Viersen Heimtückische Angriffe auf Mountainbiker

Viersen · Im Wald geraten Fahrradfahrer und Spaziergänger oft aneinander. In Viersen fuhr ein Mountainbiker in eine gespannte Angelschnur und verletzte sich. Förster plädieren für mehr Toleranz - die Zahl der Freizeitsportler aber steigt.

 Daniel Foerster stürzte, als er bei einer Mountainbike-Tour auf den Süchtelner Höhen gegen eine über den Weg gespannte Angelschnur fuhr.

Daniel Foerster stürzte, als er bei einer Mountainbike-Tour auf den Süchtelner Höhen gegen eine über den Weg gespannte Angelschnur fuhr.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Für Daniel Foerster kam die Attacke aus dem Nichts. Als der 45-Jährige mit seinem Mountainbike auf den Süchtelner Höhen in Viersen auf einen Waldweg einbog, schlug es ihn fast vom Rad. "Irgendetwas hielt mich plötzlich fest", erinnert er sich. Der Willicher war in eine - für Fahrradfahrer wie Spaziergänger gleichermaßen unsichtbar - über den Waldweg gespannte Angelschnur gefahren, mit vielleicht 20 km/h, wie er schätzt.

Die Schnur erwischte ihn mit Wucht am Oberarm, rutschte über Hals, Gesicht und Brille, dann riss sie. "Ohne Brille hätte ich Augenverletzungen erleiden können", sagt Foerster. So blieb es bei Abschürfungen - und einem tief sitzenden Schrecken. Denn sein elfjähriger Sohn war mit von der Partie, radelte hinter seinem Vater. "Meistens fährt er vorneweg", sagt Foerster. "Ihn hätte die Schnur vielleicht am Kopf erwischt."

Für die Polizei in Viersen ist dies das vierte Mal innerhalb weniger Wochen, dass Unbekannte an den Süchtelner Höhen gezielt vergleichbare Fallen für Mountainbiker errichteten. Auch Draht wurde benutzt, immer aber entdeckten Spaziergänger die Hindernisse, bevor jemand hineingeriet. Foerster war der erste Verletzte. "Wir ermitteln wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr", sagt Polizeisprecherin Antje Heymanns. Ein Ergebnis liegt zwar nicht vor, dafür aber eine kritische Gemengelage. Im Wald seien Konflikte zwischen Fahrradfahrern und Spaziergängern nicht selten, sagt Heymanns, vor allem letztere äußerten gegenüber der Polizei oft ihren Unmut über rüpelhafte Biker. Potentiell lebensgefährliche Fallen seien allerdings eine neue Dimension.

Auch in Uwe Schölmerichs Revier wurden schon Drähte über Wege gespannt. Schwierig werde es immer dann, wenn sich Zweiradsportler und Fußgänger ein begrenztes Areal teilen. Der Leiter des Forstamts Rhein-Sieg konstatiert bei beiden Gruppen eine zu große Selbstbezogenheit. "Jeder will den Wald für sich alleine haben", sagt er, weist jedoch darauf hin, dass der militante Teil jeweils sehr klein sei. Gerade im Siebengebirge aber tummeln sich viele Erholungssuchende und wegen der attraktiven Strecken auch unzählige Mountainbiker.

Die Förster setzen mit dem Toleranz-Projekt "Miteinander im Wald" dagegen. Sie verteilen punktuell aber auch Geldbußen - das Fahren abseits der Wege ist eine Ordnungswidrigkeit und kostet 50 bis 100 Euro Strafe. Zusätzlich soll ein neues Wegenetz im Siebengebirge getrennte Wege für Wanderer, Radfahrer und Reiter ausweisen. "Ob es eingehalten wird, weiß natürlich niemand", sagt Schölmerich. "Mountainbiker suchen sich gerne eigene Querfeldein-Routen, speichern die GPS-Daten und stellen sie ins Internet, damit andere sie nachfahren können."

Florian Weishäupl von der Deutschen Initiative Mountain Bike (DIMB) hält dies für eine Mär. Probleme gebe es vielleicht in Einzelfällen, generell werbe man im Verband für Rücksichtnahme. "Auf unseren Lehrgängen vermitteln wir eine Art Knigge, wie man sich im Wald verhält", sagt Weishäupl. Getrennte Wege für Mountainbiker und Spaziergänger seien nur sinnvoll, wenn die Region sehr stark genutzt werde. "Ansonsten setzen wir auf ein Miteinander, um eine Ghettoisierung zu vermeiden." Generell sehen Weishäupl wie Schölmerich die Gefahr, dass sich Konflikte verschärfen. In unserer freizeitorientierten Gesellschaft wollen sich immer mehr Menschen ausleben. Weishäupl: "Da der Wald mit seinen Wegen aber nicht erweiterbar ist, müssen wir unser Verhalten optimieren."

Bilder vom Mountainbike-Rennen 2011 in Duisburg
30 Bilder

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Angelschnur-Opfer Daniel Foerster, der selbst ein Fahrradgeschäft führt, sieht sich da ganz weit vorne. Er fahre stets vorausschauend und gehe bei Fußgängern auf Schritttempo herunter. Ärger habe es daher noch nie gegeben. Umso fataler sei der Vorfall mit der Angelschnur. Rad fahren werde er aber weiterhin - "nur etwas vorsichtiger".

(RP)
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