Messe „Jagd und Hund“ in Dortmund Förster aus Bayern ist Deutschlands bester Hirschrufer

Dortmund · Wer kann am besten den Ruf eines Hirschen imitieren, der im Wald nach einem Weibchen sucht? Fabian Menzel aus Bayern setzte sich bei dem ungewöhnlichen Wettbewerb in Dortmund durch.

Fabian Menzel, der neue Deutsche Meister der Hirschrufer.

Fabian Menzel, der neue Deutsche Meister der Hirschrufer.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Man hat es nicht leicht als brünftiger Hirsch. Kräftemessen, Kontrahenten bezwingen, den Damen im Wald imponieren: All das wird vom Hirschen gleichzeitig verlangt. Auch die menschlichen Imitatoren müssen bei der Deutschen Meisterschaft im Hirschrufen in Dortmund das ganze Repertoire der Tiere im Blick haben, oder besser: in der Stimme.

Elf Männer und eine Frau messen sich mit ihren Instrumenten - Ochsenhörnern, Glaszylindern und Tritonmuscheln, um die Stimmen der Tiere so überzeugend wie möglich zu imitieren. Förster Fabian Menzel (40) aus Bayern hat nach dem amüsanten wie skurrilen Spektakel in drei Akten am Freitag die Nase vorn.

Herausforderung Nummer 1 bei Europas größter Jagdmesse: Die Stimme des „jungen, suchenden Hirschen“ imitieren. Es soll sich anhören nach einem halbwüchsigen Aufschneider, der die Älteren provoziert, wie Wettkampfleiter Heiko Harnung von der veranstaltenden Zeitschrift „Wild und Hund“ dem staunenden Publikum erläutert. Und tatsächlich, sogar der Laie vernimmt die Unterschiede deutlich: Mal hat man einen zaghaften Hirsch vor Augen, dann klingt es nach einem souveränen Exemplar oder gar nach einem wahren Prachtburschen.

Disziplin Nummer zwei ist „der Schrei des Siegers nach dem Brunftkampf“. Die Rufe der Imitatoren hören sich nach Triumph, nach Adrenalin an, manchmal aber auch einfach nur fix und fertig. Die Szene, die sich dem Zuhörer aufdrängt: Der siegreiche Platzhirsch gibt dem Unterlegenen im Wald noch geräuschvoll einen mit. Und auch die dritte Aufgabe ist nicht trivial: Das „Rufduell zweier gleichstarker Hirsche auf dem Höhepunkt der Brunft“ - hier müssen die Wettkämpfer also zweistimmig vortragen. Quasi ein Dialog im Grünen, für den die fünfköpfige Jury ebenfalls Punkte vergibt.

Es handele sich um ein jagdliches Handwerk mit jahrzehntelanger Tradition und mit ernstem Hintergrund, betont Hornung. Der Rufer müsse sich in den König des Waldes einfühlen können, das gesamte Stimmenrepertoire beherrschen: Selbstsicher und herausfordernd gegenüber Nebenbuhlern. Aber auch verlangend und schmachtend, wenn es darum geht, sich den Hirschkühen zu nähern, um - im Jägerjargon gesagt - brunftige Stücke zu beschlagen.

Kenner wissen: Aus der Art des Rufes lässt sich allerhand ableiten - etwa wie alt der Geweihträger ist oder wie es um seine Gemütslage bestellt ist. Und sogar ein Hirsch kann heiser werden zum Ende der Brunftzeit.

Hirschrufen ist auch bei der Imitation eine Männerdomäne. Als einzige Frau tritt Hildegard Zervos aus Oberzier in NRW an. Sie kommt auf Platz neun der zwölf Teilnehmer. Der Deutsche Meister Menzel hat „aus Jux und Dollerei“ mitgemacht. Er übe die Rufe, um in der Brunftzeit im September und Oktober draußen das Rotwild aus der Deckung zu locken, schildert er der dpa. Im Mai darf er erst mal bei den Europameisterschaften mitmitschen. Auch Thomas Soltwedel aus Mecklenburg-Vorpommern - Platz zwei - und Tasso Wolzenburg aus NRW - dritter Rang - können in Polen antreten.

Hirsche verlieren zum Ende der Brunftzeit bis zu 30 Prozent ihres Körpergewichts. Ganz so kräftezehrend geht es bei der „Jagd und Hund“ nicht zu. Aber die Darbietungen sind sichtbar anstrengend. Die Zuhörer lauschen ehrfurchtsvoll und andächtig. Manche grinsen sehr breit. Hannes (10) findet es „total lustig“. Der neunjährige Maris meint allerdings: „Ich möchte am liebsten weglaufen.“

(seda/dpa)
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