Kevelaer Immer mehr Benzindiebe

Kevelaer · Seitdem sich die Spritpreise auf Rekordkurs befinden, steigen die Fälle von Tankbetrug rapide an. Auch Tankstellen in Kevelaer und Weeze sind betroffen. Die Hemmschwelle vieler Autofahrer sei gesunken, beklagen die Pächter.

 Weil die Tankfüllung inzwischen 80 Euro und mehr kostet, wächst bei einigen Autofahrern die Neigung zu ungesetzlichem Tun. Als Mittel gegen Benzindiebe empfiehlt die Polizei "gesteigerte Aufmerksamkeit und Zivilcourage".

Weil die Tankfüllung inzwischen 80 Euro und mehr kostet, wächst bei einigen Autofahrern die Neigung zu ungesetzlichem Tun. Als Mittel gegen Benzindiebe empfiehlt die Polizei "gesteigerte Aufmerksamkeit und Zivilcourage".

Foto: Gerhard Seybert

Beim Blick auf die Anzeigetafeln der Tankstellen vergeht vielen Autofahrern zurzeit die Lust, die immer weiter steigenden Preise für Benzin zu bezahlen. Die meisten machen es am Ende aber doch — schließlich kommt man mit einem leeren Tank nicht weit. Doch es gibt immer wieder Autofahrer, die ihren Weg nicht an die Kassen der Tankstellen finden. Sie treten stattdessen aufs Gas und suchen das Weite — ohne zu bezahlen. Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden hat jetzt eine Statistik herausgegeben, wonach die Fälle von Benzindiebstahl um rund neun Prozent zugenommen haben. Ein vergleichbarer Anstieg ist laut Polizeisprecher Manfred Jakobi auch in Kevelaer und Weeze zu beobachten.

 An der Shell-Tankstelle in Kevelaer erlebt Pächter Dennis Abraham mehrmals im Jahr, wie sich Kunden an der Zapfsäule bedienen, ohne zu bezahlen.

An der Shell-Tankstelle in Kevelaer erlebt Pächter Dennis Abraham mehrmals im Jahr, wie sich Kunden an der Zapfsäule bedienen, ohne zu bezahlen.

Foto: Seybert, Gerhard

Im Bereich des Polizeikommissariats Goch — dazu zählen Kevelaer, Weeze, Uedem und Goch — gab es von Januar bis Juli bereits 66 Fälle von Tankbetrug. Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum nur 49. Das ist eine Steigerung von 34,7 Prozent. Im Kreisgebiet ist der Anstieg nicht ganz so groß. Jakobi: "2011 haben Benzindiebe im Kreis Kleve bis Juli insgesamt 163 Mal zugeschlagen. In diesem Jahr liegen uns bereits 179 Fälle vor — also rund zehn Prozent mehr als in 2011."

Dabei sollten es sich die Benzindiebe nicht allzu leicht vorstellen, unerkannt mit ihrer Beute zu verschwinden. Egal, ob mit gestohlenem Kennzeichen oder gleich ganz ohne: Jeder dritte Tankbetrüger geht den Ermittlern ins Netz. "Im Polizeikommissariat Goch konnten in diesem Jahr 24 der 66 Fälle aufgeklärt werden, also rund 36 Prozent", sagt Jakobi. Die Aufklärungsquote der Polizei im Kreis Kleve liegt sogar bei fast 50 Prozent.

Bei den Ermittlungen helfen den Beamten oft die Bilder von Überwachungskameras, mit denen aber längst nicht jede Tankstelle ausgestattet ist. Gibt es Aufnahmen des Diebstahls, wird über das Kennzeichen ermittelt, ob dieses auch zum Fahrzeug gehört, an dem es angebracht ist. Handelt es sich jedoch um ein gestohlenes Kennzeichen, müssen sich die Polizisten zunächst auf die Suche nach dem Dieb machen. Eine hohe Dunkelziffer gebe es nicht. "Fast jeder Diebstahl wird angezeigt", berichtet Jakobi.

Die Strafe für das Stehlen von Sprit ist individuell verschieden. Wer volltankt und nach dem Motto "Jetzt zeig' ich es den Mineralöl-Multis mal" spontan verschwindet, begehe Diebstahl. Wer vorher sein Kennzeichen überklebt, um von Videokameras nicht identifiziert zu werden, handele in Betrugsabsicht. Schon der Versuch sei strafbar. Laut Jakobi ist das Strafmaß außerdem abhängig von Vorstrafen und der gestohlenen Menge. Generell können Tankbetrüger sowohl mit Geldstrafen, als auch mit Gefängnisstrafen rechnen.

(RP)
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