Hunderte Datenträger sichergestellt Kinderpornografie-Razzia gegen 56 Beschuldigte in NRW

Köln · In NRW sind in den vergangenen Jahren große Fälle von Kindesmissbrauch aufgedeckt worden: Lügde, Bergisch Gladbach und Münster. Mittlerweile überziehen die Ermittler aber das ganze Land mit Razzien – so auch am Donnerstag.

 Zwei Polizisten in Uniform (Symbolfoto).

Zwei Polizisten in Uniform (Symbolfoto).

Foto: dpa/Silas Stein

Ermittler sind in Nordrhein-Westfalen mit einem landesweiten Einsatz gegen 56 Beschuldigte wegen des Verdachts auf Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie vorgegangen. Polizisten durchsuchten 41 Häuser und Wohnungen, wie die Staatsanwaltschaft in Köln am Donnerstag mitteilte. Haftbefehle seien dabei nicht vollstreckt worden, einzelne Beschuldigte hätten sich aber bereits geständig gezeigt. Die Ermittler stellten mehr als 330 Datenträger sicher.

„Die Durchsuchungsmaßnahmen richten sich sämtlich gegen Beschuldigte, die sich bzw. anderen vor allem über soziale Netzwerke kinderpornographische Inhalte verschafft haben sollen“, erklärte die Kölner Staatsanwaltschaft. Bei der Behörde ist die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) angesiedelt, die die konzertierte Aktion veranlasst hatte. Unter den Beschuldigten seien auch einige wenige Frauen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ulrich Bremer.

Die Polizisten schlugen in großen Städten und kleinen Orten zu. Unter anderem wurden sie in Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Grevenbroich, Gütersloh, Hamm, Hövelhof, Kerpen, Krefeld, Minden, Oberhausen, Schermbeck, Solingen und Wuppertal vorstellig. Dabei entdeckten sich auch Anhaltspunkte für weitere Straftaten – etwa für unerlaubten Schusswaffen-Besitz.

Die Durchsuchungen beruhte den Angaben zufolge überwiegend auf Informationen des „National Center for Missing & Exploited Children“ (NCMEC) aus den USA. Die Organisation nimmt Hinweise zu Straftaten gegen Kinder entgegen und leitet sie an die zuständigen Behörden weiter. Die Ermittlungsgruppe „Berg“ aus Köln und die Ermittlungskommission „Rose“ aus Münster waren nach Angaben der Ermittler diesmal nicht Ausgangspunkt. Beide Einheiten sind damit beschäftigt, große Missbrauchskomplexe aufklären: Bergisch Gladbach und Münster.

Nordrhein-Westfalen ist in den vergangenen Jahren von mehreren Missbrauchsfällen erschüttert worden. Die Orte Lügde, Bergisch Gladbach und Münster haben sich mittlerweile in das kollektive Gedächtnis gebrannt. Bei Razzien wurden gigantische Datenmengen mit Abbildungen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs sichergestellt. Mehr und mehr Fälle landen dadurch auch vor Gericht. Die Arbeit der Behörden ist allerdings kompliziert, weil sich viele Täter in Chats und Foren hinter Pseudonymen verstecken und offenbar keine Sorge haben, enttarnt zu werden.

Die ZAC NRW, die mittlerweile die Arbeit aufgenommen hat, versucht unter anderem, den Pseudonymen im Netz echte Namen zuzuordnen. Unter Federführung der Cybercrime-Einheit hatte es auch Anfang Oktober umfangreiche Durchsuchungen in NRW gegeben. Auch damals war man Hinweisen ausländischer Behörden und Organisationen nachgegangen.

(mba/dpa)
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