Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach Soldat zu zehn Jahren Haft und Psychiatrie verurteilt

Moers · Im bundesweiten Kindesmissbrauchsfall, der seinen Anfang in Bergisch Gladbach nahm, hat das Landgericht Kleve das erste Urteil verkündet. Der 27-jährige Bundeswehrsoldat Bastian S. ist in Moers zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

Der Angeklagte Bastian S. vor Gericht.

Der Angeklagte Bastian S. vor Gericht.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Bastian S. wirkt äußerlich gefasst, als der Vorsitzende Richter das Strafmaß verkündet: Zehn Jahre Haft wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern. Das Gericht ordnet zudem die Unterbringung des Angeklagten in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

Der Angeklagte hatte im Prozess mehr als 30 Fälle teils schweren sexuellen Missbrauchs seiner leiblichen Tochter (heute drei Jahre alt), seines sechs Jahre alten Stiefsohnes und seiner kleinen Nichte gestanden. Es sind die Fälle, für die es Beweise gibt, die Dunkelziffer dürfte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft eher im dreistelligen Bereich liegen. Der Prozess des Landgerichts Kleve fand in einer auswärtigen Strafkammer in Moers wegen der Corona-Bestimmungen vor nur wenigen Zuschauern statt. Auch die Ehefrau des Angeklagten und seine Schwester nahmen an der Urteilsverkündung teil.

Die Staatsanwaltschaft hatte am Morgen neun Jahre Haft und die Einweisung des 27-Jährigen in die Psychiatrie gefordert und sich ein „Urteil mit Signalwirkung“ erhofft. „Er hat seine Rolle als Beschützer seiner Kinder ins Gegenteil verkehrt und gnadenlos ausgenutzt, dass sie ihm ausgeliefert waren“, sagte der Staatsanwalt.

Ein psychiatrischer Gutachter hatte dem Angeklagten, der zuletzt in Kamp-Lintfort gelebt und als IT-Techniker bei der Bundeswehr gearbeitet hatte, im Prozess ein hohes Rückfallrisiko bescheinigt. „Wenn er wieder frei ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas passiert“, sagte der Gutachter. Bastian S. habe im Gespräch mit ihm kaum Empathie im Bezug auf seine Kinder gezeigt. Nach den Plädoyers hatte S. am Morgen beteuert, dass es ihm leid tue. „Das hätte nicht passieren dürfen“, sagte er.

Die Ermittlungen im Missbrauchs- und Kinderpornografie-Komplex der EG Berg in Köln laufen inzwischen gegen Tatverdächtige in ganz Deutschland. Im Sommer beginnt der Prozess gegen einen der mutmaßlichen Haupttäter, Jörg L. aus Bergisch Gladbach. Bastian S. hatte auch gestanden, dass er und Jörg L. ihre Kinder gemeinsam missbraucht haben.

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