Jüchen Investorengruppe kauft Polo

Jüchen · Ein Investoren-Konsortium hat den insolventen Motorrad-Spezialisten gekauft. Alle Filialen und die Zentrale bleiben erhalten. Mit dem Verkaufserlös sollen Gläubiger abgefunden werden.

Jüchen: Investorengruppe kauft Polo
Foto: Michael, Reuter

Es war um kurz nach drei Uhr in der Nacht zu Dienstag, als Polo den Besitzer wechselte. Und die drohende Pleite damit so gut wie abgewendet ist. Insolvenzverwalter Horst Piepenburg hat für den in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Motorrad-Spezialisten einen Käufer gefunden. Ein Investoren-Konsortium unter der Führung der Investment-Spezialisten Paragon Partners GmbH (München) und Tempus Capital GmbH (Königstein) übernimmt eine neu gegründete Gesellschaft. In diese neue "Polo Motorrad und Sportswear GmbH" werden die Mitarbeiter, der Geschäftsbetrieb und die wesentlichen Sachwerte aus der insolventen bisherigen Polo-Gesellschaft übertragen. Die Investoren kündigten zudem an, alle 95 deutschen und sechs Schweizer Filialen sowie die Zentrale in Jüchen erhalten zu wollen. In den Filialen seien zudem keine Personalveränderungen geplant.

Damit ist Polo drei Monate nach dem Insolvenzantrag, den der damalige Geschäftsführer und Hauptgesellschafter Klaus Esser am 6. Dezember gestellt hatte, aus den größten Schwierigkeiten heraus. "Wir sind sehr erleichtert, weil es in Jüchen um mehr als 200 Arbeitsplätze und um einen Werbefaktor für die Gemeinde geht", sagte Bürgermeister Harald Zillikens. Dr. Markus Kier, Mitarbeiter des Insolvenzverwalters, sieht mit den Investoren eine gute Perspektive für Polo.

Bei den Käufern handelt es sich um Akteure aus dem Finanzmarkt. Beide haben sich auf Invests in mittelständische deutsche Unternehmen spezialisiert. Über Wochen hatten sich Marco Attolini (Paragon Partners) und Martin Hermann (Geschäftsführer Tempus) Polo angesehen. Beide unterzeichneten in Anwesenheit eines Notars den Vertrag. Stellung nehmen wollte keiner von ihnen zu dem Invest. In den kommenden Tagen sollen Details bekannt gegeben werden. Etwa darüber, wie sie Polo profitabel machen wollen. Denn bei den Finanz-Spezialisten handelt es sich um branchenfremde Investoren. Demnach handelt es sich also um kein strategisches Investment, wie es beispielsweise ein Konkurrent aus der Motorrad-Branche hätte betreiben können. Das heißt: Die Investoren wollen mit Polo Geld verdienen und nicht einen Konkurrenten ausschalten.

Die neuen Besitzer waren es offenbar auch, die darauf bestanden, den Gründer Klaus Esser und dessen Familie aus der Geschäftsführung zu entlassen. Wie der Insolvenzverwalter mitteilte, rückt als erstes Manfred Steffens in die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft nach. Steffens ist bereits seit 1998 bei Polo und leitete das Ressort Beschaffung/Logistik/IT. Wer außerdem in die Geschäftsführung berufen wird, ist noch nicht klar.

Unterdessen ist Piepenburg nun damit beschäftigt, die alte Gesellschaft abzuwickeln. Mit dem Verkaufs-Erlös sollen die Forderungen der Gläubiger zu einem gewissen Teil befriedigt werden. Am 4. April trifft sich die Gläubigerversammlung im Amtsgericht Mönchengladbach. Über die Jahre hatten sich bei Polo Verbindlichkeiten in Höhe von 128 Millionen Euro angehäuft. Dem stehen Vermögenswerte in Höhe von knapp 115 Millionen Euro gegenüber. Ob durch den Verkaufserlös alle Forderungen und zu welchen Teilen erfüllt werden können, ist unklar. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort