Grevenbroich Kehrtwende: SPD gegen weitere Windrad-Zonen

Grevenbroich · Dem Rat liegt morgen eine Resolution der SPD vor: Die Politiker sollen zusätzliche Rotoren in der Stadt ablehnen. Die CDU spielt nicht mit.

 Auf der Vollrather Höhe wurden konzentriert Windräder angesiedelt. Weitere Flächen sollten nicht ausgewiesen werden, meint die SPD.

Auf der Vollrather Höhe wurden konzentriert Windräder angesiedelt. Weitere Flächen sollten nicht ausgewiesen werden, meint die SPD.

Foto: Hans Jazyk

Bisher stand die SPD dem Bau von zusätzlichen Rotoren im Stadtgebiet offen gegenüber. Gestern jedoch drehte sich der Wind: Die Fraktion unter Leitung von Horst Gerbrand hat eine Resolution verfasst, die Bürgermeisterin Ursula Kwasny dem Stadtrat vorlegen wird. Tenor des Papiers: Per Ratsbeschluss sollen die eingeleiteten Planverfahren für Windvorrangzonen beendet werden. Mittelfristig soll es zudem keine weiteren Bauleitplanverfahren geben.

Dem am Morgen im Rathaus eingegangenen Brief war eine lange Nacht vorausgegangen, sagt Horst Gerbrand: "In der Fraktionssitzung wurde intensiv über das Für und Wider diskutiert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Grevenbroich aktuell keine weiteren Windkraftanlagen braucht, weder zwischen Wevelinghoven und Widdeshoven noch anderswo."

Die Argumente der SPD: Mit Braunkohlekraftwerken, Solar-, Biogas- und Windkraftanlagen verfüge die Stadt längst über einen vielschichtigen Mix der Energiegewinnung. "Diese Konstellation dürfte in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht nicht nur in NRW, sondern sogar bundesweit einmalig sein", meint Gerbrand.

Für ihn wichtig: Nach den Zielvorstellungen des Landes sollten die Kommunen im Schnitt 3,5 Prozent ihrer Flächen für die Windkraft nutzen — Grevenbroich habe mit zwei Konzentrationszonen auf der Vollrather und Frimmersdorfer Höhe bereits 3,1 Prozent erreicht. "Außerdem hat die Stadt durch die fossile Energiegewinnung nicht nur einen immensen Flächenverbrauch, sondern auch damit einhergehende Belastungen und Immissionen zu verzeichnen, die von den Bürgern seit Jahrzehnten getragen werden", betont Gerbrand: "Aus unserer Sicht leisten wir schon einen erheblichen Beitrag zur Energiewende."

Bisher wurden die Diskussionen über die Windvorrangzonen in nichtöffentlichen Sitzungen geführt. Nach Informationen unserer Zeitung deutet es sich an, dass es für die Resolution morgen eine Mehrheit geben könnte. Norbert Gand, Vorsitzender der CDU-Fraktion, registriert das mit einem Kopfschütteln: "Noch im April war die SPD im Planungsausschuss für weitere Windräder. Sie hat sich wohl von der zwischenzeitlich gegründeten Bürgerinitiative beeindrucken lassen — und sie opfert ihre Argumente nun auf dem Altar der Beliebigkeiten", kritisiert er.

CDU-Chef Gand verspricht sich von der Ausweisung weiterer Windkraft-Vorrangzonen einen Schub für Grevenbroich: Denn das Unternehmen NEW Re habe angekündigt, künftig rund 30 Millionen Euro vor Ort zu investieren — nicht nur in Windkraftanlagen, sondern auch in die Kleinzulieferer-Industrie. Davon könne die Stadt profitieren — ebenso von den rund 350 000 Euro, die durch Gewinne des GWG aus der Stromproduktion, Gewerbesteuer- und Pachteinnahmen sowie aus Sondernutzungsrechten jährlich in Aussicht ständen.

Mit ihrer Resolution, so Gand, mache sich die SPD "zum Werkzeug der Wevelinghovener CDU", die sich gegen weitere Windräder ausgesprochen hatte: "Man kann den Kollegen aus der Gartenstadt nur gratulieren — das haben sie wirklich geschickt gemacht."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort