Tödlicher Unfall in Kempen Wenn der Radweg zum Parkplatz wird

Düsseldorf · Der tödliche Zusammenstoß eines Radfahrers in Kempen mit einem geparkten Lastwagen zeigt auf drastische Weise, warum Kraftfahrzeuge auf Radwegen nichts zu suchen haben. Der ADFC fordert geschützte Radfahrstreifen.

 Zwei SUVs parken auf einem Radweg.

Zwei SUVs parken auf einem Radweg.

Foto: ADFC

Der 57-jährige Radfahrer wurde noch in ein Krankenhaus gebracht. Dort starb er aber kurze Zeit später an seinen schweren Kopfverletzungen. Am Dienstagnachmittag war der Kerkener mit seinem Rennrad in Kempen unterwegs, als er einen Lastwagen übersah, der mit einer Hälfte auf dem Radweg parkte. Er trug keinen Helm und prallte ungebremst gegen das Fahrzeug. Der Lkw-Fahrer hatte dort laut Polizei geparkt, um nach dem Weg zu fragen.

Dass Radfahrer mit auf dem Radweg geparkten Fahrzeugen tödlich kollidieren, gehört zu den absoluten Ausnahmen. Zahlen darüber gibt es nicht. Aber der Fall zeigt auf besonders drastische Weise, warum es gefährlich ist, wenn Autos oder Lastwagen auf dem Radweg parken. Erlaubt ist das in keinem Fall. Das Parken auf Rad- oder Gehwegen ist eine Ordnungswidrigkeit, die zwischen 20 und 35 Euro kostet.

Die eigentliche Gefahr besteht darin, dass der Radfahrer gezwungen ist auszuweichen. Entweder wechselt er auf die Straße und überrascht dabei im schlimmsten Fall einen Autofahrer – oder aber er muss absteigen und den Gehweg nutzen. Radfahrer leben in Deutschland ohnehin schon gefährlich. Während die Zahl der tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer in allen anderen Gruppen abnahm oder konstant blieb, stieg sie bei den Radfahrern zwischen Januar und Mai 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 auf 158 an. Schon 2018 war die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Radfahrer von 382 auf 445 gestiegen.

Der „Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club“ (ADFC) fordert deshalb so genannte „protected bike lanes“ (geschützte Radfahrstreifen). Christina Wolff, Sprecherin vom ADFC NRW, erklärt, was dahintersteckt. „Grob gesagt: Man nimmt dem Autoverkehr eine Spur weg - und legt darauf einen mindestens zwei Meter breiten, geschützten Radfahrstreifen an. Durch eine aufgemalte Pufferzone von mindestens 85 Zentimetern und Barriere wie Poller oder Blumenkübel schützt man die neue Radspur vor dem Überfahren und Zuparken durch den Autoverkehr.“ Im Gegensatz zu herkömmlichen Radwegen sind diese laut Wolff günstig und schnell umzusetzen.

Außerdem fordert der ADFC, dass die Kontrollen auf Radwegen ausgeweitet werden. Die Bundesregierung hat zwar bereits beschlossen, die Bußgelder fürs Falschparken auf bis zu 100 Euro anzuheben, zustimmen müssen nur noch die Bundesländer. Auch Punkte in Flensburg drohen - je nach Schwere des Vergehens. Doch dazu müssen Mitarbeiter der städtischen Ordnungsämter erst einmal die Ordnungswidrigkeit feststellen.

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