Interview mit Carla Reemtsma Siemens-Streit mit Aktivisten könnte Chance sein

Düsseldorf · Die 21-Jährige Carla Reemtsma aus Münster ist eines der bekanntesten Gesichter von Fridays for Future NRW. Ein kurzes Gespräch über Siemens, Kohle und den Einfluss der jungen Klimaschützer.

Fridays for Future: Bilder zum Klimastreik am 29.11.19 in NRW und Deutschland
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Globaler Klimastreik von Fridays for Future

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Foto: dpa/Fabian Strauch

Frau Reemtsma, Siemens hat nach Ihrer Kritik nicht eingelenkt. Was bedeutet die Entscheidung für „Fridays for Future“ und den Protest?

Carla Reemtsma: Tatsächlich ist die Entscheidung von Siemens-Chef Joe Kaeser für viele von uns keine wirkliche Überraschung. Wir wollen diese dennoch nicht unkommentiert stehen lassen. Immerhin hat das Thema durch die Proteste eine breite Öffentlichkeit erreicht und wir konnten die Proteste der Aktivisten in Australien hier vor Ort unterstützen.

Siemens-Chef Kaeser argumentiert, dass er die Vertragspflichten erfüllen wolle. Können Sie das nachvollziehen?

Reemtsma: In gewisser Weise ist es natürlich verständlich, dass Siemens die Vertragspflichten einhalten will. Andererseits verspielt das Unternehmen mit der Entscheidung seine Glaubwürdigkeit als umweltfreundliches Unternehmen. Die Frage ist nun, wie diese Entscheidung hinsichtlich der oft betonten angeblichen Zukunftsorientierung von Siemens zusammenpasst.

In NRW lässt sich beobachten, was es bedeutet, wenn durch den Kohleausstieg Arbeitsplätze wegfallen. Wie steht „Fridays for Future“ dazu?

Reemtsma: Es ist klar, dass der Kohleausstieg politisch und infrastrukturell getragen werden muss. Wenn an anderen Stellen Arbeitsplätze wegfallen, wird das öffentlich nicht so breit diskutiert. Durch die starke Lobby wird die Debatte über den Verlust der Jobs oft verschoben.

Der Konflikt zwischen Joe Kaeser und Luisa Neubauer hat für eine große Öffentlichkeit gesorgt. Was bedeutet das für die zukünftigen Entscheidungen von Konzernen?

Reemtsma: Wir haben erreicht, dass Siemens seine Entscheidung über die Zulieferung, die einen direkten Einfluss auf die Einhaltung des Pariser Abkommens hat, zumindest überdenken musste. Zukünftig hoffen wir, dass andere Konzerne von der Öffentlichkeitswirkung des Disputs beeinflusst werden und Entscheidungen in Hinsicht auf den Klimaschutz positiver ausfallen werden.

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