Inklusion in NRW Lehrerumfrage: An Schulen fehlen 7000 Sonderpädagogen
Düsseldorf · Gemeinsam Lernen - ob mit oder ohne Handicap. Ein schönes Ziel. An vielen Schulen hapert es aber in der Praxis. Laut einer Umfrage an allen NRW-Schulen fehlen rund 7000 Stellen.
Der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung hat aus Sicht der meisten Schulleiter in Nordrhein-Westfalen gravierende Mängel. In einer Online-Befragung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an allen 6500 Schulen des Landes beklagten die Schulleiter zentrale Defizite. Wie die GEW am Dienstag in Düsseldorf berichtete, fehlen in großem Umfang Sonderpädagogen, Räume, Lernmaterial und Stellen sowie Zeit für Beratung und Absprachen. Insgesamt fehlen demnach rund 7000 Stellen.
Aus Sicht der Gewerkschaft sollten gemischte Klassen für Kinder mit und ohne Handicap maximal 20 Schüler haben. Dies ist aber nur in jeder zehnten inklusiv arbeitenden Klasse Realität. Die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer forderte die rot-grüne Landesregierung auf, nachzusteuern und eine Doppelbesetzung aus Fachlehrern und Sonderpädagogen zu gewährleisten. Auch vor dem Hintergrund von 40 000 erwarteten Flüchtlingskindern in den Schulkassen sei dies sinnvoll.
Dreiviertel der Leiter an den allgemeinen Schulen gaben in der Befragung an, sie benötigten mehr Stellen für sonderpädagogische Förderung. 53 halten eine zusätzliche Stelle für erforderlich, um gutes gemeinsames Lernen zu gewährleisten - 28 Prozent forderten sogar zwei Extra-Stellen.
Es sei klar, dass dies nicht in einem Schub erfüllt werden könne, räumte Schäfer ein. Das ursprünglich einmal über 9400 Stellen umfassende Budget für Sonderpädagogen dürfe aber nicht reduziert werden, nur weil die Zahl der Förderschulen sinke, forderte die Gewerkschaft.
Tatsächlich hätten 80 Prozent der 674 Förderschulen in NRW in diesem und dem abgelaufenen Schuljahr rund 2000 Schüler aus Regelschulen aufgenommen. Inwieweit der Wechsel auf ein Scheitern in inklusiven Klassen oder ein mangelhaftes Angebot vor Ort zurückzuführen ist, wurde nicht erhoben.
Außerdem kritisiert die GEW künstliche Hürden bei der Nachqualifizierung von Lehrern zu Sonderpädagogen. Statt der angepeilten 250 Nachqualifizierungen pro Halbjahr würden deshalb nur maximal 100 erreicht. Die Gewerkschaft fordert darüber hinaus, den viel zu hohen Numerus clausus für das Lehramt Sonderpädagogik gänzlich abzuschaffen, um den enormen Personalbedarf decken zu können. Nach GEW-Angaben lag der NC teilweise bei 1,2.
Der Lehrerverband Bildung und Erziehung und die Piratenfraktion im Landtag beklagten in Mitteilungen, obwohl die Probleme längst diagnostiziert seien, gebe es keine Verbesserung. Die SPD-Landtagsfraktion will sich bemühen, das Beratungsangebot für Lehrer zu verbessern.