Prozess in Köln 71-Jähriger schießt aus Eifersucht auf Wohnungstür seiner Haushaltshilfe

Köln · Aus verschmähter Liebe und Eifersucht soll ein 71 Jahre alter Kölner versucht haben, seine Haushaltshilfe zu töten. Nun steht er wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht in Köln.

 Der Angeklagte (r.) mit seinem Verteidiger Dirk Schlei am Montag im Kölner Landgericht.

Der Angeklagte (r.) mit seinem Verteidiger Dirk Schlei am Montag im Kölner Landgericht.

Foto: RPO/Claudia Hauser

Als der Angeklagte Klaus H. am Montagmorgen von zwei Justizwachtmeistern in Saal 13 des Kölner Landgerichts geführt wird, reicht sein Verteidiger ihm eine Aktenmappe, damit er sein Gesicht vor den Fotografen verbergen kann. Aufmerksam und äußerlich ruhig verfolgt der 71-Jährige wenig später die Verlesung der Anklage.

Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass der Rentner versucht hat, seine Haushaltshilfe Emilia K. (Name geändert) zu töten. Sie hatte seit dem Tod seiner Frau vor vier Jahren bei ihm gearbeitet. Bewaffnet mit einem geladenen Revolver soll er am 16. Februar dieses Jahres mittags nach Köln-Vingst gefahren sein, wo Emilia K. mit ihrem 13-jährigen Sohn lebt. Am Tag zuvor soll es zum Streit zwischen Klaus H. und seiner Haushaltshilfe gekommen sein, der Grund: Eifersucht. „Er hatte ihr wiederholt mitgeteilt, eine Beziehung mit ihr führen zu wollen“, sagt der Staatsanwalt. Doch Emilia K. war nicht an einer Beziehung mit ihrem Arbeitgeber interessiert. Er soll am 16. Februar dann bei ihr geklingelt und sich an der Gegensprechanlage vor dem Sohn der Haushaltshilfe als Bote ausgegeben haben mit den Worten: „Hallo, hier ist ein Paket für Sie!“. Der 13-Jährige öffnete die Tür. Als er den offensichtlich aufgebrachten Chef seiner Mutter im Treppenhaus erkannte, zog er die Wohnungstür schnell wieder zu. Klaus H. soll gegen die Tür getreten und Emilia K. lautstark aufgefordert haben, sie zu öffnen. Er warf ihr laut Anklage vor, ihm einen Betrag von 10.000 Euro gestohlen zu haben. Viermal soll er danach auf die Tür zielend abgedrückt haben. „Er nahm dabei billigend in Kauf, dass er sie tödlich verletzen könnte“, sagt der Staatsanwalt. Das einzige Projektil, das in der Waffe war, traf die Tür mittig, durchschlug sie aber nicht. 

Emilia K. und ihr Sohn kamen mit einem Schock davon. Ein Polizist schildert im Prozess, dass die Frau völlig aufgeregt war. Auch ihr Sohn sei verstört gewesen. „Eine Befragung war kaum möglich“, sagt der Polizeibeamte. Emilia K. habe erzählt, dass H. vor der Tür gedroht habe: „Mach die Tür auf, ich bring dich um, ich erschieße dich!“. Die Polizisten forderten einen Rettungswagen für die Frau und ihren Sohn an.

Emilia K. habe sich in der Vernehmung zum Streit am Vortag geäußert. Während sie die Wohnung des Angeklagten in Köln-Sürth geputzt habe, habe er ihre Handtasche durchwühlt, zwei Kondome darin gefunden und ihr wütende Vorhaltungen gemacht. „Er sah wohl mehr als eine Arbeitsbeziehung in der Verbindung“, sagt der Polizist im Zeugenstand. Weil sie auf das Geld, das sie bei H. verdiente, immer angewiesen gewesen sei, habe eine Kündigung für sie aber nicht zur Debatte gestanden, sagte sie den Beamten. Sie habe die Verbindung zu Klaus H. immer als Arbeitsverhältnis gesehen, auch wenn es gemeinsame Urlaube in Italien gegeben haben soll, was aus den Vernehmungen des Beschuldigten und der Frau hervorging. Die Urlaube habe H. größtenteils finanziert. Emilia K. betonte gegenüber der Polizei, sie habe ihren Chef nie ausgenutzt.

Ein anderer Polizist sagt im Zeugenstand, Klaus H. habe bei der Festnahme sehr ruhig und gelassen gewirkt. „Er war freundlich und kooperativ“, sagt er. Die Beamten hatten H. damals am Tatort in einem Abstellraum für Mülltonnen entdeckt. Die Waffe hatte er in eine der Tonnen geworfen. H. erzählte den Beamten, er habe eigentlich nur die Reifen an Emilia K.s Auto zerstechen wollen. Er sei wütend gewesen, weil er an jenem Februarmorgen von seinem Bankberater erfahren habe, dass in zwei Fällen Geld von seinem auf das Konto seiner Haushaltshilfe geflossen sei, insgesamt 10.000 Euro. „Wir haben ihn gefragt, warum er eine Waffe mitgenommen hat, wenn er doch die Reifen zerstechen wollte“, sagt der Polizist. Darauf habe Klaus H. nicht geantwortet.

Ein Urteil wird für den 13. Juli erwartet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort