Schlange eingeschlossen Bewohner in Herne dürfen in ihre Wohnungen zurück

Herne · Die aus einer Wohnung in Herne entwischte Kobra ist immer noch nicht gefunden worden – trotzdem will die Stadt den evakuierten Bewohnern ermöglichen, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Die Schlange wurde isoliert und soll nun verenden, teilte die Stadt mit.

Gefährliche Kobra in Herne entwischt - Fotos
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Die lange Suche nach der gefährlichen Kobra in Herne

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Foto: dpa/Marcel Kusch

Die Schlange soll sich einem Statement der Stadt von Freitag zufolge weiter in dem Gebäudekomplex aufhalten. Nach der Durchsuchung durch Experten der Feuerwehr Düsseldorf sei man aber „absolut sicher“, dass sich die Schlange nicht mehr im Hausflur und in den Wohnungen befinde, sagte Ordnungsdezernent Johannes Chudziak. Zuvor hatten Spezialisten die Räume mit Folie und Bauschaum abgedichtet.

Das soll verhindern, dass die rund 1,40 Meter lange Giftschlange in diese Räume gelangen oder sie aus einem möglichen Versteck verlassen kann. Der Dachboden und der Keller würden amtlich versiegelt. Zwei Mal am Tag würden die Siegel kontrolliert. „Wir gehen davon aus, dass wir die Schlange durch unsere Maßnahmen im Gebäude isoliert haben und diese aufgrund von Wasser- und Futtermangel verenden wird.“

Die erwogene Möglichkeit einer Begasung der Gebäude werde zurückgestellt. Zuvor hatten Reptilien-Experten der Feuerwehr Düsseldorf ihren Einsatz abgebrochen. Die Stadt geht davon aus, dass die Kobra aus der Wohnung eines Mieters stammt, in der dieser 20 Giftschlangen hielt. Er soll damit gehandelt haben. Laut Stadt bestreitet er, dass die Schlange aus seinem Bestand kam. Der Wohnkomplex war am Sonntag evakuiert worden, insgesamt 30 Menschen sind betroffen.

Eine von ihnen ist Anette Paternostro, 63 Jahre alt, die am Freitag zunehmend genervt von der Situation war. „Es fängt mit der entwischten Schlange an und hört mit den Gaffern auf“, sagte sie. Viele Auswärtige kämen vorbei und fotografierten. Provisorisch aufgestellte „Durchfahrt verboten, Anlieger frei“-Schilder auf der Straße scheinen nur wenige Schaulustige davon abzuhalten, den Bereich zu durchfahren.

Dabei hatte die Stadt in einem Merkblatt dazu aufgerufen, besonders vorsichtig zu sein. Das Schreiben wurde unter anderem an Anwohner, die Kirchengemeinde sowie Kindergärten und Grundschulen verteilt. „Bleiben Sie möglichst auf befestigten Wegen und vermeiden Sie es, durch hohes Gras oder dichten Bewuchs zu gehen“, heißt es in dem Schreiben, Lärm und Erschütterungen wirkten abschreckend auf die Schlange, werde sie gesichtet, solle man sich fernhalten und den Notruf wählen.

Die Monokelkobra ist hochgiftig, schon ein Biss kann für Menschen tödlich sein. In der Uniklinik Düsseldorf liegt bereits ein Gegengift bereit, als die Wohnanlage am Mittwoch und Donnerstag durchkämmt wurde, waren stets ein Notarzt und Rettungskräfte in der Nähe. Im Keller wurde dabei eine Schlangenhaut entdeckt, die jedoch bislang nicht eindeutig zugeordnet werden konnte.

Die Tiere, die am Montag aus der Wohnung des Halters gebracht wurden, sind zudem Ordnungsdezernent Chudziak zufolge nicht deckungsgleich mit der Liste der bei der Stadt angezeigten Tiere. Ohnehin wird der Halter der Schlange wohl für sämtliche Einsatzkosten, die Räumungskosten der Nachbarhäuser und möglicherweise nötige Ausweichunterkünfte für die Anwohner aufkommen müssen.

Kostenpflichtiger Inhalt In Nordrhein-Westfalen ist es bislang erlaubt, auch seltene und gefährliche Tiere wie Schlangen, Skorpione oder sogar einen Puma zu halten, solange Artenschutz-Regeln erfüllt werden. In anderen Bundesländern, etwa in Niedersachsen, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz, gelten strengere Regeln. Ein von der damaligen rot-grünen Landesregierung 2014 angestrebtes Gefahrtiergesetz war vor allem am Widerstand der Kommunen gescheitert, die die behördlichen Überwachungsaufgaben als nicht leistbar eingestuft hatten.

(kess/dpa)
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