31 Millionen Euro Verkaufswert NRW-Zoll beschlagnahmt fast halbe Tonne Kokain in Jüchen

Essen/Jüchen · Das Kokain war in gepressten Platten versteckt und hatte ein Gewicht von 451 Kilogramm. Die Ermittler vermuten, dass die Drogen in Kolumbien oder Mexiko produziert worden sind. Gefunden wurden sie in Jüchen.

 Beamte des Zollfahndungsamtes Essen stehen hinter einer Tasche mit Kokain. Die Tasche stammt aus einer Sicherstellung von 451 kg Kokain mit dem Straßenverkaufswert von 31 Millionen Euro im Rhein-Kreis Neuss.

Beamte des Zollfahndungsamtes Essen stehen hinter einer Tasche mit Kokain. Die Tasche stammt aus einer Sicherstellung von 451 kg Kokain mit dem Straßenverkaufswert von 31 Millionen Euro im Rhein-Kreis Neuss.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Vorsichtig schneiden die beiden Zollbeamten mit einem Messer zu Demonstrationszwecken das Päckchen auf, das vor ihnen auf dem Tisch liegt. Weißes Pulver fällt heraus; es ist Kokain. Das Rauschgift stammt aus dem größten Kokain-Fund, den der Zoll jemals in NRW gemacht hat. 451 Kilogramm der Droge sind am 1. Juli in einem Überseecontainer in Jüchen im Rhein-Kreis Neuss sichergestellt worden; Verkaufswert auf der Straße mindestens 31 Millionen Euro.

„Der Tipp kam von Mitarbeitern aus dem Lager. Denen war aufgefallen, dass da irgendwas nicht stimmt mit dem Container“, sagt Stefan Muhr, Leiter des Zollfahndungsamtes in Essen. Die Drogen waren in Blöcken (zu Platten gepresstes Kokain) verpackt und steckten in Mülltüten und 13 Sporttaschen; sie wurden auf dem Seeweg von Brasilien nach Rotterdam verschifft. Die Fahnder vermuten, dass die Drogen in Kolumbien oder Mexiko hergestellt worden sind.

Muhr geht nicht davon aus, dass die Lagermitarbeiter, die den Tipp gegeben haben, jetzt ins Visier der Drogenkartelle geraten werden. „Das sind ja normale Leute. Anders wäre es, wenn der Tipp von jemanden gekommen wäre, der zu der kriminellen Organisation gehört. Verräter werden da nicht gerne gesehen“ sagt er.

Der Zoll geht davon aus, dass das Kokain aus einem missglückten Rip-off-Schmuggel stammt, bei dem die Kriminellen Kokain in Sport- und Reisetaschen verpacken und vor der Verschiffung auf die Ladung in Containern packen. Ein Mittäter kann die „Ware“ dann bei Öffung schnell herausnhemen. „Das Risiko der Entdeckung werde dabei bewusst in kauf genommen – zu Gunsten der schnellen Verfügbarkeit des Stoffs.

Grundsätzlich hat der Zoll im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg in vielen Kriminalitätsfeldern festgestellt. Die Zahl der eingeleiteten Ermittlungsverfahren stieg von 3398 auf 5073; die Anzahl der Tatverdächtigen von 3970 auf 5775, und auch die Anzahl der verhängten Freiheitsstrafen in Jahren erhöhte sich von 543 auf 719. Allerdings wurde mit rund 1,6 Millionen Euro deutlich weniger Vermögenswerte sichergestellt als noch 2019 (rund 3,7 Millionen Euro).

Der Zoll hat zudem einen massiven Anstieg an Drogensicherstellungen in Briefen und Pakten verzeichnet. So entdeckten Zollfahnder im vergangenen Jahr in 3083 Post- und Paketversendungen Betäubungsmittel – 2019 waren es 988 Sicherstellungen gewesen. Immer häufiger stellen die Ermittler eine neue Droge sicher, die für den Konsumenten sehr gefährlich sein soll. Der Zoll nennt die Drogen „neue psychoaktive Substanzen“. Dabei werden Kräuter, Pulver, Tabletten oder Kapseln mit synthetischen Wirkstoffen versetzt. Zudem bereiten synthetische Cannabinoide auf Hanfbasis Sorgen. Dabei wird laut Zoll legaler CBD-Hanf aus der Schweiz in die Niederlande gebracht, dort mit psychoaktiven Substanzen versetzt und so zu einem chemischen Rauschmittel.

(csh)
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