Homophobie-Vorwurf Shitstorm um Kolumne: Kinder von Schwulen fernhalten?

Düsseldorf · Eine Zeitungskolumne sorgt für Ärger im Netz. Eine Psychologin erweckt darin den Eindruck, Kinder müssten vor Schwulen geschützt werden. Die Nutzer werfen dem Blatt Homophobie vor. Die Zeitung entschuldigt sich.

Homophobie-Vorwurf: Shitstorm um Kolumne zu Schwulen-Hochzeit
Foto: westfalen-blatt.de

Stein des Anstoßes ist die Kolumne "Guter Rat am Sonntag" im "Westfalen-Blatt" aus Bielefeld vom 17. Mai. In dem Text rät die Diplom-Psychologin Barbara Eggert einem Vater, dass er seine sechs- und achtjährigen Töchter nicht an der Hochzeit seines Bruders mit einem anderen Mann teilnehmen lassen sollte, weil sie "noch zu jung" seien und "die Kinder verwirrt werden" könnten.

Auf Twitter regen sich tausende Nutzer über die Kolumne auf. Der Hashtag #westfalenblatt wird zwischenzeitlich zum meist diskutierten Thema in Deutschland. Der Vorwurf: Homophobie.

Mittlerweile hat die Zeitung reagiert. Der Redaktionsleiter des "Westfalen-Blatt", Ulrich Windolph, hat eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin bittet er um Entschuldigung, falls die Kolumne die Gefühle der Leser verletzt hat und spricht von einer "gravierenden journalistischen Fehlleistung, die die Redaktion in vollem Umfang zu verantworten hat".

Zeitung entschuldigt sich aber weist Homophobie-Vorwurf von sich

Es hätte natürlich erklärt werden müssen, dass die "Verwirrung" der Kinder "nicht aus dem Besuch einer Hochzeit zweier Männer an sich" resultieren könne, "sondern dadurch, dass den beiden Töchtern des Ratsuchenden bisher jegliche Aufklärung über Homosexualität fehlt."

Den Vorwurf der Homophobie weist Windolph im Namen der Redaktion aber von sich. Schließlich sei die Kolumne keine generelle Handlungsempfehlung sondern beziehe sich auf eine ganz konkrete Lebenssituation. Die Eltern hätten sich dazu entschieden, ihre Kinder nicht sehr liberal zu erziehen, "und auf dieser Entscheidung wiederum fußt der Rat unserer Autorin", so Windolph.

Kein Ende des Shitstorms: Kritik an der Stellungnahme

Auch von dieser Stellungnahme lassen sich die Nutzer aber nicht beruhigen. Die Reaktion von Windolph sei "an Schwurbeligkeit und Rumgewinde kaum zu übertreffen", schreibt etwa der sehr angesehene Blogger Johnny Haeusler auf Spreeblick. Sie mache die Sache sogar "noch peinlicher", als sie ohnehin schon gewesen sei.

Es gehe hier um zwei Menschen, die sich lieben. Genausowenig, wie man den Kindern die Bettvorlieben des Paars auf einer Hetero-Hochzeit hätte erklären müssen, sei das bei einer schwulen Hochzeit der Fall. Die Liebe zweier Menschen zu verstehen, gelinge "jedem Kind in jedem Alter problemlos", schreibt Haeusler. Aufklärung brauche man da nicht zu betreiben. "Kinder mögen Hochzeiten. Egal, wer da wen heiratet und wer wen küsst."

Das letzte Wort ist im Fall der zweifelhaften Kolumne auf keinen Fall gesprochen. Mittlerweile ist in der Sache auch schon eine Beschwerde beim Deutschen Presserat eingegangen, wie ein Sprecher unserer Redaktion bestätigt hat.

(RPO, HeBu)
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