Duisburg/Bielefeld "Hygiene-Ampel" für Gaststätten zeigt erste Wirkung

Duisburg/Bielefeld · Rot für die Schmuddelküche: In Duisburg und Bielefeld zeigt eine Ampel, ob es bei der Lebensmittelkontrolle im Restaurant etwas zu meckern gab. Die Transparenz wirkt, sagen Verbraucherschützer. Doch etliche Gaststätten klagen gegen die Veröffentlichung.

 Der Chef des "Ristorante Toscana", Pawan Chabra, bedient einen Gast. Die Pizzeria beteiligt sich an dem Modelversuch in Nordrhein-Westfalen.

Der Chef des "Ristorante Toscana", Pawan Chabra, bedient einen Gast. Die Pizzeria beteiligt sich an dem Modelversuch in Nordrhein-Westfalen.

Foto: dpa, rwe fg

Die Kontroll-Ampel zur Verbesserung der Hygiene in Gaststätten zeigt im Modellversuch erste Wirkung. Diese Zwischenbilanz ziehen Verbraucherzentrale NRW und nordrhein-westfälisches Verbraucherschutzministerium mehr als vier Monate nach dem Start der sogenannten "Hygiene-Ampel" in Duisburg und Bielefeld. "Es ist ein stärkeres Bemühen sichtbar, Mängel schnell zu beseitigen", sagte Bernhard Burdick, Leiter des Projekt bei der Verbraucherzentrale NRW, der Nachrichtenagentur dpa.

Seit Dezember wird das Kontrollbarometer in den beiden Städten getestet. Für die Veröffentlichung im Internet und einer Anwendung für Smartphones werden die Ergebnisse aus den amtlichen Lebensmittelkontrollen verwendet. Je nachdem wie viele Verstöße gegen die Richtlinien beanstandet wurden, schaltet die Ampel von grün über gelb auf rot.

Massive Kritik kommt vom Gaststätten-Verband Dehoga. Er hält das Instrument für irreführend und pseudo-transparent. "Es verunsichert Verbraucher nur", kritisierte Thomas Kolaric, Geschäftsführer der Dehoga-Nordrhein. Die Ampel unterscheide nicht zwischen Hygiene-Mängeln oder formalen Fehlern des Gastwirts oder Baumängeln. Zudem seien die Daten oft mehrere Monate alt. "Sinnvoller ist es öfter zu kontrollieren und dann schwarze Schafe direkt aus dem Verkehr zu ziehen, statt in dieser Weise in den Markt einzugreifen", so Kolaric. Einer Umfrage zufolge seien 77 Prozent der NRW-Gastronomen gegen das Kontrollbarometer.

Einige gehen gerichtlich dagegen vor: Vor den Verwaltungsgerichten sind inzwischen Dutzende Klagen gegen die beteiligten Städte eingegangen. "Unserer Ansicht nach fehlt für die Herausgabe der Daten an die Verbraucherzentrale jede Rechtsgrundlage", begründete Kolaric.

"Die Ampel kann Orientierung geben, sagt aber nicht, was die Bewertung nach unten gedrückt hat", bemängelte auch Christina Blachnik von der Duisburger Lebensmittelüberwachung. "Die Ampel sagt nicht nur etwas über Hygiene-Bedingungen aus", sagte die Lebensmittelsachverständige. So fließe auch ein, ob ein Betrieb etwa seine Mitarbeiter in Sachen Infektionsschutz geschult hat oder wie lückenlos die Kühlkette im Haus dokumentiert ist. Allerdings beobachte sie: "Das Bewusstsein für den richtigen Umgang mit Lebensmitteln und das Einhalten rechtlicher Vorgaben in den Betrieben steigt". Gastwirte zeigten reges Interesse, wie sie künftig besser abschneiden können.

An diesen Effekt glaubt auch das Verbraucherministerium NRW. Die Veröffentlichung übe Druck aus, die Standards und Bestimmungen einzuhalten, sagte Ministeriumssprecher Frank Seidlitz. Von den rund 430 überprüften Betrieben in Bielefeld sind inzwischen nur noch 21 im gelben Bereich. Zum Start des Projekts waren es doppelt so viele. Auch in Duisburg ist die Zahl der grünen Betriebe auf 611 von 680 kontrollierten Betrieben geklettert.

Auch an der Nachfrage der Verbraucher - 13.000 Mal wurde die "Appetitlich-App" herunter geladen - lasse sich das enorme Interesse der Bürger an mehr Transparenz in der Lebensmittelüberwachung ablesen, so Seidlitz. "Die Betriebe beginnen positive Bewertungen auch als Wettbewerbsvorteil zu sehen", berichtete er. Immer häufiger werde die Ampel daher in den kontrollierten Gaststätten als eine Art Gütesiegel ausgehängt.

(lnw)
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