Bundespräsident Steinmeier eröffnet Treffen in Münster Ein friedlich-fröhlicher Auftakt des Katholikentags

Münster · Eine ernste und fröhliche Mischung: Die Eröffnung des Katholikentags stimmt ein auf fünf Tage mit Begegnung, Diskussion und viel Musik. Und was die Menschen erwarten, sagt ein "Menti-Meter".

 Tausende bei der Eröffnungsfeier des Katholikentages in Münster..

Tausende bei der Eröffnungsfeier des Katholikentages in Münster..

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Kein Sturm und Regen, stattdessen Kurze-Hosen-Wetter. Der Himmel zeigt sich beim Auftakt des Katholikentags am Mittwochabend in Münster von seiner ganz friedlichen Seite. Die Glocken des Doms und weiterer Kirchen der Stadt läuten das Christentreffen ein. Die Stimmung ist ausgelassen unter den 18.000 Besuchern, die sich zur Eröffnung auf dem Domplatz eingefunden haben. Viele tragen türkisfarbene Schals mit dem programmatischen Leitwort für die fünf Tage: "Suche Frieden".

Damit haben das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter und das Gastgeber-Bistum Münster ein hochaktuelles Thema gewählt. Wie aktuell - das macht vor der Kulisse des Münsteraner Doms Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Eröffnungsrede deutlich:

Die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran durch US-Präsident Donald Trump stelle einen "schweren Rückschlag" in der Friedensdiplomatie dar. Seine Zuhörer stimmen mit verhaltenem Beifall zu. Ähnlich betroffen äußert sich Gastgeber-Bischof Felix Genn: Trumps Entscheidung sei ein "verheerendes Signal" und alles andere als eine Friedensbotschaft.

Auch der Papst bekundet seine große Sorge um den Frieden - in einer von Nuntius Nikola Eterovic verlesenen Botschaft. Seine Gedanken seien besonders bei "den Kindern und Jugendlichen, die wegen Krieg und Gewalt in ihrem eigenen Land zur Flucht gezwungen sind, um ihr Leben zu retten", so Franziskus. Er verweist auf den vor 370 Jahren in Münster geschlossenen Westfälischen Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg beendete und aus dem für die Zukunft gelernt werden müsse.

Bilder vom Katholikentag in Münster
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Das ist der Katholikentag in Münster

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Nach der tödlichen Fahrt eines Kleinbusses Anfang April in der Münsteraner Altstadt war der Schock groß. Der Bundespräsident erinnert daran und spricht den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Von Angst ist an dem Abend nichts zu spüren. Die Innenstadt ist für Autos gesperrt; Wassertanks, Lastwagen, ein dröhnender Hubschrauber und viele Polizisten sichern das Areal. Von der Bühne lassen zwei Chöre und eine Band geistliche Lieder und andere Rhythmen erklingen.

Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) macht gute Stimmung, indem er Münster kurzerhand "zur katholischsten Stadt Deutschlands" erklärt. Niemand will dies bestreiten an diesem Abend. Ganz ernsthaft ruft der Regierungschef auf, zu den spaltenden Tweets aus Amerika ein "Gegensignal" zu setzen. Die Katholikentagsbesucher sollten deutlich machen: "Wir lassen uns das nicht gefallen." Die Menge applaudiert.

Einen ähnlich großen Zuspruch findet auch Steinmeier - allerdings bei einem ganz anderen Thema. Nicht als Bundespräsident, sondern als Protestant, der selbst mit einer Katholikin verheiratet ist, bitte er um mehr Ökumene. Sein persönlicher Wunsch: Wege für die gemeinsame Teilnahme von katholischen und evangelischen Christen an Abendmahl und Kommunion zu suchen.

Wünsche äußern sollen auch die Besucher - per Handy. Über ein "Menti-Meter" können sie mit nur einem Wort auf die Frage antworten: "Worauf freue ich mich beim Katholikentag?" Die Top-Worte unter den Antworten: Freundschaft, Frieden und Gemeinschaft.

Die finden die gut 30.000 Besucher beim Abnd der Begegnung in den Straßen der Altstadt - da wo "Tatort"-Kommisar Thiel und Professor Boerne sonst auf Verbrecherjagd gehen. Von den historischen Kaufmannshäusern des Prinzipalmarktes wehen riesige Fahnen mit dem Katholikentags-Logo. Bei westfälischen Spezialitäten - vom Pfefferpotthast mit Gewürzgurke bis zum Zwiebelfleich - entfaltet sich Biergartenlaune.

An einer Bühne präsentiert sich das Münsterland. Der Handglockenchor aus Gescher entfaltet einen Klangzauber. Willi Schlüter aus Recklinghausen lässt sich davon einfangen. Es ist sein erster Katholikentag. Den 72-Jährigen hat die Rede des Bundespräsidenten und die Ausstellung "Udos 10 Gebote" beeindruckt: "Hätte gar nicht gedacht, dass der Musiker auch malerisch so gut drauf ist." Die Stimmung beschreibt er nicht feucht-fröhlich wie bei einem Schützenfest, sondern "gemütlich-familiär".

Katholikentags-"Profi" Andrea - die Mittfünfzigerin ist zum achten Mal dabei - freut sich wieder über die Mischung aus Politik und Party. Sie will sich in den nächsten Tagen treiben lassen und ist gespannt auf "friedvolle und zugewandte Begegnungen".

(csr/kna)
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