Band aus Düsseldorf Hohe jüdische Ehrung für die Toten Hosen
Düsseldorf · Das war eine würdige Veranstaltung, ein bewegender Abend, und der Band merkte man die Rührung über diese Auszeichnung an - am Ende hatte Campino Tränen in den Augen: Die Toten Hosen wurden am Mittwoch in Düsseldorf von der Jüdischen Gemeinde mit der Josef-Neuberger-Medaille geehrt.
Mit diesem Preis werden nichtjüdische Personen bedacht, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben.
Die Toten Hosen bekamen sie für ihre Konzertreihe "Willkommen in Deutschland", bei der sie im vergangenen Jahr Musik aufführten, die von den Nationalsozialisten als "entartet" diffamiert worden war. Gemeinsam mit der Gruppe wurde Professor Thomas Leander gewürdigt - der Prorektor der Robert-Schumann-Hochschule hatte bei den drei Auftritten in der Tonhalle die Projektleitung.
"Diese drei grandiosen Konzerte gehören zu den absoluten Höhepunkten des kulturellen Lebens in der Stadt im Jahr 2013", betonte Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. Er wies darauf hin, dass die Gruppe auch für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen Diffamierung, Intoleranz und Diskriminierung ausgezeichnet werde. Raimund Wippermann, Rektor der Schumann-Hochschule, lobte in seiner Laudatio, die Musiker hätten die einstmals verfemte Musik aus der Vergangenheit in die Gegenwart geholt und sie rehabilitiert. "Willkommen in Deutschland" ist in diesem Sinne auch Geschichtsunterricht gewesen, praktizierte Aufklärung.
Eric Friedler, NDR-Redakteur und Autor des Dokumentarfilms über die Toten Hosen - "Nichts als die Wahrheit" -, bezeichnete die Band als "Kämpfer für Menschlichkeit und Gerechtigkeit". Mit den bunten Haaren hätten die Hosen ihre Zivilcourage nicht abgelegt. Und: "Es tut gut, wenn es Freunde gibt, die mutig sind und stark." Er erinnerte an eine Szene in seiner Dokumentation, in der eine Dame 30 Jahre nach Kriegsende über Punks sagt: "Die gehören weg". Erich Friedler sagte auch: "Wahrscheinlich freuten sich die Toten Hosen bei ihren Konzerten, wie die Nazis in ihren Gräbern rotierten!" Das aufrichtigste Kompliment und seine höchste Anerkennung bewahrte er sich für den Schluss seiner Laudatio auf: "Ja, liebe Hosen, ihr seid Menschen." Sichtlich bewegt umarmte Campino daraufhin den Redner. "Was hier gerade passiert ist, hat uns zutiefst gerührt", sagte der Frontmann. "Solche Worte hat noch nie jemand für uns gefunden. Wir werden den Abend nie vergessen." Campino, Kuddel, Breiti, Andi und Vom Ritchie bedankten sich mit drei Liedern, die sie im Leo-Baeck-Saal der Jüdischen Gemeinde vortrugen. Sie spielten "Deutsches Miserere" von Bertolt Brecht und Paul Dessau, "Im Nebel" von Hermann Hesse und ihr eigenes Stück "Europa", das vom Sterben der Flüchtlinge im Mittelmeer handelt.
Die Josef-Neuberger-Medaille wird seit 1991 vergeben. Sie wurde nach dem früheren NRW-Justizminister benannt, der auch Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde war. Zu den Preisträgern gehören Johannes Rau, Angela Merkel - und Frank Schirrmacher.