Facebook-Hetze Falschmeldungen behindern die Polizei

Oberhausen · Selbsternannte Bürgerwehren geben vor, für Sicherheit sorgen zu wollen. Dabei blockieren sie eher die Arbeit der Polizei – und betreiben zum Teil Hetze mit frei erfundenen Geschichten. Der Polizei in Oberhausen ging das jetzt zu weit.

Selbsternannte Bürgerwehren geben vor, für Sicherheit sorgen zu wollen. Dabei blockieren sie eher die Arbeit der Polizei — und betreiben zum Teil Hetze mit frei erfundenen Geschichten. Der Polizei in Oberhausen ging das jetzt zu weit.

Falsche Behauptungen und was daraus entstehen kannLiebe Facebook-Gemeinde, seit den widerlichen Vorfällen am Kölner...

Schönreden wolle die Polizei nichts: Oberhausen ist keine Heile-Welt-Stadt, auch dort hat es in der Vergangenheit Probleme mit so genannten Antänzern gegeben. "Wir haben diese Täter aber ganz gezielt in den Fokus genommen und erhebliche Erfolge erzielt", sagt Polizeisprecher Tom Litges. Die Kriminalitätsrate sei in den vergangenen zwei Jahren auf den niedrigsten Ständen im Zehn-Jahres-Vergleich. Dementsprechend heftig reagierten die Beamten jetzt auf Falschmeldungen, die in den vergangenen Tagen im Internet kursierten — und Stimmung gegen Ausländer machen sollten.

"Am Wochenende hat uns ein besorgter Bürger auf einen Aufruf auf einer Facebook-Seite aufmerksam gemacht", sagt Litges. Dort wurde behauptet, dass in den vergangenen Tagen ein Asylbewerber in einem Park in Oberhausen-Schmachtendorf ein zwölfjähriges Mädchen unsittlich berührt und krankenhausreif geschlagen habe. Mit dieser Begründung habe ein Nutzer dann gefragt, wer Lust habe, dort einmal "spazieren zu gehen".

"Unserer Kenntnis nach hat dieser Übergriff nie stattgefunden. Da wird bewusst etwas gestreut, um Leute als Mitläufer zu gewinnen", sagt der Polizeisprecher. "Das ist dumm und für uns einfach nur ärgerlich." Denn weil die Gefahr bestand, dass eine selbsternannte Bürgerwehr durch den Park in Schmachtendorf patroulliert, rief die Polizei mehrere Einsatzwagen ab, die solange für andere Einsätze nicht zur Verfügung standen, bis geklärt war, dass vor Ort keine Gefahr drohte.

Um die Bevölkerung für solche Falschmeldungen zu sensibilisieren, hat die Polizei Oberhausen jetzt einen Aufruf bei Facebook gepostet. "Wir werden nicht zulassen, dass selbsternannte, nicht legitimierte, so genannte Bürgerwehren durch unsere Stadt ziehen und das Recht in ihre eigenen Hände nehmen wollen", heißt es dort.

"Wir beobachten ganz genau, was sich im Internet abspielt. Auch viele Bürger machen uns aufmerksam, wenn ihnen etwas auffällt", sagt Polizeisprecher Litges. In Oberhausen hat der Polizeipräsident deshalb bereits eine Facebook-Fragestunde eingerichtet, auch auf den Wochenmärkten wolle man mit mobilen Wachen dauerhaft präsent sein. "Wir wollen die Sorgen, Anregungen und Hinweise der Bevölkerung aufnehmen und gleichzeitig informieren", sagt Litges.

So wolle man erreichen, dass die Bevölkerung wachsam bleibe und nicht auf Stimmungsmache hereinfalle. An eben diese Stimmungsmacher richtete sich die Polizei ironisch am Ende des Eintrags: "Im Namen aller Oberhausener (und das schließt auch die Polizisten, ihre Angehörigen und Ferunde ein) sagen wir DANKE für diese unnötige Belastung."

(lukra)
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