei und Deutscher Bahn. Am Mittwoch wurden etwa Warnbanner am Bahnhof Düren aufgehängt, weitere Orte sollen folgen. Präventionsteams gehen regelmäßig an Schulen, um Schüler für das Thema zu sensibilisieren. „Gerade von jungen Menschen werden die Gefahren unterschätzt“, sagt ein Bahnsprecher. Ein Phänomen, das zunimmt: „Fotos auf Bahngleisen, die dann in den sozialen Medien geteilt werden“, sagt der Sprecher. Bei einer solchen Selfie-Aktion kam im Januar eine 20-Jährige in Baden-Württemberg ums Leben.

 Mitarbeiter von Deutscher Bahn und Bundespolizei haben am Mittwoch am Bahnhof Düren Warnbanner angebracht.

Mitarbeiter von Deutscher Bahn und Bundespolizei haben am Mittwoch am Bahnhof Düren Warnbanner angebracht.

Foto: RPO/Bundespolizei Köln

Auch auf Güterbahnhöfen kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Ein 13-Jähriger zog sich in Düren schwerste Verbrennungen zu, als er auf dem Bahnhofsgelände auf einen abgestellten Waggon kletterte. „Vielen ist nicht klar, dass es gar keinen direkten Kontakt zur Oberleitung braucht, damit es zu einem Stromschlag kommt“, sagt Stoff. Die Oberleitungen haben eine Spannung von 15.000 Volt. „Unterschreitet man die Distanz von eineinhalb Metern, droht bereits ein Spannungsüberschlag“, sagt die Bundespolizistin. Der Bahnsprecher weist darauf hin: „Wer Bahnstrecken, Güterbahnhöfe oder Abstellbahnhöfe betritt, begeht in jedem Fall eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro geahndet werden kann.“ Wird durch das Betreten der Gleisanlagen der Bahnbetrieb konkret gefährdet, liegt sogar eine Straftat vor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort