Trockene Tage, tropische Nächte NRW leidet unter Hitzewelle

Düsseldorf · In NRW rollt die nächste Hitzewelle an. Wegen der Waldbrandgefahr sollen am Niederrhein bald erste Wälder gesperrt werden. Die Temperaturen belasten viele Menschen. Schnell kann das Wetter zur Gesundheitsgefahr werden.

 Auch Radfahrer in Düsseldorf brauchen bei der extremen Hitze eine Pause.

Auch Radfahrer in Düsseldorf brauchen bei der extremen Hitze eine Pause.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das Regionalforstamt Niederrhein mit Sitz in Wesel wappnet sich wegen der anhaltenden hohen Temperaturen für die kommenden Tage. Wenn es weiter so heiß bleibt, dann soll es in den Wäldern am Niederrhein ab dem Wochenende nicht mehr erlaubt sein, die Wege zu verlassen. Derzeit sucht die Behörde die Gespräche mit den angehörigen Kreisen – Wesel, Kleve, Viersen, Neuss sowie den Städten Krefeld und Mönchengladbach. Der Grund: Die Kreise müssen im Falle eines Waldbetretungsverbots ihre Genehmigung erteilten.

Das Regionalforstamt teilte mit, dass man zur Not auch zum äußersten Mittel eines „Waldbetretungsverbotes“ greifen will. Konkret bedeutet das, dass die Waldbesucher in einer ersten Stufe die normalen Wege nicht mehr verlassen dürfen, erklärt Otto Pöll, Oberförster am Niederrhein. Diese erste Stufe werde voraussichtlich ab dem Wochenende in vielen Wäldern des Niederrheins gelten, sagte Pöll. Die zweite Phase sei dann die Komplettsperrung. Die könne schnell danach kommen, sagt Pöll. „Da kommen wir schneller hin, als uns lieb ist.“

Ab Waldbrandstufe fünf (höchste Stufe, sehr hohe Gefahr) gibt es Aufklärungsflüge über betroffene Waldgebiete, um mögliche Brände ausfindig zu machen. Nach Auskunft der zuständigen Düsseldorfer Bezirksregierung hat es diese in diesem Sommer noch nicht gegeben. Grundsätzlich verständigen sich Bezirksregierung und Forstbehörde, ob ein Überwachungsflug notwendig und sinnvoll sein könnte. Diese Abstimmung erfolgt flächendeckend, wenn die Gefahrenstufe 5 erreicht ist. Der Durchschnitt der sieben Messstationen im Regierungsbezirk Düsseldorf lag am Dienstag bei 3,9 (Stufe 4 = hohe Gefahr). „Das Innenministerium muss den Einsatz dann anordnen, den die Fliegerstaffel der Polizei ausführt“, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung. „Sie nimmt speziell für die Beobachtung aus der Luft ausgebildete Feuerwehrkräfte an Bord.“ Zuletzt wurden im April 2011 für etwa drei Wochen täglich zwei Überwachungsflüge im Regierungsbezirk Düsseldorf durchgeführt.

Auch in den Altenheimen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Düsseldorf und Duisburg bereitet man sich auf die heißen Temperaturen der nächsten Tage vor. „Für die Mitarbeiter gibt es eine Hitze-Präventions-Anweisung, die sie zu befolgen haben“, sagte ein Sprecherin des DRK. So müssten diese immer darauf achten, dass die Bewohner genug zu trinken hätten. Stilles Wasser und Kräutertee. Keinen Kaffee und keine Limonade. Auch müssten die Zimmer morgens sehr früh gelüftet werden. Die der Sonne zugewandten Fenster gelte es abzudecken.

Nicht nur in den Altenheimen ist die richtige Ernährung wichtig. „Currywurst und Pommes sollte man vermeiden, lieber Obst und Salat essen“, empfiehlt der Rheinbacher Arzt Oliver Funken. Und natürlich: viel trinken. Funken empfiehlt dem Wasser dabei etwas Salz hinzuzufügen, um einen gesunden Salzhaushalt zu garantieren. In dem Mittagsstunden sollte wenn möglich „Siesta“ gehalten werden. „Anstrengende Aktivitäten sollten auf den frühen Morgen oder den späten Abend verschoben werden“, sagt Funken. Einige Städte und Gemeinden haben hierauf bereits reagiert. So fangen in Moers und Neuss städtische Mitarbeiter teils früher an und haben am Nachmittag hitzefrei.

In Viersen bewässern die Macher des „Eier mit Speck“-Musikfestivals fleißig das Gelände. Mehr als eine Million Liter sollen auf die Campingplätze und den Bühnenbereich niedergehen, bis am Freitag die ersten Bands auftreten. Nur so konnten die Macher die Stadt überzeugen, ein ausgesprochenes absolutes Rauchverbot wieder zurückzunehmen. Verboten bleiben aber Shishas und Campingkocher – und die freiwillige Feuerwehr ist mit einem 2000-Liter-Tanklöschfahrzeug während des Festivals vor Ort.

Die angekündigten „tropischen Nächte“, bei denen die Temperaturen nachts nicht unter 20 Grad fallen, sorgen bei vielen Menschen zudem für Schlafprobleme. Der Schlafforscher Peter Young von der Universität Münster rät dabei zu Gelassenheit. „Wir sollten hinnehmen, dass wir jetzt vielleicht mal einige Tage nicht so gut schlafen und vielleicht auch nicht ganz so leistungsfähig sind“, sagt er. Er empfiehlt, die Schlafzeiten aufzuteilen. „Machen Sie zum Beispiel direkt nach der Arbeit ein Schläfchen, um das nächtliche Schlafdefizit etwas auszugleichen.“

Doch nicht nur die Menschen, auch die Tiere reagieren auf das heiße Wetter. „Die Kühe bekommen bereits ab 18 Grad Hitzestress“, sagt Bastian Coenen vom Kapellenhof in Niederkrüchten-Laar. Die angekündigten Temperaturen seien daher eine besondere Herausforderung. „Wir versuchen, den Stall so gut es geht kühl zu halten, aber die Milchproduktion bricht bereits ein“, sagt er. Da der Stoffwechsel der Kühe erst langsam auf das Wetter reagiert, ist der Tiefpunkt noch nicht erreicht. Dann rechnet Coenen mit Verlusten von 20 bis 30 Prozent.

(mlat, sep, csh, mrö, jasi, juha)
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