Prozess um Kindsmord in Herne "Marcel H. tritt den Anklagevorwürfen nicht entgegen"

In Bochum hat der Prozess gegen Marcel H. aus Herne begonnen. Er steht vor Gericht, weil er einen neunjährigen Nachbarsjungen und einen 22-Jährigen getötet haben soll. Sein Anwalt widerspricht den Anklagevorwüfen nicht, erklärte aber, H. werde erst einmal nicht aussagen.

Marcel H. aus Herne: Mutmaßlicher Kindermörder in Bochum vor Gericht
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Mutmaßlicher Kindermörder Marcel H. vor Gericht

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Foto: Bernd Thissen/dpa

Ob sich Marcel H., der wegen zweifachen Mordes, räuberischer Erpressung und Brandstiftung angeklagt ist, zu einem späteren Zeitpunkt äußern möchte, ist unklar. Sein Anwalt Michael Emde erklärte aber, H. trete den Anklagevorwürfen nicht entgegen - damit räumte er indirekt ein, die Vorwürfe seien zutreffend. "Ich gewichte das als Geständnis", sagte Emde in einer Prozesspause. Zuvor hatte es Irritationen gegeben, ob die knappe Aussage vor Gericht juristisch als Geständnis gewertet werden kann.

Zunächst verlas Staatsanwalt Danyal Maibaum am Freitagmorgen die Anklageschrift. Die Anklage wirft H. vor, das Nachbarskind Jaden (9) und den 22-jährigen Christopher W. heimtückisch und aus Mordlust beziehungsweise aus sonstigen niederen Beweggründen getötet zu haben. H. habe Jaden am Abend des 6. März 2017 unter einem Vorwand in den Keller seines Reihenhauses gelockt und ihn dort mit 52 Messerstichen getötet. "Weil er ihn sterben sehen wollte", heißt es in der Anklage.

Nach der Tat floh H. laut Anklage und kam am selben Abend bei seinem Bekannten Christopher W. (22) unter. W. wohnte nur wenige Straßen vom ersten Tatort entfernt. Weil W. ihn am Morgen des 7. März auf Fahndungsfotos erkannte, entschied sich H. demnach, auch W. zu töten. 68 Messerstiche soll H. laut Anklage seinem Bekannten zugefügt haben, außerdem soll er ihn gewürgt haben. W. verblutete schließlich. H. blieb noch bis zum Abend des 9. März in der Wohnung. Dann stellte er sich in einem griechischen Imbiss in Herne, nachdem drei Tage lang bundesweit nach ihm gefahndet worden war. Zuvor soll er die Wohnung von W. in Brand gesteckt haben, um Spuren zu vertuschen.

Der Medienandrang im Landgericht Bochum ist groß. Wer als Zuschauer in den Gerichtssaal möchte, muss vorher durch eine Sicherheitsschleuse, auch Handys sind im Gerichtssaal nicht erlaubt. Auch mehrere Mitglieder des Rockerclubs "Bandidos" sind gekommen. Der Stiefvater des getöteten neunjährigen Jaden ist Mitglied in dem Rockerclub.

Die Mütter der beiden getöteten Jungen treten als Nebenklägerinnen auf. Sie verfolgten den Auftritt des Angeklagten mit versteinerten Mienen und ließen keine Regung erkennen. "Eigentlich ist das alles nicht zu ertragen", sagte die Mutter des kleinen Jaden am Rande des Prozesses. "Aber ich will ihn mit meinen Augen fixieren." Ihr Anwalt Reinhard Peters hat inzwischen auch eine Schmerzensgeldklage über 100.000 Euro eingereicht.

Um 11.30 Uhr wird die Verhandlung mit der ersten Zeugenbefragung fortgesetzt.

Mit Agenturmaterial.

(heif)
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