Leverkusen "Hundebesitzer in die Pflicht nehmen"

Leverkusen · Die Diskussion, die ein Hund, der in Hitdorf einen Schwan totbiss auslöste, hält an. Hundetrainerin Silke Urban spricht sich für einen Hundeführerschein für Herrchen und Vierbeiner aus.

 Seit 2007 ist Silke Urban Hundetrainerin. Ihr Australian Shepherd "Nellie" hört nicht nur auf dem Trainingsplatz auf ihr Kommando.

Seit 2007 ist Silke Urban Hundetrainerin. Ihr Australian Shepherd "Nellie" hört nicht nur auf dem Trainingsplatz auf ihr Kommando.

Foto: Uwe Miserius

Silke Urban (43) ist unter anderem IHK-zertifizierte Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin, ist also Fachfrau in Sachen gute Hundschule. Nach den Vorfällen in Hitdorf und in Opladen, bei denen Hunde aggressiv wurden, sprach unsere Redaktion mit der Expertin. Die Opladenerin spricht sich im Interview für eine qualifizierte Ausbildung für Hund und Besitzer aus.

In Leverkusen wird im Moment über die Anleinpflicht diskutiert. In Hitdorf hat ein nicht angeleinter Hund einen Schwan getötet, in Opladen einen Fußgänger attackiert. Sind das Einzelfälle oder ein generelles Problem?

Urban Es gibt leider ein paar rücksichtslose Hundehalter, die ihren Hund frei laufen lassen, obwohl dieser nicht hört. Wenn ich meinen Hund nicht unter Kontrolle habe, dann gehört er an die Leine, ob Anleinpflicht oder nicht. Da sollte es keine zwei Meinungen geben. Ich würde aber davon abraten, alle Hundehalter über einen Kamm zu scheren. Die Vorfälle bedienen Klischees, die einige Leute von Hundehaltern haben, entsprechen aber in den meisten Fällen nicht der Realität.

In beiden Fällen reagierte der Besitzer aggressiv auf Bitten von Fußgängern den Hund anzuleinen, im Opladener Fall wurde der Besitzer sogar tätlich. Liegt das Problem vielleicht gar nicht nur beim Tier?

Urban Ja, das ist sicher so. Viele Leute nehmen an meinem Training teil, weil sie ihrem Hund mehr Auslauf gewähren wollen. Nur ganz wenige geben zu, dass sie ihren Hund nicht kontrollieren können. Wenn ich mir einen Hund zulege, dann muss ich mir einfach im Klaren darüber sein, dass ich mit ihm arbeiten und ihn erziehen muss. Der Besitzer muss in die Pflicht genommen werden, den Hund entsprechend auszubilden.

Wie könnte so eine Ausbildung aussehen?

Urban Zum Beispiel in Form eines Hundeführerscheins. Der BHV (Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater, Anmerkung der Redaktion) bietet so etwas schon seit Längerem an. Um diesen "Führerschein" zu bekommen, muss der Hundehalter unter Beweis stellen, dass er den Hund im Alltag unter Kontrolle hat. Darüber hinaus gibt es eine theoretische Prüfung, in der die Sachkenntnis über den Hund abgefragt wird.

Ist so etwas denn überhaupt umsetzbar? Man denke zum Beispiel an die vielen älteren Menschen, die sich einen Hund halten, um Gesellschaft zu haben.

Urban Wenn, dann sollte es alle betreffen. Wenn ich mich nicht umfassend über meinen Hund informiere und nicht über die Rasse meines Hundes bescheid weiß, bin ich, meiner Meinung nach, auch nicht in der Lage einen Hund zu halten.

Wäre eine generelle Anleinpflicht für große Hunde, wie Rottweiler oder Jagdhunde nicht einfacher und sinnvoller?

Urban Nein, auf keinen Fall. Von einer generellen Anleinpflicht für solche Hunderassen halte ich überhaupt nichts. Zumal auch Rottweiler nicht gleich Rottweiler ist. Es gibt sehr viele, sehr liebe Rottweiler. Man sollte sich bemühen, jeden Hund individuell zu betrachten. Von den kleinen Hunden sagen alle, "die sind nur klein, die muss ich nicht erziehen", dabei können auch die richtig zubeißen.

Wie gehen Sie mit Fußgängern um, die sich über ihren freilaufenden Hund beschweren?

Urban Sobald ich merke, dass sich jemand unwohl in der Gegenwart meines Hundes fühlt, nehme ich ihn an die Leine. In den meisten Fällen erhält man dann auch ein Dankeschön. Da ist auch einfach Rücksicht nehmen gefragt.

Christian Buhl führte das Gespräch.

(RP/top)
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