Messerattacke in Regionalzug bei Aachen Tatverdächtiger nutzte zehn verschiedene Namen

Herzogenrath · Nach der Messerattacke im Regionalzug bei Aachen prüfen die Ermittler ein islamistisches Tatmotiv. Nach Informationen unserer Redaktion soll der Angreifer den Behörden mit zehn verschieden Namen bekannt sein, und die Fahnder prüfen nach derzeitigem Ermittlungsstand eine Spur nach Geldern.

Regionalbahn RE4 bei Aachen - Mann sticht auf Fahrgäste ein
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Mann sticht in Regionalbahn bei Aachen auf Fahrgäste ein

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Foto: dpa/Ralf Roeger

Ein 31-Jähriger hatte in einem Zug (RE 4) Richtung Aachen um 7.42 Uhr während der Fahrt kurz nach Verlassen des Bahnhofs Herzogenrath plötzlich ein Messer gezogen und damit wahllos und willkürlich Personen angegriffen. Dabei wurden fünf Personen zum Teil schwer verletzt, darunter auch der Angreifer. Ein 60-jähriger Bundespolizist, der in zivil unterwegs war und zufällig im Zug saß, überwältigte den Angreifer; zwei Mitreisende halfen ihm dabei.

Zum Zeitpunkt des Angriffes befanden sich 270 Menschen in dem Regionalexpress. „Nach allem, was wir bisher wissen, müssen wir bei dieser Tat von einer Amoktat ausgehen“, sagte Reul. Es handele sich um „eine grausame Tat, die in einem Akt enormen Mutes gestoppt werden konnte“, so der Innenminister. Die Opfer erlitten Schnittverletzungen im Gesicht und an der Hand, ein Opfer erlitt eine Stichwunde. Laut Polizei Köln, die die Ermittlungen führt, kamen vier Verletzte ins Krankenhaus. Lebensgefahr habe aber nicht bestanden. Die Polizei war mit einem massiven Polizeiaufgebot im Einsatz; der Angreifer wurde mit Handschellen in einem Ganzkörperanzug aus dem Zug abgeführt. Zeugen wurden unter anderem seelsorgerisch betreut.

Die Sicherheitsbehörden prüfen einen möglichen islamistischen Hintergrund der Tat. „Inzwischen wissen wir, dass zu dem Tätverdächtigen im Jahr 2017 ein sogenannter Prüffall im Bereich Islamismus angelegt worden ist“, sagte Reul. Bei dem Täter handelt es sich um einen 31-jährigen Mann, der im Irak geboren wurde, seine Staatsangehörigkeit ist aber noch unklar. Er sei laut Innenministerium in NRW wohnhaft. „Wir vermuten, dass er im Raum Geldern wohnt. Gesichert ist das aber noch nicht“, hieß es darüberhinaus aus Sicherheitskreisen. Der Mann habe 2017 in einem Flüchtlingsheim gelebt und sich stark verändert, unter anderem einen Bart wachsen lassen. Das Heim habe dann die Behörden informiert. Seitdem habe es nach derzeitigem Stand keine Auffälligkeiten mehr gegeben. Allerdings habe der Mann verschiedene Namen benutzt. Nach Informationen unserer Redaktion aus Ermittlerkreisen soll er den Behörden unter zehn verschiedenen Namen bekannt sein. Es gelte nun zu ermitteln, ob es wirklich ein islamistisches Motiv für die aktuelle Tat gegeben habe, so Reul weiter.

Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW und Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl erklärte: „Egal ob rechte oder islamistische Extremisten – sie alle sollen sich nicht täuschen. Unser Staat ist wehrhaft, und wir werden alles tun, um diese widerwärtigen und menschenverachtenden Ideologien zu bekämpfen.“

Am Abend gaben die Ermittler bekannt, bislang keine belastbaren Beweise für ein islamistisches Motiv gefunden zu haben, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte. Es gebe aber Anhaltspunkte, die die Schuldfähigkeit des Verdächtigen infrage stellen. Deswegen werde diese nun geprüft. Ermittelt werde wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Spätestens an diesem Samstag werde entschieden, ob gegen den Mann Haftbefehl oder etwa die Unterbringung in einer Psychiatrie beantragt wird.

Die Messerattacke erinnert an eine Reihe ähnlicher Fälle in den vergangenen Jahren. Erst im November vergangenen Jahres hatte ein 27-jähriger Syrer in einem ICE, der gerade zwischen Regensburg und Nürnberg unterwegs war, vier Männer im Alter zwischen 26 und 60 Jahren teils schwer mit einem Messer verletzt. Die Ermittler schließen einen islamistischen Hintergrund nicht aus; sie fanden etwa Propagandavideos der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bei ihm.

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