Auch Raubzüge in Schafherden Mehr Wolf-Nachweise und ein auffälliger Fall in NRW

Düsseldorf · 2019 haben sich Wölfe in NRW öfter bemerkbar gemacht – auch durch Raubzüge in Schafherden. Bislang leben im bevölkerungsreichsten Bundesland drei sesshafte Wölfe in weit voneinander getrennten Gebieten.

 Ein Wolf steht im Wald bei Hünxe am Niederrhein. Einer Jägerin gelang der Glücksschuss im Dezember 2018.

Ein Wolf steht im Wald bei Hünxe am Niederrhein. Einer Jägerin gelang der Glücksschuss im Dezember 2018.

Foto: dpa/Sabine Baschke

In den nächsten Monaten werden voraussichtlich mehr Wölfe in Nordrhein-Westfalen auftauchen. „Zum Winter hin sind wieder größere Wanderungsbewegungen zu erwarten“, erklärte die Wolfsexpertin des Naturschutzbundes Nabu, Katharina Stenglein. Aus den Wolfsrudeln, etwa in Niedersachsen oder Ostdeutschland, wandern in dieser Zeit junge Tiere aus den Rudeln ab. Unklar sei aber, wo sie auftauchen, sagte Stenglein.

Die Belege für die Anwesenheit von Wölfen in NRW haben 2019 deutlich zugenommen. Bislang listete das Landesumweltamt für 2019 insgesamt 51 Nachweise auf. 2018 gab es dagegen nur 36 Nachweise. Dahinter verbergen sich wenige Einzeltiere. Als Belege gelten Fotos oder Videos, Kot- und Urinspuren oder Risse von Wild- und Nutztieren, überwiegend mit DNA-Spuren der Wölfe.

In NRW leben bislang drei einzelne Tiere in weit voneinander entfernten Gebieten in der Region Schermbeck sowie in der Senne und der Eifel. Dazu kommt ein Verdachtsgebiet im Oberbergischen Land, nachdem dort eine Wölfin mehrfach Nutztiere gerissen hatte - etwa in Much, Lohmar und Engelskirchen.

Ein problematisches Tier taucht besonders häufig auf in den Statistiken: Es ist die Wölfin aus dem ersten ausgewiesenen NRW-Wolfsgebiet in der Region Schermbeck. Das Tier mit der Kennung GW954f beschäftigt Naturschützer und Schafhalter gleichermaßen: Es hat immer wieder auf Weiden Schafe angefallen und ist offenbar findig im Umgehen von Zäunen. Eigentlich sollten Wölfe ihr Futter in den Wäldern finden und nicht auf Nutztierweiden.

Nachdem die Schermbecker Wölfin möglicherweise auch einen elektrisch gesicherten Herdenschutz-Zaun überwunden hat, hat das Landesumweltamt die Lage schärfer in den Blick genommen.

Der Nabu erklärte, es gebe einzelne Wölfe - und dazu gehöre wohl auch die Wölfin von Schermbeck - die vermutlich Hindernisse überspringen können. Abschließend geklärt ist der Fall noch nicht.

Nach einer „Entnahme“, wie das gezielte Töten heißt, wird immer wieder gerufen, aber Wölfe sind durch strenge Regeln geschützt. Kurz vor Weihnachten hat der Bundestag beschlossen, dass problematische Wölfe in Zukunft einfacher abgeschossen werden dürfen, um Schafe und andere Nutztiere vor dem Raubtier zu schützen.

Der Naturschutzbund fordert mehr Geld für Berufsschäfer, damit sie ihre Herden effektiv schützen können. „20.000 Euro für drei Jahre sind ein Tropfen auf den heißen Stein für Haupterwerbsschäfer“, sagte eine Nabu-Sprecherin. Ein ausgebildeter Herdenschutzhund koste 5500 Euro. Und die Arbeitszeit für den Zaunaufbau werde bislang nicht erstattet.

Das erste Wolfsgebiet von NRW wurde im Oktober 2018 in der Region Schermbeck ausgewiesen. Es folgte im selben Jahr die Senne, im Juli 2019 eines in der Eifel an der Grenze zu Belgien. Im Gegensatz zu Schermbeck gibt es aus den beiden anderen Gebieten keine Nachrichten.

(seda/dpa)
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