Verbraucher um Millionen geprellt Kartoffel-Kartell: Spur nach Mönchengladbach

Düsseldorf · Teilnehmer eines Kartoffel-Kartells sollen durch widerrechtliche Preisabsprachen Millionengewinne gemacht haben. Ein Mönchengladbacher Unternehmen kündigte eine Stellungnahme an.

Seit der Gründung des Kartoffel-Kartells vor etwa zehn Jahren hätten die Mitglieder Verbraucher und Bauern um mehr als 100 Millionen Euro geschädigt, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf einen Branchen-Insider.

Laut "Bild"-Zeitung sollen neun verdächtige Unternehmen in den zehn Jahren sogar rund eine Milliarde Euro zu Unrecht verdient haben.

Das Bundeskartellamt teilte mit, Ermittlungen eingeleitet zu haben. Man habe deshalb vergangene Woche neun Standorte durchsucht. Zudem sei eine Wohnung überprüft worden. Gegen weitere fünf Unternehmen seien Bußgeldverfahren eingeleitet worden.

Der Geschäftsführer einer durchsuchten Firma wies die Vorwürfe zurück. Eines der neun betroffenen Unternehmen kündigte nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur in Mönchengladbach für die kommenden Tage eine Stellungnahme an.

80 bis 90 Prozent der größeren Verarbeitungsbetriebe in der Kartoffel- und Zwiebel-Branche sollen regelmäßig die Preise abgesprochen haben, zu denen Supermärkte beliefert wurden. Die Gewinnmarge soll dadurch rasant gestiegen sein und sich mitunter verzehnfacht haben, vor allem auf Kosten der Verbraucher.

Bauern sollen für Pflanzkartoffeln überhöhte Preise bezahlt haben. Das Kartell soll telefonisch einen Wochen-Leitpreis ausgemacht haben, von dem sich die Endpreise dann kaum unterschieden.

Preise steigen

Deutsche Speisekartoffeln sind nach Expertenschätzung wegen einer großen Nachfrage aus dem Ausland und dem sehr langen Winter für den Handel knapp und teuer. "Die Abgabepreise der Erzeuger sind derzeit die höchsten der vergangenen zehn Jahre", sagte Agrarexperte Christoph Hambloch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI in Bonn am Montag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Die durchschnittlichen Abgabepreise der Erzeuger gegenüber Packbetrieben, Zwischenhändlern und Einzelhandel hätten sich von etwa 13 bis 15 Euro je 100 Kilogramm im Herbst auf 28 bis 30 Euro je 100 Kilogramm Anfang Mai verdoppelt. Dieser kräftige Preisanstieg sei kein saisonaler Effekt, der jedes Jahr wiederkehre, sondern von Missernten in anderen europäischen Ländern verursacht. In welchem Umfang die deutlich gestiegenen Erzeugerpreise bei den deutschen Verbrauchern ankommen werden, bleibe abzuwarten. Aktuell sei auch der sehr lange Winter ein Preistreiber.

(RP)
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