Jugendlichen nach Ungarn gebracht? Experten bestätigen Vorwürfe in Gelsenkirchener Heimaffäre
Gelsenkirchen · Die Aufklärung der Gelsenkirchener Heimaffäre um die Unterbringung von Jugendlichen in Ungarn ist einen Schritt vorangekommen. Wirtschaftsprüfer haben Vorwürfe, die in einem Bericht des ARD-Fernsehmagazins "Monitor" vom 30. April gegen die Leitung des Jugendamtes erhoben wurden, bestätigt.
Außerdem seien weitere Verdachtsmomente in einem ähnlichen Fall aufgetaucht, hieß es. "Wir sind offenbar gezielt hintergangen worden. Besonders schwer wiegt für mich der Vertrauensbruch der beiden betroffenen Führungskräfte", sagte Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) am Freitag.
Ein ehemaliger Leiter des Jugendamtes und sein Stellvertreter hatten 2004 eine Firma zur Betreuung von Kindern in Ungarn gegründet. Ihnen wird vorgeworfen, Kinder gezielt in das Heim St. Josef in Gelsenkirchen geschickt zu haben. Von dort wurden einzelne Kinder nach Ungarn gebracht. Davon sollen die beiden Männer finanziell profitiert haben. Der Leiter hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.
Die Prüfgesellschaft Deloitte stellte auch fest, dass es eine Zusammenarbeit mit der Leiterin von St. Josef gegeben habe, über die zwischen 2005 und 2008 insgesamt neun Jugendliche in die Maßnahme ins ungarische Pecs vermittelt wurden. Der Verdacht, das Heim sei gezielt überbelegt worden, um Kinder leichter nach Ungarn schicken zu können, ist nach Angaben der Prüfgesellschaft nicht ausgeräumt.