Umfrage unter Acht- bis 17-Jährigen Kinder werden im Netz oft mit sexuellen Absichten kontaktiert

Düsseldorf · Im Internet lauern Gefahren – dafür will die Polizei in NRW Kinder und Jugendliche besser sensibilisieren. Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie wichtig die Kampagne ist, denn Erwachsene schreiben Jungen und Mädchen zunehmend an, fragen nach Treffen, schicken Nacktbilder.

Erwachsene geben sich in Chats unter anderem als Jugendliche aus, um Telefonnummer und Bilder von Kindern und Jugendlichen zu erschleichen. (Symbolfoto)

Erwachsene geben sich in Chats unter anderem als Jugendliche aus, um Telefonnummer und Bilder von Kindern und Jugendlichen zu erschleichen. (Symbolfoto)

Foto: Bretz Andreas/Bretz, Andreas (abr)

Kinder und Jugendliche werden in Deutschland einer Umfrage zufolge zunehmend im Internet von Erwachsenen mit sexuellen Absichten kontaktiert. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen will sie mit einer Kampagne für diese Gefahr sensibilisieren. „Arglose Kinder und Jugendliche werden durch vermeintlich Gleichaltrige manipuliert, potenzielle Missbrauchstäter erschleichen sich ihr Vertrauen und spielen mit ihren Emotionen“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) am Freitag, dem Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexualisierter Ausbeutung und sexueller Gewalt.

Laut einer aktuellen Erhebung im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland wurden 24 Prozent von ihnen schon einmal im Netz von Erwachsenen zu einer Verabredung aufgefordert. Das ist ein deutlicher Anstieg. Bei der Umfrage vor gut einem Jahr waren es noch 20 Prozent gewesen. Im Oktober 2022 wurden für die diesjährige Erhebung 2002 Jungen und Mädchen zwischen 8 und 17 Jahren vom Institut „KB&B Family Marketing Experts“ befragt. Gefragt wurde nach Fällen von Cybergrooming - der Kontaktaufnahme von Erwachsenen zu Minderjährigen mit sexuellen Absichten. Jungen und Mädchen geben demnach gleichermaßen an, betroffen zu sein.

Vor allem die Antworten der Jüngeren deuten auf eine bedenkliche Entwicklung hin: So wurden 20 Prozent der befragten Acht- und Neunjährigen zu einer Verabredung aufgefordert, 10 Prozent bekamen unaufgefordert Nacktbilder zugeschickt, wie aus der Befragung der 377 Jungen und Mädchen dieser Altersgruppe hervorgeht. Vor gut einem Jahr hatten sich noch 9 beziehungsweise 7 Prozent der Acht- und Neunjährigen so geäußert.

Außerdem wurden 19 Prozent der Zehn- bis Zwölfjährigen (690 Befragte) online von Personen kontaktiert, die behaupteten, Fotograf, Talentscout oder Modelagent zu sein, und auf ein Treffen drängten. Im vergangenen Jahr waren es noch 10 Prozent gewesen.

47 Prozent der Hauptschüler und -schülerinnen wurden zu einer Verabredung aufgefordert, 42 Prozent wurde von einem erwachsenen Onlinekontakt eine Gegenleistung für ein Foto oder ein Video versprochen. Unter den Gymnasiasten machten 19 beziehungsweise 15 Prozent diese Erfahrungen.

Reul sagte am Freitag, in der Pandemie habe sich die Bildschirmzeit von Kindern und Jugendlichen noch einmal erhöht. „Sie halten sich noch öfter und länger im Netz auf. Das Internet birgt jedoch viele Gefahren.“ Es sei wichtig, dass Kinder eine bessere Medienkompetenz bekämen. Eltern müssten frühzeitig mit ihnen über mögliche Gefahren im Internet reden. Laut der Umfrage wünschen sich zwei Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen, dass das Thema Cybergrooming stärker in der Schule behandelt wird.

Die Polizei in NRW will laut dem Innenministerium etwa mit Postings in den sozialen Netzwerken auf das Phänomen aufmerksam machen. Die Aktionstage sollen von kommendem Montag bis Freitag andauern. Seit Oktober 2021 kann man unter einer eigens eingerichteten Telefonnummer dem Landeskriminalamt niedrigschwellig Hinweise auf sexuellen Missbrauch oder Gewalt an Kindern geben. Bislang seien fast 400 Anrufe eingegangen, teilte das Innenministerium mit. In 130 Fällen seien dadurch bestehende Strafverfahren angereichert oder neue Strafverfahren eingeleitet worden.

(albu/dpa)
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