Kommentar Jeder will Strom, aber keiner den Konverter

Meinung · Der Stromnetzbetreiber Amprion hat bei der Errichtung seines Konverters so ziemlich alles falsch gemacht. Er hat Meerbusch alternativlos genannt, obwohl, wie sich nun zeigt, auch andere Standorte denkbar sind. Er hat Stadt und Bürger nicht frühzeitig eingebunden, seine Informationspolitik folgte dem Salami-Prinzip statt einer Strategie.

2012: Treffen der "Initiative gegen den Doppelkonverter
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Dies ist umso verwunderlicher, als prominente Beispiele aus der Nachbarschaft zeigen, wie so etwas schief geht. Auch der Bayer-Konzern hatte lange Ängste und Macht der Anwohner unterschätzt, als er seine CO-Pipeline baute. Die Bürger haben aber längst entdeckt, dass das Verwaltungsrecht samt Marsch durch die Gerichtsinstanzen ein wirkungsvolleres Blockade-Mittel ist als Demonstrationen. Bayers Pipeline von Dormagen nach Krefeld ist bis heute nicht im Betrieb.

Amprions Dilettantismus ist umso ärgerlicher, weil das Anliegen der früheren RWE-Tochter berechtigt ist. Deutschland braucht Stromautobahnen und Umwandler, wenn es aus der Atomkraft aussteigt. Wer den Industriezentren im Süden des Landes die Atommeiler abstellt, muss ihnen ermöglichen, Windstrom von der Küste zu beziehen.

Alle Bürger wollen sicheren Strom, aber keiner will die Infrastruktur vor seiner Haustür. Sankt Florian lässt grüßen. So kann die Energiewende in einem dicht besiedelten Industrieland nicht funktionieren. Das sollten sich die Meerbuscher, von denen viele selbst in der Wirtschaft tätig sind, ebenso klar machen wie die Bürger in Kaarst oder Dormagen. Und dann muss nach klaren, sachlichen Kriterien entschieden werden, was der beste Standort ist.

(RP)
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