Senta Berger in Remscheid "Ich kann mich freuen wie ein Kind"

Remscheid · Die Schauspielerin Senta Berger kommt am Sonntag mit einem weihnachtlichen Vorleseprogramm ins Teo Otto Theater.

 "Die Feder vom Christkind" heißt die schönste Weihnachtsgeschichte von Senta Berger, die am Sonntag im Teo Oto Theater liest.

"Die Feder vom Christkind" heißt die schönste Weihnachtsgeschichte von Senta Berger, die am Sonntag im Teo Oto Theater liest.

Foto: Ap

Frau Berger, Sie lesen im Teo Otto Theater Weihnachtsgeschichten. Was bereitet Ihnen Freude am Vorlesen?

Senta Berger Rezitieren gehört zu meinem Beruf. Die Beschäftigung mit den Texten, mit Literatur, mit der Sprache ist für mich ein Vergnügen. Und es ist natürlich schön, wenn ich spüre, dass ich die Bilder, die beim Vorlesen einer Geschichte in mir aufsteigen, vermitteln, übertragen kann.

Wer hat Ihnen früher Geschichten vorgelesen?

Berger Meine Mutter.

Gibt es eine Weihnachtsgeschichte, die Ihnen besonders ans Herz gewachsen ist?

Berger Ja. Ich werde auch meine eigene Weihnachtsgeschichte lesen, eine Geschichte, die von Weihnachten in meiner Kindheit erzählt und von einer Zeit, da ich noch an Wunder glaubte und an das Schönste, an das Christkind. "Die Feder vom Christkind" heißt sie. Meine Mutter legte ein kleines weißes Taubenfederchen auf das Fensterbrett, um mich glauben zu machen, das Christkind habe dort eine Feder von seinen Flügeln verloren. Und ich glaubte es einige Jahre. Weihnachten und Kindheit, das ist untrennbar miteinander verbunden. Viele Kindereigenschaften habe ich natürlich verloren, aber neugierig wie ein Kind bin ich immer noch und freuen kann ich mich auch wie ein Kind.

Nach welchen Kriterien haben Sie Ihre Texte ausgesucht?

Berger Es sind meine liebsten Weihnachtsgeschichten von Autoren, die ich sehr schätze. Geschichten und Gedichte, die mich selbst berühren. Manche hat man mir schon in meiner Kindheit vorgelesen, wie "das Mädchen mit den Schwefelhölzern" von Hans Christian Andersen. Andere habe ich meinen Kindern vorgelesen, wie "Der Bär und der Vogel" von Janosch. Alle Erzählungen sind sehr bildhaft geschrieben. Sie regen meine Phantasie an. Und ich denke, auch die der Zuschauer.

Wenn ich mir Ihre Filmografie anschaue, gibt es kein Jahr, in dem Sie nicht mindestens zwei Filme gedreht haben. Wie schaffen Sie es, sich immer wieder auf neue Figuren einzustellen?

Berger Das macht doch meinen Beruf aus. Ich komme vom Theater. Da spielte man Nestroy an einem Abend und Goethe am nächsten. Das ist völlig normal. Natürlich ist es die Phantasie, das Vorstellungsvermögen, das mich ja auch zu diesem Beruf gebracht hat, das mich verschiedene Rollen gestalten lässt und das Handwerk, das unbedingt zu diesem Beruf gehört, und das man beherrschen muss.

Wenn ich mir Ihren Film "Frau Böhm sagt Nein" ansehe, dann habe ich den Eindruck, Sie werden im Alter noch differenzierter und durchlässiger im Spiel? Stellen Sie das auch bei sich fest?

Berger Nein. Natürlich wächst man im Laufe der Jahre und kann das, was sich eingedrückt hat, was man erlebt hat, ausdrücken. Aber "Die schnelle Gerdi" war nicht nur frech und temperamentvoll, sie war eine Figur, die ich erfunden habe und die ich mit diesen Eigenschaften reich ausstatten konnte. Das ist zwanzig Jahre her. Die "Frau Böhm" hat mir aber mindestens genau so viel Spaß gemacht wie "Die schnelle Gerdi", obwohl sie in jeder Hinsicht im Gegensatz dazu steht. Aber ich denke, differenziert habe ich beide Rollen gespielt.

Sie haben mal beklagt, dass Sie gerne bessere Drehbücher gehabt hätten. Viele Rollen seien nicht besonders anspruchsvoll. Ich will nicht anmaßend sein - aber was halten Sie davon, die Ranjewskaja aus Tschechows "Kirschgarten" zu spielen und damit eine Tournee in Deutschland zu starten?

Berger Ja, das ist eine Rolle, die zu spielen ich mir immer gewünscht habe. Aber auf Tournee möchte ich damit nicht gehen. Ich bin nicht der Mensch, der jeden Tag im Auto von einem Spielort zum anderen fahren will und jede Nacht in einem anderen Hotelzimmer zubringen kann — und dann noch auf wechselnden Bühnen und ihren Gegebenheiten spielen! Nein, das ist nichts für mich. Aber ich vermisse eigentlich das Theaterspielen nicht. Ich mache sehr viele Lesungen durch das Jahr und bin gerne mit dem Publikum in engem Kontakt.

Lesen Sie in Ihrer Familie am Heiligen Abend eine Weihnachtsgeschichte vor?

Berger Es ist ein schöner Brauch in unserer Familie, dass jeder, der am Heiligen Abend bei uns ist, eine Geschichte oder ein Gedicht vorlesen muss. Auch die Kinder. Und auch die Freunde. Und auch die, die meinen, nicht vorlesen zu können. Das ist immer sehr schön und heiter.

Christian Peiseler führte das Interview.

(RP)
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