Jüchen Jüchen wehrt sich gegen Spielhallen

Jüchen · Immer mehr Spielhallen-Betreiber werden auf die Gemeinde aufmerksam und wollen Spielautomaten in neuen Salons aufstellen. Jüchen liegt günstig für Zocker aus anderen Städten. Doch die Gemeinde lehnte neue Anträge ab und erhöhte schnell die Vergnügungssteuer auf den Höchstsatz.

 Ein Paradies für Zocker: Eine Spielhalle besteht im Gewerbepark an der Neusser Straße, eine weitere an der Kölner Straße. Mehr sollen es nach dem Wunsch der Gemeinde nicht werden. Doch nicht überall kann sie Ansiedlungen verhindern.

Ein Paradies für Zocker: Eine Spielhalle besteht im Gewerbepark an der Neusser Straße, eine weitere an der Kölner Straße. Mehr sollen es nach dem Wunsch der Gemeinde nicht werden. Doch nicht überall kann sie Ansiedlungen verhindern.

Foto: Ilgner, Busch

Hans-Ludwig Hoffmann hat genug. Der Besitzer einer Immobilie in Hochneukirch hat seinen Plan aufgegeben, aus einem Getränkemarkt eine Spielhalle zu machen. Die Gemeinde hatte ihm in einem Bauplangespräch erläutert, dass sie den Antrag ablehnen werde mit dem Hinweis, das Mischgebiet sei wohnlich geprägt. Hoffmann wähnt sich zwar im Recht.

"Aber ich gehe dagegen nicht vor", sagte Hoffmann. "Ich habe Briefe und Mails bekommen. Bei den Bürgern regt sich Widerstand." Dort wird nun also definitiv keine Spielhalle entstehen. Weitere Interessenten, die in den Ortsteilen Hochneukirch und Jüchen die Automaten klimpern lassen wollten, habe man bereits informiert, erklärte Bürgermeister Harald Zillikens. Will heißen: Auch die werden eine Absage bekommen. "Wir legen immer die gleichen Kriterien an. Und wir legen sie eng aus", sagte Zillikens.

Dennoch: Betreiber von Spielhallen haben die Gemeinde mittlerweile für sich entdeckt. Immer mehr Geschäftsleute wollen Spielsalons einrichten. "Interessenten laufen uns die Bude ein", sagt Zillikens. Und das hat seinen Grund: In Jüchen gibt es erst zwei Spielhallen. Eine größere im Gewerbegebiet an der Neusser Straße, und eine weitere an der Kölner Straße. Somit ist die Gemeinde praktisch ein weißer Fleck auf der Spielhallen-Landkarte. Dabei liegt Jüchen eigentlich sehr günstig für Spieler, die von außerhalb kommen. Auf den Parkplätzen der bestehenden Spielhallen stehen nämlich zumeist Autos von außerhalb — von der Autobahn zum Automaten ist es nicht weit.

Dass es nicht schon jetzt noch mehr Spielhallen gibt, dafür sorgte die Gemeinde mit zwei gezielten Grundstücksverkäufen. Für die beiden Parzellen, auf denen heute das Schnellrestaurant McDonald's und die Hawa-Tankstelle (Neusser Straße) stehen, hatten sich auch Spielhallen-Betreiber interessiert — und auch wesentlich mehr Geld geboten, wie Zillikens im Hauptausschuss erklärte. Die Gemeinde schlug deren Angebote aus und verkaufte an die anderen Interessenten. "Wenn aber ein anderer Grundstücksbesitzer im Gewerbegebiet eine Spielhalle eröffnen will, können wir da nicht viel gegen tun", sagte Zillikens. "Es gibt eben Orte, wo Spielhallen genehmigungsfähig sind." Um Jüchen für Betreiber uninteressanter zu machen, hob der Hauptausschuss fluchs die Vergnügungssteuer an. Künftig müssen zwölf Prozent statt zehn Prozent auf das Einspielergebnis gezahlt werden — damit hat Jüchen den maximal möglichen Satz erreicht, wie die Beigeordnete Annete Gratz erklärte. Das bedeutet 18 000 Euro Mehreinnahmen im Jahr für die Gemeindekasse — wenn nicht mehr Spielautomaten hinzukommen.

(RP/rl)
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