Schwerpunkt in Duisburg Razzia gegen illegales „Hawala“-Banking-System

Düsseldorf · Ermittler sind in fünf Bundesländern gegen mutmaßliche Mitglieder einer kriminellen Vereinigung vorgegangen. Sechs Haftbefehle wurden vollstreckt, auch das SEK war im Einsatz. Derzeit werden Räumlichkeiten durchsucht.

Hawala-Durchsuchungen in Düsseldorf und Duisburg und anderen Bundesländern
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Durchsuchungen in Düsseldorf und Duisburg im „Hawala“-Fall

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Ermittler des Landeskriminalamts (LKA) Nordrhein-Westfalen sind am Dienstag gegen 27 Beschuldigte wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgegangen. Das gaben die Polizei Düsseldorf und das LKA bekannt. Geleitet werden die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Den Verdächtigen im Alter von 23 bis 61 Jahren wird vorgeworfen, ein verbotenes „Hawala-Banking“-System installiert und betrieben zu haben. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft wurde über das Banking-System mutmaßlich illegal erworbenes Vermögen in Höhe von mehreren Millionen Euro an den Behörden vorbei in andere Länder überwiesen.

Gegen sechs Beschuldigte liegen Haftbefehle vor. Teilweise wurden sie von Spezialeinsatzkräften der Polizei vollstreckt. Nach Informationen von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ kommt der Hauptverdächtige aus Duisburg. Der Schwerpunkt der Razzia liege im Großraum Duisburg, wo unter anderem Metallfirmen, Juweliere und Privatwohnungen durchsucht würden. Dem Bericht zufolge geht es bei den Verschiebungen um eine Gesamtsumme von mehr als 200 Millionen Euro. Das Geld sei unter anderem in die Türkei transferiert worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Düsseldorf.

Bei „Hawala“ handelt es sich um ein weltweit eingesetztes Überweisungssystem, das informell abläuft und auf gegenseitigem Vertrauen der Geschäftspartner beruht. Dabei wird Bargeld an einer Annahmestelle in Deutschland eingezahlt und in einem anderen Land wieder ausgezahlt. Das System ermöglicht Transfers abseits der Banken, weil Mittelsmänner auf Vertrauensbasis arbeiten. So untersteht es keiner Kontrolle und hinterlässt keine Spuren. Nach früheren LKA-Angaben wird das System auch von Angehörigen türkisch-arabischer Familienclans genutzt. In Deutschland müssen „Hawala“-Transaktionen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) genehmigt werden, ansonsten sind sie strafbar. Laut Behörde müssen Geldtransfers über das Hawala-Finanzsystem aber nicht in jedem Fall einen kriminellen Hintergrund haben.

Am heutigen Dienstag werden daher insgesamt 62 Durchsuchungsbeschlüsse in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Hamburg, Berlin und Baden-Württemberg sowie in den Niederlanden vollstreckt. Die Leitung bei dem Vorgehen übernimmt die neu eingerichtete Task-Force NRW. Sie besteht aus Polizei, Steuerfahndung und Justiz. Insgesamt sind mehr als 850 Polizei- und Vollzugsbeamte und elf Staatsanwälte im Einsatz.

Bei den Durchsuchungen sollen Beweismittel sichergestellt werden. Zudem sollen Vermögenswerte aufgrund vorliegender Vermögensarreste gesichert werden. Die zentralen Ziele der Task-Force sind das Aufspüren illegaler Finanzstrukturen und die Sicherung illegal erlangter Vermögenswerte.

(mba/dpa)
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