Karnevalswagen ziehen durch Monheim „Unser Rosenmontagszug ist Corona-konform“

Monheim · Während der Straßenkarneval in diesem Jahr auf Umzüge durch die Städte verzichtet, hält Monheim an den Plänen für den Rosenmontagszug fest. Dieser fährt am Rhein entlang und nicht durch die Brauchtumszone. Auch das Gesundheitsministerium sieht keinen Grund, dies zu beanstanden.

Karneval 2022 in NRW: Diese Corona-Regeln gelten in den Brauchtumszonen
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Das gilt an Karneval in den „Brauchtumszonen“

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Foto: dpa/Fabian Strauch

Fast alle Städte haben in diesem Jahr ihre Rosenmontagszüge abgesagt oder lassen sie wie Köln und Duisburg unter besonderen Hygieneregeln abgespeckt im Stadion fahren. Nur Monheim setzt auf ein traditionelles Zugerlebnis auf einer drei Kilometer langen Strecke am Rhein entlang, abseits der Brauchtumszone in der Altstadt. Denn in den abgegrenzten Brauchtumsbereichen sind laut Coronaschutzverordnung des Landes Umzüge und andere Attraktionen verboten. Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann hat ausgerechnet, dass bis zu 50.000 Zuschauer am Zugweg stehen könnten, ohne den Mindestabstand von 1,5 Meter zu unterschreiten. Erwartet werden aber laut Moritz Peters, Jurist und Sitzungspräsident der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft 1902 (Gromoka), nur 15.000 Besucher. Einen Grund, den Zug zu verbieten, gebe es daher nicht, sagt Bürgermeister Zimmermann.

 Das sieht auch das Gesundheitsministerium NRW so. „Der Veranstalter hat die Coronaverordnung zutreffend ausgelegt“, sagt Sprecherin Denise Schmidt. „Wenn die Stadt Monheim Brauchtumszonen festlegt, gilt innerhalb dieser Brauchtumszonen ein Umzugsverbot. Außerhalb dieser Brauchtumszonen sind aber Umzüge nicht untersagt, solange die Stadt Monheim dies nicht ausdrücklich anordnet.“ Einen Austausch mit der Stadt Monheim habe es im Vorfeld nicht gegeben. Grundsätzlich bestehe auch kein landesweites Verbot für entsprechende Veranstaltungen, weil sie im Außenbereich stattfinden. Schmidt: „Diese sind mit 2G-Erfordernis grundsätzlich zulässig, und zwar auch dann, wenn es keine Zugangskontrolle und damit keine Personenbegrenzung geben kann.“

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 Damit der Rosenmontagszug in Monheim sicher fahren kann, hatte die Gromoka schon vor Wochen den Zugweg geändert, noch bevor das Land die Regelung mit den Brauchtumszonen erlassen hat. „Für die Besucher gilt die 2G-Regel. Am Weg stehen kaum private Häuser. Rechts und links der rund drei Kilometer langen Strecke am Rhein ist ausreichend Platz, und es gilt die Maskenpflicht, wenn es zu eng werden sollte“, sagt Peters. Karnevalszüge seien generell nicht verboten und seien es auch nie gewesen. Peters findet es „erstaunlich, dass man sich für etwas rechtfertigen muss, das erlaubt ist. Der Zug muss nur coronakonform sein“. Und genau darauf hätten sich die Monheimer Karnevalisten seit Mitte vergangenen Jahres vorbereitet, erklärt Peters: „Wir haben alle geplanten Veranstaltungen auf 2G und 2G plus ausgelegt, Monate bevor die Politik überhaupt auf Delta und später Omikron reagierte.“ Mit dem Rosenmontagszug wolle man ein Zeichen für das Brauchtum setzen. Es gehe darum, den Kindern wieder etwas Normalität und Lebensfreude zu schenken. „Mit Protest gegen den Staat oder Ablehnung gegen die Coronamaßnahmen hat der Zug überhaupt nichts zu tun“, sagt Peters.

 Auch in der Brauchtumszone, der Monheimer Altstadt, werde es anschließend coronakonform zugehen, ist sich der Jurist sicher. Am Rosenmontag werden Security-Kräfte sowie Mitarbeiter von Ordnungsamt und Polizei die Auflagen während des gesamten Tages kontrollieren. Die Gefahr, ein Corona-Hotspot zu werden, sehen die Monheimer Karnevalisten nicht. Angesichts der Umzüge in Köln und Duisburg sowie anderer Veranstaltungen in den Brauchtumszonen des Umlandes erwarten sie keinen Karnevalstourismus. Das hatte auch Monheims Bürgermeister ausgeschlossen: „Wir haben nur zwei Zufahrtsstraßen in die Stadt. Allein das begrenzt schon einen Massenandrang.“

 Der Monheimer Rosenmontagszug vor der Pandemie im Jahr 2019.

Der Monheimer Rosenmontagszug vor der Pandemie im Jahr 2019.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

 Mit rund 1200 Teilnehmern fällt der Zug 2022 zudem um fast die Hälfte kleiner aus als vor der Pandemie, erzählt Zugleiter Andreas Petruschke. „Zwischen 35 und 40 Wagen und Fußgruppen stehen fest. Alle Teilnehmer unterliegen der 2G-plus-Regel.“ Nur hinsichtlich der musikalischen Begleitung während des Zuges hapert es noch. Kapellen würden immer gesucht, der Markt sei begrenzt, erklärt Petruschke. Als er den Zug plante, hatten die meisten Städte den Karneval bereits abgesagt. Entsprechend groß war das Angebot freier Musikzüge. Das habe sich nun etwas geändert, auch die Honorare für die Musiker seien gestiegen. Deswegen ist noch unklar, wie viele Gruppen am Rosenmontag tatsächlich in Monheim aufspielen. Die Hauptsorge aller Beteiligten gilt aber weder Corona noch dem musikalischen Angebot, sondern: dem Wetter. „Hoffentlich spielt das mit“, sagt Petruschke. Allerdings könnte sich das auch auf den Besucherandrang auswirken, spekuliert Peters. Zu gut ist also vielleicht auch nicht gut.

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