Mönchengladbach Ist Bücherei Blücherstraße ein Denkmal?

Mönchengladbach · Die Initiative, die mit einem Bürgerbegehren für die Bibliothek an der Blücherstraße kämpft, will die Denkmalwürdigkeit des Gebäudes prüfen lassen. Dies erinnert an das Pahlkebad. Fragezeichen gibt es auch bei der Einzelhandelsfläche.

Neuer Standort für die Bücherei Mönchengladbach
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Die "Bürgerinitiative rettet die Stadtbibliothek" will prüfen lassen, ob das Bücherei-Gebäude an der Blücherstraße ein Denkmal ist. Das kündigte Initiativen-Sprecher Wilfried Schultz an. Nach den bisherigen Plänen der Ampel-Fraktionen SPD, FDP und Grünen soll das Bibliotheksgebäude aufgegeben und veräußert werden, wenn eine neue Bücherei an der oberen Hindenburgstraße gebaut wird.

Sollte die Denkmalwürdigkeit des Gebäudes Blücherstraße vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege anerkannt werden, bedeutet dies allerdings nicht, dass ein Abriss ausgeschlossen ist. Aber das Beispiel Pahlkebad, das nach dem Willen von CDU und FDP ursprünglich einem Funktionsbad weichen sollte, zeigt, dass Bürger und Politiker beim Thema Denkmal überaus sensibel reagieren: Das Pahlkebad wurde, nachdem die Denkmalwürdigkeit anerkannt war, für rund acht Millionen Euro saniert.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Bücherei Blücherstraße ebenfalls Denkmal ist. Beim Pahlkebad erkannten die Experten bei der Architektur von Ernst Roddewig Parallelen zu Ludwig Mies van der Rohe, einem der bedeutendsten Architekten der Moderne und letzter Direktor des Bauhauses. Die Stadtbibliothek ist das Werk von Fridolin Hallauer, der städtischer Baurat in Mönchengladbach war und als Ministerialrat im Landesbauministerium später für die Ruhr-Universität Bochum verantwortlich zeichnete.

Interessant ist auch der Werdegang der Mönchengladbacher Bibliothek: Weil sie Volks- und wissenschaftliche Bücherei zugleich war und es dafür keine Vorbilder gab, besuchte ein fünfköpfiges Verwaltungsteam Ende der 1950er Jahre rund zwei Dutzend Bibliotheksstandorte. Und als nach mehr als dreijähriger Bauzeit das Gebäude fertig war, gab es in der Bürgerschaft heftige Diskussionen um das Bruchsteinrelief von Joachim Klos. Vielen war es zu modern. Sogar ein interfraktioneller Ausschuss wurde deshalb gebildet.

Daran will die Bürgerinitiative unter anderem erinnern. Ihr Sprecher Schultz geht davon aus, dass er noch in dieser Woche Informationen von der Verwaltung bekommt, die einen Vergleich der Kosten für Sanierung Bücherei Blücherstraße und Neubau an der Hindenburgstraße möglich machen. Diese Angaben, die schon CDU und FWG mehrfach vergeblich in Ausschüssen gefordert hatten, liegen detailliert nicht vor, sind aber für ein Bürgerbegehren erforderlich, weil die Bürger sich eine Meinung bilden müssen, bevor sie ihre Unterschrift leisten.

Selbst wenn die Ampel-Fraktionen ihr Neubau-Vorhaben durch die Ratssitzung im Juli bringen sollte, könnte ein nächstes Problem drohen. Für einen Neubau an der Hindenburgstraße ist mit Sicherheit ein Bebauungsplan notwendig. Und da SPD, FDP und Grüne zu 4700 Quadratmeter Bücherei- rund 2500 Einzelhandelsfläche integrieren wollen, müssen die Nachbarkommunen zustimmen. Beim Arcaden-Bau ist Mönchengladbach da haarscharf an einer Klage vorbeigeschrammt.

(RP/rl)
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