Mönchengladbach Ich stehe gerne vor der Kamera

Mönchengladbach · Profi-Boxerin Ina Menzer berichtet im Interview von ihrem nächsten Kampf und ihren Zielen im Ring. Sie verrät, dass sie gerne einmal in einer Komödie mitspielen würde und dass sie eine kleine Macke hat, was die häusliche Ordnung angeht. Irgendwann möchte sie ein Altersheim in der Nähe eines Kindergartens gründen.

 Ina Menzer setzt sich gerne für ältere Menschen ein.

Ina Menzer setzt sich gerne für ältere Menschen ein.

Foto: RP

Frau Menzer, Sie wohnen ja mittlerweile in Hamburg, werden aber immer noch als Gladbacherin wahrgenommen.

Ina Menzer Das ist allerdings wirklich so, obwohl ich schon länger in Hamburg lebe, dort etwa 70 Prozent der Zeit verbringe. Wie ich das in Zukunft halten werde, ist noch nicht entschieden. Das haben mein Mann und ich uns offen gelassen.

Was vermissen Sie, wenn Sie nicht in Mönchengladbach sind? Gibt es hier feste Anlaufpunkte?

Menzer Ich vermisse vor allem die Familie und die Freunde. Ich gehe hier aber auch immer zum Friseur und zu zwei Ärzten, denen ich vertraue. Hamburg hat für das Boxen aber einfach den Vorteil, dass ich dort abgeschottet bin und mich voll auf den Job konzentrieren kann.

Können Sie in Hamburg auch unerkannter shoppen gehen als hier?

Menzer Das geht eigentlich überall ganz gut. Neulich habe ich einen Brief von einer Frau bekommen, die mich gesehen hatte und sich nicht traute, mich anzusprechen. Ich habe ihr dann geantwortet, und sie fand toll, dass ich mich überhaupt gemeldet habe. Mich kann jeder gerne ansprechen, damit habe ich überhaupt kein Problem.

Zuletzt waren Sie recht oft im Fernsehen in Sendungen zu sehen, die mit Boxen nichts zu tun haben.

Menzer Ich musste ja die Zeit füllen, und ich sehe mich auch als Unterhalterin. Man muss auch dafür sorgen, im Gespräch zu bleiben. Das Promi-Dinner etwa hatte schon häufiger bei mir angefragt, aber ich wollte nie jemanden in meine Wohnung lassen. Geklappt hat es erst, als ich den Vorschlag gemacht habe, in unserer alten Trainingshalle zu kochen.

Wenn man das schon im Fernsehen nicht sehen konnte, wie sieht es denn bei Ihnen zu Hause aus?

Menzer Aufgeräumt. Wenn ein Bild schief hängt oder irgendwo Krümel liegen, ich kann das einfach nicht leiden. Manchmal glaube ich, ich habe eine kleine Macke.

Könnte im Fernsehen denn eine berufliche Zukunft für Sie liegen?

Menzer Ich stehe auf jeden Fall gerne vor der Kamera. Der Gedanke, in einem Film mitzuspielen, reizt mich schon, besonders dann, wenn es eine Komödie wäre. Aber es kann auch sein, dass mir das gar nicht gefallen würde, wenn ich es wirklich ausprobiere.

Wer sollte denn für Sie die Hauptrolle in einem Ina-Menzer-Film spielen?

Menzer Ich würde sagen, die spielt Ina Menzer am besten selbst.

Wie sieht es denn aktuell mit der Fortsetzung der Box-Karriere aus? Sie haben seit über einem Jahr nicht im Ring gestanden.

Menzer Ich bin im Training, fange nächste Woche mit dem Sparring an. Der Termin für den nächsten Kampf steht, ich werde am 24. September in Hamburg wieder in den Ring steigen. Der Kampf ist auf acht Runden angesetzt, die Gegnerin haben wir auch gefunden, können den Namen aber noch nicht sagen, weil die Verträge noch nicht unterschrieben sind. Danach würde ich gerne den Rückkampf gegen Jeannine Garside angehen, gegen die ich meine Gürtel verloren habe. Geplant ist das noch für dieses Jahr.

Es stand irgendwann mal zur Debatte, dass es vielleicht einen WM-Kampf von Ihnen im Hockey-Park geben könnte?

Menzer Das wäre natürlich noch immer ein großer Traum für mich. Box-Veranstaltungen unter freiem Himmel sind aber immer ein Risiko, wie man das zuletzt bei den Klitschkos gesehen hat. Aber das Thema wird immer noch diskutiert und ist nicht vom Tisch.

Ihr Boxstall Universum Box Promotion hat mit Waldemar Kluch einen neuen Investor bekommen, der auch in der Geschäftsleitung ist. Wie sehen Sie die Entwicklung nach dem Verlust der TV-Präsenz vor gut einem Jahr?

Menzer Wir haben alle sehr viel Hoffnung, was den neuen Partner angeht. Er redet mit jedem einzelnen Boxer, Probleme werden aus der Welt geschafft. Er will in Zukunft so oft wie möglich wieder selbst Box-Abende veranstalten.

Wie hält man sich denn fit, wenn man keinen Kampf in Aussicht hat?

Menzer Ich habe mich mit Schwimmen, Radfahren und Laufen fit gehalten, nur ganz gelegentlich mal am Sandsack gearbeitet.

Haben Sie in Gladbach zum Joggen eine Lieblingsstrecke?

Menzer Nein, ich laufe ohnehin nicht gerne, und wenn ich das tue, dann immer auf dem Laufband. Ich muss dabei alles unter Kontrolle haben.

Wie konkret haben Sie denn Gedanken an das Ende ihrer Laufbahn vor Augen?

Menzer Das spielt natürlich immer eine Rolle, aber im Moment fühle ich mich fit, kann nicht sagen, wie lange ich noch boxen kann. Man laugt den Körper schon aus.

Sie sind ja auch viel auf dem karitativen Sektor tätig. Meistens haben die Projekte mit Kindern oder Tieren zu tun.

Menzer Ich setze mich gerne für die schwächsten Geschöpfe in der Gesellschaft ein, dazu gehören auch alte Menschen, wozu ich bisher noch nicht gekommen bin. Das sind drei Bereiche, die mir wichtig sind. Vielleicht gibt es irgendwann mal die Möglichkeit, ein Altersheim zu gründen, bei dem sich ein Kindergarten in der Nähe befindet, so dass es da einen Austausch gibt. Das ist ein Gedanke, den ich schön finde.

Möchten Sie auch Kinder haben?

Menzer Auf jeden Fall. Ich bin ein absoluter Familienmensch. Aber das geht natürlich erst nach dem Ende der Laufbahn. Es sei denn, dass es vorher so weit kommt, dass auch die Männer Kinder bekommen können (lacht).

Was würde das Frauenboxen denn verlieren, wenn Sie aufhören?

Menzer Ich denke schon, dass ich eine wichtige Person für das Frauenboxen geworden bin. Ohne TV-Präsenz kann ich das natürlich nur schwer zum Tragen bringen. Ich glaube, dass ich als Typ ehrlich bin, und etwas anderes hätten die Leute mir auch nicht abgenommen.

Was kann man Eltern raten, die eine Tochter haben, die mit dem Boxen beginnen will?

Menzer Es ist das A und O, dass man einen guten Trainer hat. Ohne meinen alten Heimtrainer Waldemar Altergott von den Faustkämpfern Mönchengladbach und ohne Oleg Ginkel wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Waldemar ruft mich heute noch jedes Wochenende an, weiß noch jede meiner Verletzungen auswendig. Er ist für mich schon eine Vaterfigur. Generell denke ich aber, dass Mädchen es heute leichter haben als vor ein paar Jahren.

Könnten Sie sich vorstellen, selbst Trainerin zu sein?

Menzer Ich habe das eine Zeit lang in Erwägung gezogen, aber man muss dafür auf sehr viel verzichten. Ich weiß nicht, ob das nicht für eine Frau auch noch schwieriger ist.

Sehen Sie denn selbst lieber Frauen oder Männern beim Boxen zu?

Menzer Allgemein sehe ich lieber Männern zu. Viele Frauen sind einfach nicht so gut ausgebildet, hätten gegen Männer nicht nur physisch, sondern auch technisch und taktisch keine Chance. Auch das Arbeiten mit anderen Frauen ist für eine Boxerin nicht immer leicht. Da gibt es schnell "Zickenkrieg".

Das Gespräch führten Sascha Köppen, Ralf Jüngermann und Karsten Kellermann.

(kpn)
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