Duisburg/Hamminkeln Kellerkind-Prozess: Eltern gestehen vor Gericht

Auftakt im Kellerkind-Prozess vor dem Landgericht in Duisburg: Am Freitagmorgen, 16. März, nehmen Mutter und Stiefvater erstmals Stellung zu den Vorwürfen. Ihnen wird schwere Kindermisshandlung zur Last gelegt. Genauer gesagt sollen sie ihren damals sieben Jahre alten Sohn mehrmals nackt im Keller eingesperrt haben.

Duisburg/Hamminkeln: Kellerkind-Prozess: Eltern gestehen vor Gericht
Foto: KLXM.de

Landgericht Duisburg, Saal 101, 9 Uhr: Auf der Anklagebank sitzen eine 28 Jahre alte Frau und ihr Ehemann (29). Er ist der Stiefvater ihrer Kinder - drei an der Zahl. Um den Ältesten geht es vor Gericht. Ihn soll das Paar zwischen 2009 und 2010 immer wieder nackt in einen dunklen und ungeheizten Kellerraum ihres Hauses in Hamminkeln (Kreis Wesel) eingesperrt haben. Nackt. Ohne Tageslicht, ohne Essen und Trinken.

Lediglich ein kleiner Plastikbecher stand im Raum - für die Notdurft. In einem Speisfass mit einer schweren Tischplatte soll er geschlafen haben. Aufgefallen ist das alles im September 2010, als ein Nachbar die Polizei rief, und die Eltern sich im Wochenendausflug befanden. Der Junge war zu dieser Zeit unterernährt, verängstigt und litt unter dem Mangel an Tageslicht.

Jetzt, rund anderthalb Jahre später nach der Befreiung des damals sieben Jahre alten Kindes aus einem Kellergefängnis, hat der Prozess begonnen. Zum Auftakt vor dem Duisburger Landgericht gaben die Angeklagten zu, den Jungen mehrfach aus Wut in den Keller geschickt zu haben. Sie begründeten ihr Verhalten mit Überforderung.

Er waren erschütternde Szenen, die die beiden vor dem Gericht schilderten. Angefangen hätte alles mit der Schulzeit. So habe sich der Junge seitdem ständig eingenässt und eingekotet. Aus Wut und Verzweiflung darüber habe man das Kind dann in den Keller gesperrt. Einmal, zweimal, mehrmals. Wie oft genau, das konnte das Paar am Freitagmorgen nicht beantworten. "Irgendwann ist die Sache eskaliert", so der Stiefvater. Aus Angst vor dem Jugendamt habe man aber nichts Weiteres unternommen.

"Wir wussten natürlich die ganze Zeit, dass das nicht richtig war", sagte der 29-jährige Stiefvater. "Aber irgendwann habe ich einfach dicht gemacht. Ich wollte nichts mehr hören und nichts mehr sehen." Manchmal sei der Junge auch geschlagen worden.

Ebenfalls Gegenstand der Verhandlung war eine Gaspistole. Ob das Paar den Jungen damit bedroht hat, ist unklar. Nach Aussage der Eltern habe das Kind nur damit gespielt.

Der Prozess wird am Mittwoch, 21. März, fortgesetzt. Dann soll das Opfer aussagen, das heute bei seinem Vater wohnt und immer noch in kinderpsychologischer Behandlung ist.

Mehr dazu lesen Sie am Samstag, 17. März, in der Rheinischen Post.

(jul)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort