Höhere Mehrwertsteuer Fliehen Niederländer bald in deutsche Supermärkte?

Den Haag · Die neue niederländische Regierung will die Mehrwertsteuer für Lebensmittel von sechs auf neun Prozent anheben. Deshalb befürchtet die niederländische Supermarktvereinigung, dass ihre Kunden nach Deutschland ausweichen.

 Regale in einem Supermarkt.

Regale in einem Supermarkt.

Foto: dpa

Um günstig an Kaffee, Kopfschmerztabletten und Cola-Dosen zu kommen, fahren tausende Deutsche vor allem am Wochenende und an Feiertagen in die Niederlande. Andersherum gehen viele Niederländer jetzt schon für den Lebensmitteleinkauf in die Supermärkte jenseits ihrer Landesgrenze. Auf deutscher Seite sind viele Lebensmittel nämlich günstiger, ebenso Benzin. Die Fahrt nach Deutschland kann sich also vor allem in der Grenzregion lohnen.

Umso mehr sind Supermarktbetreiber auf niederländischer Seite über die Pläne der neuen Regierung besorgt, die Mehrwertsteuer für bestimmte Güter und Dienstleistungen von sechs auf neun Prozent zu erhöhen. Das würde nicht nur die Lebensmittel teurer machen, sondern zum Beispiel auch Friseurbesuche, Fahrradreparaturen und Restaurantbesuche.

In der niederländischen Zeitung "De Gelderlander" kritisiert Marc Jansen vom "Centraal Bureau Levensmiddelenhandel" (CBL), der Branchenvereinigung der Supermärkte, die geplante Steuerreform der neuen Regierung um Ministerpräsident Marc Rutte. "Wir werden die Mehrwertsteuererhöhung über unsere Preise an die Kunden weitergeben müssen. Dann haben die Menschen in der Grenzregion noch einen Grund mehr, zum Einkaufen nach Deutschland zu gehen", sagt Jansen der Zeitung. Er glaubt, dass die Niederländer dann in Deutschland auch viele andere Produkte kaufen, die nicht oder nur wenig günstiger sind als in den Niederlanden, wenn sie eh schon mal da sind.

In "De Gelderlander" zeigen sich befragte Supermarktbetreiber allerdings optimistisch, dass der Effekt nicht so dramatisch sein wird wie vom CBL befürchtet. "Ich denke nicht, dass wir in Oldenzaal viele Kunden verlieren werden", sagt Björn Kuipers der Zeitung. "Natürlich hat jede Steuererhöhung negative Effekte, aber 'Sorgen machen' finde ich übertrieben. Der Kunde will seinen Einkauf nah an seinem Haus machen." Andere meinen, dass die Steuererhöhung sich nur negativ auf die niederländischen Läden auswirken könnte, wenn die Kunden sie beim Einkaufen deutlich spüren. Henk Jan Tannemaat von einer Ladenbesitzervereinigung sagt in "De Gelderlander": "Zwischen den Supermärkten scheint es einen Preiskrieg zu geben. Dadurch merken wir die drei Prozent Erhöhung vielleicht nicht einmal."

Eine Umfrage auf der Webseite der Zeitung zeigt allerdings, dass viele Niederländer schon bereit wären, für ihren Einkauf auch weitere Wege in Kauf zu nehmen, wenn sie dadurch Geld sparen. Der Aussage "Wenn der Supermarkt hier teurer wird, gehe ich öfter zum Einkaufen nach Deutschland" stimmt die große Mehrheit zu, nämlich 87 Prozent der rund 4400 Menschen, die teilgenommen haben.

In Deutschland werden die meisten Lebensmittel mit sieben Prozent besteuert, in Belgien sogar nur mit sechs Prozent.

(see)
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