Düsseldorf Ministerpräsident warnt vor Hamsterkäufen

Düsseldorf · Konserven, Nudeln und Klopapier: In vielen Supermärkten und Discountern waren am Wochenende Produkte vergriffen. NRW-Landeschef Armin Laschet mahnt zur Besonnenheit. Restaurants waren trotz Warnungen gut besucht.

Es ist kurz vor 15 Uhr am Samstagnachmittag. Bei Kaufland in Düsseldorf herrscht immer noch Gedränge. Dicht an dicht schieben die Kunden ihre Einkaufswagen durch die Gänge. Man muss aufpassen, anderen nicht in die Hacken zu fahren. Trotz des Andrangs verhalten sich alle ruhig und diszipliniert. Angestellte der Filiale sind ständig dabei, leere Regale wieder aufzufüllen. „Ich mach den ganzen Tag nichts anderes“, sagt ein Mitarbeiter. Doch für manche Waren gibt es an diesem Samstag keinen Nachschub mehr. Eine rund fünf Meter lange Regalwand, wo eigentlich das Toilettenpapier steht, ist komplett leer. Ähnlich sieht es bei Haferflocken, Mehl und Nudeln aus. „Wir kriegen die Sachen aber wieder rein. Kommen Sie Montag wieder“, sagt der Mitarbeiter.

 Nach der Ankündigung am Freitag, dass ab Montag alle Schulen und Kitas im Land geschlossen werden, hat sich die Situation in vielen Einkaufsgeschäften noch einmal verschärft. Kunden berichten, dass bereits am Freitagabend in vielen Supermärkten lange Schlangen an den Kassen gab. „Ich war am Freitagabend bei der Metro. Das war fast wie Krieg. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt ein Düsseldorfer Familienvater.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) mahnt zur Besonnenheit. „Hamstern oder das Stehlen von Desinfektionsmitteln in Krankenhäusern sind unsolidarisch“, sagte der Kandidat für den CDU-Vorsitz der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Auch seinen eigenen Verwandten würde er von übertriebenen Vorratskäufen abraten, sagte Laschet. „Kauf was nötig ist, vielleicht auch etwas mehr, um Einkaufsgänge zu reduzieren. Aber keine panischen Hamsterkäufe.“ Denn Deutschlands Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sei sicher. „Wir erwarten keine Lieferengpässe bei Nahrungsmitteln oder Toilettenpapier“, und Supermärkte blieben offen. „Das würde ich einem Angehörigen nahebringen“, so Laschet.

Der Branchenverband HDE bekräftigte, dass die Versorgung mit Lebensmitteln gewährleistet sei, und dementierte Gerüchte über eingeschränkte Öffnungszeiten im Lebensmittelhandel. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth warnte vor weiteren Hamsterkäufen: „Es gibt genügend Produkte am Markt.“ Bei dem einen oder anderen Produkt würden sich dennoch Engpässe vorübergehend nicht vermeiden lassen. Er appellierte an die Verbraucher, bedarfsgerecht einzukaufen.

Dem Appell folgen aber nicht alle. Im Handel ist davon die Rede, dass an den vergangenen Wochenenden das Geschäft teilweise stärker gewesen sei als vor Weihnachten. Müssen die Unternehmen irgendwann Mengenvorgaben machen, wie viel jeder Kunde kaufen kann? „Wir wollen derzeit noch nicht rationieren“, sagte ein Sprecher der Warenhauskette Real auf Anfrage, „wir disponieren und packen nach, so gut es geht. Es kann aber nicht immer jeder Artikel innerhalb kürzester Zeit wieder verfügbar sein.“ Frischeprodukte würden jeden Tag neu, auch Konserven mehrmals pro Woche geliefert. Bei Hygieneartikeln könne es sein, „dass der eine oder andere Artikel länger ausfällt, weil hier die Lieferzyklen deutlich länger ausfallen“. Aldi erklärte auf Anfrage, man setze alles daran, die Kunden „auch in der aktuellen Situation mit Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs so gut wie möglich zu versorgen“. An eine Rationierung von Artikeln sei derzeit nicht gedacht.

Sollte es dennoch zu einem Versorgungsengpass kommen, könnte die Bundeswehr aushelfen, so Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Wenn zum Beispiel Polen die Grenzen schließe, habe das wegen fehlender Lkw-Fahrer aus dem Nachbarland direkte Auswirkungen auf die Versorgungslage in Deutschland, sagte Scheuer der „Bild“. „Wenn wir dann zu Engpässen kommen, kann die Bundeswehr die Versorgung auffangen“, sagte Scheuer.

Klar ist aber auch, dass vor allem der Lebensmittelhandel derzeit „eine riesige Bugwelle vor sich herschiebt“, wie Experten sagen. Das heißt: Wenn die Deutschen beispielsweise jetzt Konserven und andere Lebensmittel auf Vorrat kaufen, tun sie das später nicht mehr. Dann werden denn Handelsunternehmen Umsätze deutlich wegbrechen. „Der Bugwelle folgt dann die Delle“, heißt es in der Branche.

Neben Supermärkten sind am Wochenende auch viele Restaurants voll gewesen – zumindest in Städten wie Düsseldorf und Krefeld. Noch dürfen diese genutzt werden. „Der Besuch von Restaurants und Gaststätten, die mit einem Essensangebot der Versorgung dienen, bleibt möglich“, hat etwa die Stadt Duisburg am Sonntag in einem Informationsschreiben mitgeteilt. In anderen europäischen Staaten wie Belgien sind Cafés und Restaurants wegen des Coronavirus bereits geschlossen. Experten gehen davon aus, dass es auch in Deutschland dazu kommen wird. Einige Restaurants haben bereits freiwillig zu gemacht. - wie das überregional bekannte Sternerestaurant „Savu“ am Berliner Ku’damm habe sich „als Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus dazu entschlossen, vorsorglich und vorübergehend“ das Restaurant ab Montag, 16. März, bis einschließlich Mittwoch, 29. April geschlossen zu halten, teilte das Restaurant mit. „Zum Schutz unserer Gäste und unserer Mitarbeiter gehen wir diesen verantwortungsvollen Schritt“, teilte das Restaurant mit. Denn auch wenn einige Restaurants am Wochenende voll gewesen sind, klagen viele andere bereits über massive Umsatzeinbußen, weil die Gäste wegbleiben, so der Gaststättenverband Dehoga.

(csh/gew)
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